Maenner weinen nicht
auf vielen Wegen: Er lenkt von depressiven Gedanken ab. Körperliche Fitness und das Erlernen neuer Sportarten muntern auf und stärken das Selbstbewusstsein. Wer sich bewegt, dem wird klar, dass er selbst aktiv etwas gegen seine Erkrankung tun kann. Jeder kennt den Kampf gegen den eigenen inneren Schweinehund. Allein das Gefühl, sich aufgerafft zu haben, bessert die Stimmung. Die Euphorie steigert das körperliche Wohlbefinden der Patienten und schützt sie vor Rückfällen.
In einer Untersuchung der Bewegungswissenschaftlerin Andrea Dunn und ihres Teams vom Cooper-Institut im texanischen Dallas gingen die depressiven Symptome unter der Sporttherapie zurück – und zwar dosisabhängig. Die 80 untersuchten Probanden hatten sich zwei Monate lang drei- bis fünfmal pro Woche moderat bewegt. Bei leichten Übungen tat sich kaum etwas. Verbrannten die Probanden jedoch 17,5 kcal pro Kilogramm Körpergewicht – das entspricht einem etwa halbstündigen, zügigen Spaziergang täglich –, schwanden die depressiven Anzeichen. Vor allem bei leichten bis moderaten Depressionen wirke die Sporttherapie ähnlich gut wie ein Arzneimittel, jedoch ohne die üblichen Nebenwirkungen, berichteten die Autoren.
Die offiziellen britischen Empfehlungen zur Behandlung depressiver Patienten raten bei der leichten Depression zu Sportprogrammen, die dreimal wöchentlich 45 bis 60 Minuten dauern. Bisherige Studien lassen vermuten, dass Betroffene Sport eine gewisse Zeit durchhalten müssen, wenn sie wollen, dass sich ihre Stimmung aufhellt. Anders als ein Medikament hat Sport keine Nebenwirkungen, er ist daher bei fast allen Therapien gern zusätzlich gesehen. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen, bei denen Psychotherapie und Medikamente nur unzureichend wirken, kann Sport eine vielversprechende Therapiealternative sein.
Doch Sport taugt nicht nur als Therapie. Offenbar kann er auch Depressionen verhindern. So gehen Fachleute davon aus, dass Bewegungsmangel selbst vermehrt zu Depressionen führt. Zumindest legen die steigenden Zahlen von Depressionen bei zunehmendem Übergewicht in der Bevölkerung diese Vermutung nahe: Forscher des amerikanischen Instituts für psychische Gesundheit hatten zu diesem Zweck 1900 gesunde Menschen zwischen 25 und 77 Jahren in einer Langzeitstudie untersucht. Acht Jahre nach der ersten Untersuchung waren diejenigen, die sich in der Zwischenzeit kaum bewegt hatten, doppelt so häufig depressiv. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kam eine große Fitness-Studie mit über 11000 Männern und mehr als 3000 Frauen. Je besser die Leistung der Studienteilnehmer auf dem Fahrrad-Ergometer war, umso weniger wahrscheinlich entwickelten sie zwölf Jahre später eine Depression.
Diese vorbeugende Wirkung von Bewegung manifestiert sich offenbar schon im Teenageralter: Der Sportwissenschaftler Rod Dishman von der Universität Georgia in Athens hatte für seine Untersuchung knapp 4600 Kinder zwei Jahre lang untersucht: Faule, bewegungsarme Kinder wiesen später häufiger depressive Verstimmungen auf als die körperlich aktiven.
Wissen ist heilsam
In Selbsthilfegruppen kommen Menschen zusammen, die alle dasselbe Problem haben und ähnliche Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben. Die Gemeinsamkeit wird von vielen als entlastend empfunden. Da depressive Menschen sich typischerweise sozialen Kontakten entziehen, Freunde vernachlässigen, den Sportverein meiden und geschickte Ausreden haben, wenn sich die Kollegen treffen, bietet die Selbsthilfegruppe endlich wieder eine Möglichkeit, unter Menschen zu kommen – und das mit »Gleichgesinnten« in einem geschützten Raum.
In den letzten Jahren sind deshalb spezielle Selbsthilfegruppen für depressive Menschen zur wichtigen Säule bei der Behandlung geworden. In der Regel treffen sich Selbsthilfegruppen ein bis zwei Mal wöchentlich; Therapeuten sind nicht dabei. Allerdings laden viele Gruppen zu bestimmten Themen Experten für einen Vortrag ein.
Das verändert der Sport im Gehirn
Für die Angehörigen ist es meist sehr belastend, den depressiven Partner, Vater oder Freund zu betreuen. Selbsthilfegruppen für Angehörige können helfen, die veränderte Lebenssituation zu meistern, ohne dabei alle Kräfte zu verlieren. Hier tauschen sich die Betroffenen über die unterschiedlichen Facetten der Krankheit oder darüber aus, wie sie am besten mit dem kranken Partner, Freund oder Bruder umgehen können.
Was Angehörige tun können
Angehörige von depressiv Kranken wissen häufig
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