Maenner weinen nicht
der lebt gefährlich. Wer sein Leben lang versucht, unrealistische Erwartungen zu erfüllen, jederzeit zu funktionieren, und ungeachtet aktueller Lebensereignisse starren Zielen entgegeneifert, läuft Gefahr, depressiv zu werden. Dass der Leistungssport Bestmarken herauskitzeln will, liegt in der Natur der Sache. Wer verhindern will, sich von diesem Leistungsanspruch leer pumpen zu lassen, der muss einen gesunden Umgang mit den eigenen Erwartungen und Leistungsansprüchen lernen.
8 Vom Glück der kleinen Dinge
»Es gibt keinen Weg zum Glücklichsein.
Glücklichsein ist der Weg.«
Weisheit des Buddha
Das Geheimnis der inneren Stärke
In den ersten Kapiteln des Buches wurde in verschiedenen Facetten thematisiert, was Männer nachhaltig aus der Bahn wirft und warum sie an einer Depression erkranken können: die Kündigung kurz nach dem 50. Geburtstag, die Überforderung, gleichzeitig Vater, Partner und erfolgreich im Beruf zu sein, eine enttäuschte Jugendliebe oder die als Bub miterlebte Trennung der Eltern.
Schicksale wie diese lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit bei den meisten Männern finden. Viele von ihnen schaffen es, selbst unter schwierigsten Belastungen das Leben zu bewältigen. Im Vergleich zu Männern, denen das weniger gut gelingt, haben sie offenbar eine große innere Stärke. Selbst einschneidende persönliche Erlebnisse wie Missbrauch, Gewalt und frühe Trennungen können ihnen nichts anhaben. Im Gegenteil – sie leben ihr Leben mit einer positiven Grundstimmung, hadern nicht mit ihrem Schicksal, sondern lassen sich durch das eine oder andere Ereignis in ihrem Leben sogar zu einem neuen Weg inspirieren.
Beispiele für diese »starken Männer« gibt es auch unter Prominenten: Der Sänger Herbert Grönemeyer verlor 1998 innerhalb weniger Tage seine Frau und seinen Bruder. Danach pausierte er zwar ein Jahr, war aber nach seinem Comeback so erfolgreich wie nie zuvor: Seine Platte »Mensch« aus dem Jahr 2007 verkaufte sich 3,7 Millionen Mal und gilt als das meistverkaufte Album der deutschen Musikgeschichte.
Nelson Mandela lebte ab 1962 nahezu 28 Jahre seines Lebens in Gefangenschaft, zum Teil sogar unter besonders entbehrungsreichen Bedingungen wie Isolationshaft. Doch die Jahre im Arrest konnten ihm genauso wenig anhaben wie eine ganze Reihe persönlicher Schicksalsschläge. Drei Jahre nach seiner Freilassung im Februar 1990 erhielt Mandela den Friedensnobelpreis; noch ein Jahr später wurde er Südafrikas erster schwarzer Präsident.
Lance Armstrong, amerikanischer Ex-Radprofi, gewann zwischen 1999 und 2005 die Tour de France sieben Mal in Folge. Das Erstaunliche: 1996 bekam Armstrong die Diagnose Hodenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich in seiner Lunge und seinem Gehirn längst Tochtergeschwulste gebildet. Armstrongs Chancen zu überleben lagen bei weniger als 50 Prozent, doch er schaffte es. Armstrong selbst vermutete später, dass es nur Ausdauer, Kraft und das Überwinden seiner Ängste im Kampf gegen den Krebs gewesen sein können, die seine Erfolge im Radsport überhaupt erst möglich gemacht haben.
Karl S. ist Ende 20, als er völlig überraschend seinen Bruder Olaf verliert. Olaf campiert gemeinsam mit Freunden an der Ostsee, als sie von einer Gruppe Jugendlicher brutal überfallen werden; die Halbwüchsigen sind voll mit Drogen und Alkohol. Besinnungslos schlagen sie auf die Camper in den Zelten ein. Olaf stirbt an den Folgen der ihm zugefügten Verletzungen. Doch damit nicht genug: Die Täter flüchten, und niemand in dem Landstrich will etwas mitbekommen haben – zumindest lässt sich nichts zu dem Überfall in Erfahrung bringen. Die Polizei verschlampt Zeugenaussagen, verdächtigt falsche Täter. Als es endlich zum Prozess kommt, beschuldigen die Täter den toten Bruder im Nachhinein. Sie werfen ihm vor, die Jugendlichen zuerst provoziert zu haben. Karl S. könnte an der Trauer und der Wut über diese Ungerechtigkeiten zerbrechen, er tut es aber nicht. Stattdessen einigt er sich mit der Kanzlei, für die er als gut bezahlter Steueranwalt arbeitet, auf einen Halbtagsjob. Die restliche Zeit, die ihm nun zur Verfügung steht, investiert Karl. S in die Verarbeitung seines Schicksals. So kümmert er sich fortan um Projekte für auffällige Jugendliche, die in der Region leben, in der er seinen Bruder verlor.
Verletzlich oder stark, sensibel oder unantastbar – es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Schicksalsschläge zu verarbeiten. Warum
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