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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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sind?«
    Charley sah mich listig an. Seine Augen versuchten mir zu sagen: Aber sie sind da, das ist es eben!
    »Du Dummkopf! Siehst du jetzt endlich ein, was du angerichtet hast?«
    Charley schlug sich an die Brust und bekreuzigte sich. Sein echtes Auge näßte. Es war das einzigemal, daß ich ihn weinen sah.
    Dann kam Harry herüber, schnellen Schritts, schoß an uns vorbei, wütend wie ein gereizter Hund. Ich packte ihn beim Arm, doch Harry schien mich nicht zu erkennen und schüttelte mich ab.
    »Harry!«
    »Sie haben ihn geholt!«
    »Und wenn schon! Er ist kein wertvolles Pfand. Ein Ire, der schon steif ist. Sie sollen ihn haben!«
    »Darauf kommt es nicht an.«
    »Worauf denn?« fragte Leo und hielt Harry fest.
    »Laß mich los, verflucht noch mal!«
    »Harry!«
    »Du weißt, worum’s geht!«
    »Ja. Aber ist das so wichtig?«
    »Wichtig?« Harry hörte zu zerren auf. Er blickte Leo an, lange.
    »Sie sind es nicht wert«, erwiderte Leo. Ich bemerkte, wie Leo wartete, daß auch ich etwas sage, aber ich wollte ihn nicht ansehen. Da wurde er böse, seine kleinen slawischen Augen funkelten. »Ein Barney ist genug!« schrie er.
    »Und du wirst verdammt achtgeben, daß du nicht ein zweiter Barney wirst, verstanden?«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen!«
    »Laß mich los jetzt!«
    »Die Mädchen gehen dich nichts an, Harry!«
    »Ich brachte sie her.«
    »Von Juan hörte ich’s anders.«
    »Kümmere dich nicht um Juan! Ich brech’ dir die Hand, wenn du mich nicht sofort losläßt!«
    Die Mädchen lehnten ängstlich am Balkongitter. Dort oben sahen sie wie Gefangene aus. Ich glaube nicht, daß sie uns verstehen konnten. Vielleicht ahnten sie es nur. Hoffentlich ahnen sie es nur, dachte ich. Was es zu hören gibt, würde sie nicht freuen.
    »Spiel nicht die Rolle Gottes bei ihnen!« sagte Leo zu Harry.
    »Du vergißt, was du immer behauptet hast: in diesem Camp sei ich Gott. Nun, wenn ich hier Gott bin, muß ich leider auch die mir so widerlichen Entscheidungen treffen.«
    »Doch nicht in dieser Sache!«
    »Wir wollen sie nicht den Wölfen vorwerfen«, sagte Harry und riß sich los.
    Leo starrte ins Halbdunkel hinaus. Alle waren sie noch draußen, die Männer, unhörbar wie Gespenster. Ich wünschte mir, es möchte endlich der Morgen dämmern. Gespenster sind nur nachts unterwegs.
    »Harry, ich sagte es dir schon: Sie sind keine Wölfe, sie sind Männer.«
    »Fahr zur Hölle, du!«
    »Es wird mich freuen, dich dort zu treffen«, sagte Leo beiläufig. In diesem Augenblick trat der Priester aus der Veranda hervor. »Was ist hier los?« fuhr er Harry an.
    »Gehen Sie zurück!«
    »Warum?«
    »Keine Widerrede! Zurück, sage ich!«
    »Sie glauben wohl, ich fürchte mich?«
    Warum er es immer wieder betonte? Natürlich hatte er keine Angst, nichts konnte ihm Angst einjagen, nicht einmal der strenge Blick Gottes konnte es.
    »Ich aber fürchte mich«, sagte Harry. »Machen Sie mir nicht noch mehr Sorgen! Gehen Sie zurück!«
    Pater Luis sah ihn scharf an, seine Finger spielten mit dem Kruzifix, jenem todbringenden Kruzifix. Dann drehte er sich um und ging in die Veranda zurück.
    Es wurde heller und heller. Austernblaß glänzte der Himmel. Man konnte schon den Saum des Waldes erkennen. Da und dort leuchtete noch ein Stern. Eine leichte Brise sprang auf. Alles verstummte, alle Affen und alle Vögel des Urwalds schwiegen und warteten auf das Schauspiel des Sonnenaufgangs. Eigentlich sollten sie es schon gewöhnt sein. Die Männer hatten sich zu einem Kreis verteilt, das konnte ich jetzt sehen. An das Rockefeller-Hotel schienen sie jedoch nicht heranzukommen.
    Harry ging in die uns zunächst liegende Baracke, wo wir unsere Waffenkammer hatten, und kam mit zwei Gewehren zurück, einem leichten Mannlicher und einem schweren Rigby, die uns beim Jagen schon viel Freude bereitet hatten. Er schwang sie wie Keulen und zerschmetterte sie an einem Baum, zuerst den Kolben, dann den Schaft, zuerst das Mannlicher-Gewehr, dann den Rigby-Stutzen.
    Leo sah ihm dabei ungnädig zu. »Du könntest sie vielleicht noch brauchen, Harry?«
    »Gerade das will ich verhindern.«
    »Schön. An dir ist’s, zu entscheiden. Mach, was du willst!« Leo warf mir einen Blick zu. Er erwartete, daß ich ihn unterstützte. »Tut mir leid. Ich erkläre mich für neutral«, sagte er. Zu Harry gewendet, fuhr er fort: »Ich kann dir nicht beipflichten.«
    Charley hatte schweigend zugesehen, den Mund offen.
    »Los, Charley! Geh hinüber!« befahl Harry.
    »Senhor

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