Männerfrei: Roman (German Edition)
verschwunden. Es ist so schön, dass ich beschließe, zu Fuß durch Mayfair und den Hyde Park nach Notting Hill zu gehen. Obwohl ich mir die allergrößte Mühe gebe, kreist mein Verstand natürlich weiter um Jake und das Wochenende. Scheiße, was für ein Chaos.
Ich hoffe, er ist gut zu Hause angekommen. Ich hoffe, er versteht meine Beweggründe. Es liegt nicht an ihm oder an mir, sondern an der Männerauszeit.
Warum sollte er deine Beweggründe verstehen, du Närrin?
Liebes Ich, halt deine verfluchte Klappe.
Ich überquere den Berkeley Square. Das letzte Mal, dass ich hier war, war an jenem Abend im Nobu. Das ist erst zehn Tage her, doch es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Der gute alte Lukas, denke ich. Er kommt am Donnerstag zurück aus Deutschland. Ich habe kein Problem damit, ihn wiederzusehen. Es war ein Kuss, aber es gibt schlimmere Versehen.
Allerdings.
Aus heiterem Himmel muss ich an Coopers Worte an jenem Abend mit den Deutschen denken. Sie kreisen in einer nervigen Endlosspirale mehrere Minuten lang in meinem Kopf herum.
Cooper sagte: » Du wirst einen Mann kennenlernen, den du mehr begehrst als alle anderen Männer auf der Welt. Wenn er sich wie ein Scheißkerl benimmt, dann… stellt er dich einfach nur auf die Probe. Und du stellst ihn auf die Probe, wenn du herumzickst. Du wirst es lieben.«
Ich frage mich, ob Jake mich auf die Probe gestellt hat.
Nein, hat er nicht. Natürlich nicht. Ich habe recht. Ich weiß, dass ich recht habe. Ich bereue es nicht. Wenn sich zwischen uns etwas ergeben hätte, wäre es sowieso irgendwann wieder vorbei gewesen. Das ist so. Das weiß ich sicher. Ich wäre verunsichert, und dann würde ich verunsichert reagieren und könnte nicht mehr locker sein, und er würde die Lust an mir verlieren und die Sache beenden. So oder in einer ähnlichen Version.
Mit diesen Überlegungen schreite ich für mindestens dreißig Sekunden recht fröhlich voran. Ich entscheide mich bewusst für das Alleinsein. Ich will Jake nicht.
Vielleicht sollte ich mir das alles aufschreiben und es dann alle paar Minuten durchlesen, um Zeit zu sparen. Oder es mir auf den Arm tätowieren.
Gesprächsfetzen von unserem fünfstündigen Offenbarungs- und Kussmarathon schleichen sich immer wieder in meinen Kopf. Wir haben uns über alles unterhalten, einfach alles. Und dann seine Küsse. Verdammt, das Küssen war echt toll.
Ich habe seit Jahren mit niemandem mehr so geredet– ganz zu schweigen von jemandem, der männlich und mir praktisch fremd ist. Und im Gegensatz zu den anderen Männern, für die ich mich geringfügig interessierte, habe ich nicht den ganzen Abend gehofft, dass er mich zum Essen einlädt. Ich habe es einfach nur genossen, mich mit ihm zu unterhalten… Ich habe seine Nähe genossen und das Kribbeln, wenn sich unsere Blicke trafen, und das Küssen und den Seelenstriptease…
Das lag nur an dem verdammten Alkohol!, rufe ich mir sofort ins Gedächtnis. Ich hatte genug Wein– und Schnaps– intus, dass ich jeden Mann interessant und witzig gefunden hätte. Und vergiss nicht, junge Dame, dass er nach dem Aufwachen dachte, er hätte dich bereits sicher– weil er ein arroganter Scheißkerl ist! Und dann kam es zu dem hässlichen Streit, und er hat dich ganz übel beleidigt! Dieses Oberarschloch!
Ja, Ausrufezeichen gleich Hysterie.
Ich muss aufhören, mir die ganze Zeit den Kopf zu zerbrechen, sofort. Kate ist arbeitslos, und es gibt schlimmere Probleme auf der Welt.
Als ich bei Kate und Bloomie eintreffe, stecken sie knietief in Zigaretten, Rotwein und Pistazien, alles vom Spirituosenladen um die Ecke.
» Merlot für zwei Pfund neunundneunzig?«, frage ich.
» Es sind schwierige Zeiten, Darling«, erklärt Bloomie und zündet sich eine Zigarette an. Wir rauchen nur in echten Notfällen drinnen. Das ist definitiv einer.
Kate wirkt fast unmöglich ruhig. Ich beuge mich zu ihr und drücke sie ganz fest.
» Alles okay?«
» Ja«, sagt sie. » Mir geht es gut. Mir geht es sogar super!«
Sie erzählt uns, wie es zu der Kündigung kam und dass sie wahrscheinlich eine Abfindung in Höhe von drei Monatsgehältern bekommt. Sie hat den Nachmittag mit Immie verbracht und ihre Möglichkeiten abgewägt. Es hört sich an, als hätte Immie ein paar psychotherapeutische Knöpfe gedrückt, da Kate plötzlich Selbstbeobachtungen wie nie zuvor äußert.
» Ich glaube, es ist Zeit, mein Leben neu zu überdenken«, meint sie. » Ich will nicht mehr in einer Bank arbeiten. Ich mag zwar die
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