Männerfrei: Roman (German Edition)
glücklich zu sehen.
» Ich würde ja gerne«, antworte ich und stehe auf. » Aber letzte Nacht ist es sehr spät geworden… Ich sehne mich nach einem heißen Bad und meinem Bett… Danke für den Tee. Ich nehme ihn mit nach oben.«
» Gerne«, meint Don. » War nett, dich kennenzulernen.«
Ich schenke den beiden ein Lächeln, während sie sich wieder auf der Couch zusammenkuscheln, und gehe nach oben. Als ich in meinem Zimmer bin, sehe ich auf die Uhr. Es ist fast sechs. Ich bin geschafft. Ich lasse mir ein heißes Bad ein, lege mich anschließend ins Bett und lese Stolz und Vorurteil, um mich zu trösten.
Es funktioniert nicht.
» Verdammt, Austen«, schimpfe ich irgendwann laut, da ich zum neunten Mal denselben Absatz lesen muss. Meine Gedanken wandern ständig zurück zu gestern Abend. Ich muss immer an die Küsse und an die Gespräche denken. Und an das Abendessen. Und an den Pub. Und wieder an die Küsse. Und an all die schönen, süßen, lustigen Dinge, die Jake gesagt und getan hat.
Außer natürlich, als er mich ein Miststück und eine Idiotin und dämlich und erbärmlich genannt hat. Das war überhaupt nicht süß.
Ich ziehe mein Kissen über den Kopf und lasse einen Verzweiflungsschrei heraus. Es fühlt sich gut und dramatisch an. Gleich darauf meldet sich die nervige kleine Stimme in meinem Kopf.
Ich habe verdammt gute Gründe, Jake niemals wiederzusehen. Sollen wir sie einzeln durchgehen?
Nein, nein. Ich weiß, wie das läuft, wirklich.
Gut. Dann wiederhole es.
Ich werde Jake niemals wiedersehen.
Ich werde mir nicht das Herz brechen lassen.
Ich entscheide mich für Stabilität statt für Unsicherheit. Und für Sicherheit statt für Risiko.
Ich entscheide mich für die Männerpause. Ich will Jake nicht. Ich entscheide mich für die Männerpause. Ich will Jake nicht.
Mit diesem Sprechgesang im Kopf schlafe ich schließlich ein.
Kapitel 33
Am Montagmorgen wache ich auf und fühle mich gut– sogar richtig gut, nachdem ich so lange geschlafen habe–, bis mir einfällt, was passiert ist, und schon gefriert mir das Blut in den Adern.
Ich öffne die Augen und sehe mich um. Mein Zimmer ist das reinste Chaos. Ich habe noch nicht ausgepackt. Und das in mehr als nur einer Hinsicht nicht: Meine Reisetasche ist ein einziges Durcheinander aus mehlbestäubten, regenfeuchten, schlammverkrusteten Kleidern, und mein Kopf ist ein genauso schlimmes Durcheinander aus Erinnerungen und Gedanken an Jake. Verdammt, zieh Leine, Jake.
Es war die richtige Entscheidung. Es ist das, was ich will. Es ist vorbei.
Ich brauche nicht einmal den Versuch zu wagen, mein wohliges Seestern-Stretching zu machen, um zu wissen, dass es heute nicht funktioniert, also stehe ich direkt auf, packe meine Tasche aus, werfe eine Waschmaschine an, dusche (blabla) und ziehe mich an so schnell es geht, was nicht sehr schnell ist.
Wissen Sie, was die Krönung an diesem beschissenen Morgen ist? Ich habe meine modische Inspiration komplett verloren. Schließlich entscheide ich mich für ein Farmer-Outfit aus einem blaukarierten Hemd, einer Schlaghose mit hohem Bund und einem braunen Gürtel und taufe es » Yee-ha«. Ich bezweifle, dass ich heute laut » Yee-ha« rufen könnte, selbst wenn mein Leben davon abhinge.
Dann schnappe ich mir meine gelbe Glückshandtasche (Anmerkung für mich selbst: nach einer anderen Tasche suchen, weil dieses Scheißding mir null Glück gebracht hat) und mache mich auf den Weg zur Arbeit.
Heute nieselt es, und es ist verhältnismäßig kühl für einen Sommertag. Dieses beschissene Londoner Sauwetter. Missmutig stapfe ich zur Victoria Station, wobei mir auf halbem Weg auffällt, dass ich meinen iPod vergessen habe. Scheiße. Als Nächstes stehe ich vor einem geschlossenen Bahnhof, da die Bahnsteige überfüllt sind. Immer dieselbe Scheiße. Diese blöde U-Bahn. Ich warte draußen vor dem Gitter und werde schließlich nach unten gelassen, wo ich feststelle, dass meine Bahn vorübergehend nicht mehr fährt.
Klar.
Ich gehe wieder die Treppe hoch, wobei ich von all den anderen angepissten Pendlern angerempelt werde, und steige in die Buslinie 38 . Als wir auf der Hauptstraße in Richtung Hyde Park in einen Stau geraten, habe ich das Gefühl, als würde ich gleich hyperventilieren. Will das Universum mir damit sagen, dass ich in der falschen Richtung unterwegs bin?
Was für eine dumme Bemerkung.
Ich quetsche mich im Bus nach vorne durch und flehe den Fahrer an, mich aussteigen zu lassen. Der hysterische
Weitere Kostenlose Bücher