Männerfrei: Roman (German Edition)
Routine, aber ich weiß nicht, ob das gut für mich ist. Ich glaube, das verstärkt meinen… Kontrollzwang.«
Mein Blick fällt auf den Tisch, wo sie die Pistazienschalen mit der Öffnung nach oben der Größe nach fein säuberlich aufgereiht hat. » Ich denke, ich werde versuchen, mich für ein paar Monate als freie Mitarbeiterin durchzuschlagen– egal, wo, Hauptsache, ich verdiene genug, um weiter hier zu leben–, und anschließend werde ich verreisen«, sagt Kate. » Vielleicht gebe ich Fortbildungskurse für Lehrer. Oder Yoga-Kurse. Oder ich werde Floristin. Ich liebe Blumen.«
Ich sehe Bloomie an. Kates äußere Gelassenheit ist reine Fassade. Innerlich steht sie unter Schock. Bloomie zuckt mit den Achseln und macht ein » Ich weiß auch nicht, was ich sagen soll«-Gesicht.
» Nun, Darling, du musst das ja nicht sofort entscheiden«, räume ich ein.
» Ich weiß«, entgegnet Kate fröhlich. » Das ist ja das Lustigste daran. Ich muss gar nichts tun. Ich muss morgen nicht einmal aufstehen.« Plötzlich schwimmen Tränen in ihren Augen. » Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll.«
» Das ist ein Neuanfang für dich, Katiepoo«, sage ich und schenke ihr Wein ein.
» Das ist kein Anfang, sondern das Ende«, widerspricht sie mir und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. » Das nächste. Zuerst Tray, und jetzt das.«
» Betrachte es als den Beginn eines neuen Lebensabschnitts!«, meine ich mit einer leichten Überdosis Optimismus. » In den letzten zehn Jahren hat sich unser Leben ausschließlich um Studium und Job und wie wir auf die dreißig zugehen gedreht… Jetzt sind wir fast dreißig, und es ist höchste Zeit herauszufinden, was wir wirklich brauchen, um glücklich zu sein.«
Bloomie und Kate sehen mich sonderbar an. Bis jetzt ist noch nichts annähernd Philosophisches aus meinem Mund gekommen.
Während ich es ausspreche, wird mir bewusst, dass ich das wirklich glaube. Für uns alle ist es Zeit für einen Neubeginn. Für Kate, damit sie aufhört, ein Kontrollfreak zu sein, und einfach das Leben genießt, für Bloomie, damit sie sich auf etwas anderes– oder, besser gesagt, auf jemand anderen– als nur auf ihren Job konzentriert, und für mich… damit ich mich nie wieder auf eine Beziehung einlasse und mein restliches Leben funktioniert.
Brr, mein Neubeginn ist nicht der Hit.
Kate leert ihr Weinglas, das fast voll war. » Das ist definitiv ein neuer Lebensabschnitt. Ich bin arbeitslos.« Sie lässt sich plötzlich auf den Boden fallen und beginnt zu lachen und » Ich bin arbeitslos! Ich bin arbeitslos!« zu singen.
Bloomie und ich wechseln einen leicht besorgten Blick. Na, wenigstens lässt sie es aus ihrem System. Wir zünden uns Zigaretten an und gießen Wein nach.
Kate setzt sich plötzlich auf. » Das hätte ich glatt vergessen, meine geschäftliche Kreditkarte. Ich habe so viele Bonusmeilen gesammelt, dass ich praktisch überall gratis hinfliegen kann. Ich muss sie schnell einlösen, bevor die mir die Karte wegnehmen.«
» Oh mein Gott«, antwortet Bloomie. » Das solltest du wirklich tun. Du wirst die Karte bestimmt zurückgeben müssen.«
Kate starrt uns an. » Wo soll ich hinfliegen? Eigentlich…« Sie springt auf, läuft hoch in ihr Zimmer und kommt mit einem Briefumschlag zurück. » Ich habe ein Companion Ticket. Das bedeutet, dass eine von euch umsonst mitkann, egal, wohin ich fliege. Lasst uns nach Sri Lanka reisen und zwei Wochen Strandurlaub machen. Nein! Lasst uns nach Kroatien jetten und die Jachten der Banker abklappern.«
» Die Banker können sich keine Jachten mehr leisten… Und ich bekomme im Moment keinen Urlaub«, sage ich bedauernd. Verdammt, ich hatte seit einem Jahr keinen Urlaub mehr.
» Dann lasst uns einen Wochenendtrip nach New York machen«, schlägt Bloomie vor. Ich sehe sie an. Was für eine großartige Idee. New York. New fucking York. Damit könnte ich Jake aus meinem System löschen, und es würde Katie ablenken… Einfach perfekt.
» Wann?«, frage ich.
» Dieses Wochenende«, meint Bloomie. » Das passt super wegen deinem Geburtstag! Wir fliegen Freitagmittag hin und Sonntagabend wieder zurück. Dann kannst du am Montag wieder arbeiten gehen.«
Oh Gott, mein Geburtstag. Er ist am Sonntag. Mein neunundzwanzigster Geburtstag ist das Letzte, womit ich mich im Moment beschäftigen möchte. Ich hasse Geburtstage.
» Aber nur eine Begleitperson ist frei«, gebe ich zu bedenken. » Und ich kann es dir niemals zurückzahlen.«
»
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