Männerfrei: Roman (German Edition)
Du lügst.«
» Gib uns Bescheid, wenn du darüber reden möchtest«, fällt Kate rasch dazwischen, legt eine Hand auf meinen Arm und wirft Bloomie einen » Sei still!«-Blick zu. Ich nicke und nehme einen Schluck von meinem Dirty Martini. Ich weiß gar nicht, warum ich mir einen bestellt habe, aber ich hatte den Eindruck, in so einem Lokal ist das angebracht. Das Glas ist so groß wie mein Kopf. Kate beginnt von unseren Plänen für morgen zu erzählen, und ich lasse ihre Worte über mich hinwegrieseln und versuche, die Augen offen zu halten. Der Martini, von dem ich gehofft habe, dass er mich munter macht, ist in Wirklichkeit eine riesige flüssige Schlaftablette.
» Ooh!«, ruft Kate und weckt mich auf. » Das Essen kommt. Oh, danke sehr… Haben Sie englischen Senf?«
Kate hat ein Steak bestellt, Bloomie einen Schweinsfuß ( » Warum nicht?«, meinte sie achselzuckend) und ich den berühmten Burger. Er schmeckt absolut fantastisch, und der köstliche Zucker-, Salz- und Fettschub macht mich schon nach den ersten Bissen wach. Nach der halben Portion drückt mein Körper auf die » Fertig!«-Taste, und ich bekomme keinen Bissen mehr herunter.
Ich vermisse Jake.
Habe ich dir nicht gesagt, du sollst deine Klappe halten?
Meine Güte, ich werde offenbar allmählich senil. Ich habe aufgehört zu essen und starre ins Leere, während ich mich mit mir selbst unterhalte. Ich kann nichts mehr essen. Tatsächlich sind wir alle drei verstummt und geistig abwesend.
» Und, was machen wir jetzt?«, fragt Kate.
» Tut mir leid, wenn ich das sage, aber vielleicht sollten wir ins Bett gehen und schlafen, damit wir morgen fit sind«, entgegne ich. Meine Stimmung ist im Keller, ich fühle mich erschöpft und elend, und ich kann es nicht fassen, dass ich ein Wochenende in New York in so einer beschissenen Verfassung verschwende. Wir lassen uns die Rechnung geben und verlassen das Restaurant. Ich frage mich, ob die Einheimischen uns ansehen, dass wir Touristen sind. Es passt mir irgendwie nicht, eine Touristin zu sein, weil ich Touristen in London immer nervig finde, besonders die Horden von spanischen Studenten, die sich am Piccadilly Circus herumtreiben.
Wir zünden uns Zigaretten an und gehen ein Stück, aber es fällt mir richtig schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich bekomme nicht einmal mit, ob Bloomie und Kate sich unterhalten, da mein Gehirn offenbar die Pausetaste gedrückt hat.
Wir winken ein Taxi heran und fahren zurück zum Hotel, als wir kurz darauf in einem Stau stecken bleiben. Ich lehne mich nach hinten und lasse den Blick durch das Seitenfenster schweifen, mit fast geschlossenen Augen, während mein Gehirn sich bereits bettfertig macht, als ich ihn plötzlich entdecke.
Es ist Jake.
Verdammt, es ist Jake. Ich kann es nicht glauben.
Er geht auf dem Bürgersteig, genau in Höhe unseres Taxis, sodass ich sein Profil sehr gut sehen kann. Er ist in Begleitung einer Frau. Er hat dasselbe Hemd an, das er trug, als wir uns küssten. Er ist es. Er ist es definitiv.
» KÖPFE RUNTER!«, zische ich den anderen beiden zu, während das Taxi ungefähr zwanzig Meter fährt und dann wieder stehen bleibt.
» Huch!«, sagt Bloomie. Sie war mit geschlossenen Augen an meine Schulter gelehnt. Kate sieht durch das Fenster zur anderen Seite hinaus.
Wir sind jetzt wieder ein Stück vor Jake, und ich spähe vorsichtig aus meiner (ziemlich unbequemen und verkrampften– ich wünschte, die hätten hier schöne geräumige schwarze Taxis) halb kauernden Position durch die Heckscheibe, um wieder einen Blick auf ihn zu werfen.
Er geht auf meiner Straßenseite und kommt langsam auf uns zu, sodass ich ihn genau sehen kann. Seine Begleiterin ist ungefähr in meinem Alter, sehr hübsch, mit glänzenden braunen Haaren und einem wundervollen blauen Kleid. Glamourös. Sehr glamourös.
» Sehtmaldaisserdaisser!«, zische ich und unterbreche die » Warum? Was? Wo?«-Fragen. Bloomie dreht sich langsam um und sieht durch das Heckfenster in die Richtung, in die ich wie besessen starre.
» Ohmannduwillstmichwohlverarschen«, murmelt sie leise.
Wir starren alle sprachlos nach hinten. Jake kommt immer näher und ist nun fast wieder auf unserer Höhe, als der Stau sich plötzlich auflöst und wir weiterfahren. Das Letzte, was ich sehe, ist, dass er den Arm um ihre Schulter legt.
» Ich glaube das nicht«, sage ich unter Schock. Ich drehe den Kopf zu Bloomie und Kate. » Habe ich mir das eingebildet?«
» Nein, das war er«, bestätigt
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