Männerfrei: Roman (German Edition)
sie ab. Männer mögen kleine Frauen, ist Ihnen das schon einmal aufgefallen? Ich bin übrigens eher groß. Und ich hatte nie einen Freund, der groß genug war, dass ich acht Zentimeter hohe Absätze anziehen konnte. (Ob mein Beziehungstrauma jemals aufhört, frage ich Sie?) Sorry, zurück zu Kate. Sie ist Wirtschaftsprüferin, obwohl ich nicht weiß, warum, denn eigentlich hat sie Italienisch und Französisch studiert. Sie war sogar ein Jahr in Florenz. Kate war schon immer ein kleiner Kontrollfreak, ein Mensch, der bereits Wochen im Voraus plant und in Panik gerät, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten. Vielleicht ist das ja typisch für Wirtschaftsprüfer.
Kate wohnt mit ihrem Freund zusammen. Er heißt Tray. Bloomie und ich nannten ihn zuerst den netten Tray, als wir ihn kennenlernten, später dann den ernsten Tray. Inzwischen ist er der langweilige Tray. Er ist absolut nett, trägt aber nie etwas zur Unterhaltung bei. Dabei ist es nicht so, als würde ich mich nicht gerne mal mit ihm unterhalten. Vielmehr ist es so, dass ich mich weitaus lieber mit allen anderen unterhalte. Ich schätze, die beiden verbindet irgendetwas Verrücktes, sonst wäre Kate nicht schon drei Jahre mit ihm zusammen. Mein Vater sagt immer, keiner sieht das Spiel wie die Spieler. (Mein Vater ist ein unerschöpflicher Quell an Gleichnissen über Sport/Liebe.) Kate macht in letzter Zeit einen recht glücklichen Eindruck– ein bisschen ruhiger und ernsthafter, und wir bekommen sie nicht mehr so oft zu Gesicht, aber sie scheint glücklich zu sein.
» Warst du an Tray ernsthaft interessiert, bevor er dich zu einem Date eingeladen hat?«
Kate blinzelt nachdenklich. » Keine Ahnung… Ich fand ihn einfach interessant und irgendwie… lieb. Ein lieber, interessanter Gesprächspartner. Genau das, was ich mir für meine nächste Beziehung wünschte. Ja, ich schätze, ich war an ihm ernsthaft interessiert.«
» Und die sexuelle Chemie?«
» Oh ja, ja, die auch«, sagt Kate rasch. » Weißt du, ich wollte unbedingt einen lieben Mann haben. Ich hatte davor so viele, äh… Scheißkerle. Erinnerst du dich noch an Dick the Prick? Und an das fehlende Glied?«
Ich muss lachen. Dick the Prick war Kates erster Freund in London, doch er betrog sie und sie machte Schluss mit ihm. Das fehlende Glied war nicht so ein Arsch, aber auch er war nicht besonders nett. Er war ziemlich doof und sah gut aus.
» Nach all den Scheißkerlen hast du dir also gezielt einen Nicht-Scheißkerl gesucht?«
» Äh… ja.«
» Das ist wie bei mir und…« Ich überlege kurz, bis mir der Name einfällt. » …Posh Mark! Der war auch lieb!«
Und strohdoof, füge ich im Stillen hinzu. Ich bin ein herzloses Biest.
» Ja, allerdings bezweifle ich, dass du und Posh Mark jemals zusammengepasst hättet. Tray und ich dagegen haben viel gemeinsam. Ich mag seine Gesellschaft. Er ist sehr klug«, fügt sie hinzu. Wieder.
Hm. Sie klingt ein bisschen wie die Frauen von Stepford und sie weicht meinem Blick aus, aber ich beschließe, ihr recht zu geben.
» Du hast recht. Du bist ein richtiger Glückspilz, Süße. Es ist wichtig, einen Mann zu haben, der lieb und klug ist.«
Vielleicht ist hier irgendetwas faul, doch ich werde sie nicht ausfragen. Kate spricht nur über ihre Gefühle, wenn sie es möchte. Sie gibt sich immer nett und reserviert, allerdings nicht auf eine kühle Art– Kate würde alles für uns tun. Ich glaube, sie ist schüchtern. Bei Kate weiß man nie, ob es ihr super geht oder absolut beschissen, außer sie möchte, dass man es erfährt. Ich wünschte, ich wäre nicht so ein offenes Buch. Meine Mutter erkennt meine Stimmung daran, wie oft ich es klingeln lasse, bevor ich ans Telefon gehe.
» Wie geht es dir denn wegen Posh Mark, Sass?«, fragt Kate. Ich hatte ihr am Dienstagabend am Telefon etwas vorgeheult, peinlicherweise.
» Oh, ganz gut«, antworte ich wahrheitsgemäß. » Weißt du, er war ein Rettungsanker. Noch immer besser, als in einem Meer aus Selbstmitleid und Wodka zu ertrinken.«
» Hübscher Vergleich«, sagt Kate grinsend. » Und, wo können wir jetzt nicht mehr hingehen?«
» Ins Eight Over Eight. Da hatten wir unser erstes Date«, antworte ich und beiße nachdenklich in meinen Burger. » Und ins Julie’s, weil wir dort immer brunchen waren, wenn ich bei ihm geschlafen habe.«
» Gibt es in deiner Ecke überhaupt noch Läden, in denen wir brunchen können, ohne dass du sie mit irgendeinem Ex in Verbindung bringst?«, fragt Kate lachend.
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