Männerfrei: Roman (German Edition)
sieht. » Es sind schwierige Zeiten… Ich muss eben den Kopf einziehen, dann behalte ich vielleicht meinen Job.«
» Oh, äh… ja«, stammle ich und rühre in meinem Glas. Was die Welt der Finanzen betrifft, habe ich keinen Durchblick. Stehen etwa schon wieder ein paar Banken vor dem Zusammenbruch? Ich stelle mir dann immer bildlich Banktürme vor, die einer nach dem anderen umfallen. » Ich bin sicher, du verlierst deinen Job nicht, Blooms.«
» Ja, sicher, alles wird gut«, meint Bloomie mit einer wegwerfenden Handbewegung. » Außerdem habe ich ja den Monk zur Ablenkung. So was brauchst du auch. Einen Monk, der dich ablenkt.«
» Nein«, widerspreche ich ihr mit einem tiefen Stoßseufzer. » Ich bin einfach unfähig, den Richtigen zu finden… Für mich hat das keinen Zweck. Vorbei. Ich habe keinen Bock mehr.«
» Ich kenne dich«, wirft Bloomie lachend ein. » Das sagst du jetzt, aber spätestens morgen, wenn du irgendeinem tollen Typen in einer Bar begegnest, änderst du deine Meinung wieder.«
» Genau! Als ich vorhin hier hereinkam, habe ich als Erstes die Männer abgecheckt und überlegt, welcher etwas für mich sein könnte. Dabei bin ich noch keine vierundzwanzig Stunden Single! Was zum Henker stimmt nicht mit mir? Ich stecke in einem Teufelskreis, in dem sich alles nur um Dates dreht, aber damit versaue ich mir mein Leben. Das ist wie eine Sucht!«
» Nein. Das ist ganz normal, wenn man Ende zwanzig ist und Single.«
» Ich habe die Schnauze jedenfalls voll«, sage ich. » Ich bin es gründlich und für alle Zeiten leid, verdammt. Gott ist mein Zeuge, ich werde nie wieder eine Beziehung eingehen.«
» Seit wann hast du denn religiöse Anwandlungen, Scarlett O’Hara?«, entgegnet Bloomie und stochert mit ihrem Strohhalm zwischen ihren Eiswürfeln. » Du bist ja nicht einmal getauft.«
» Also gut, so wahr Bloomie meine Zeugin ist…« Ich unterbreche mich kurz und schlage mit beiden Händen so laut auf den Tisch, dass der Barkeeper besorgt herüberschaut. » Ja! Genau! Ich werde von jetzt an offiziell aussteigen und mich von den Männern fernhalten. Keine Dates, keine Enttäuschungen. Ganz offiziell. Ernsthaft.«
» Keine Männer mehr?«
» Keine Männer mehr.«
» Kein Sex?«
» Kein Sex.«
» Nicht einmal ein Flirt?«
Ich zögere kurz. » Nur, wenn er harmlos bleibt. Es spricht ja nichts dagegen, sich mit Männern zu unterhalten…«
» Dann solltest du dieses Gelübde schriftlich aufsetzen.«
» Mach du das«, antworte ich, nehme eine Zigarette aus der Schachtel und klemme sie mir erwartungsvoll zwischen die Lippen. » Ich bereinige mein Leben von Männern. Sozusagen eine Testosteronentgiftung. Eine Männerentgiftung. Sollen wir es eine Männerfastenzeit nennen?«
Bloomie stößt ein lautes Prusten aus. » Nein, das klingt nicht fröhlich genug. Wir nennen es einen Urlaub von der Liebe!«, schlägt sie begeistert vor und kramt in ihrer Tasche nach einem Stift.
» Einen Urlaub von der Liebe? Klingt wie ein Film mit Cliff Richard. Nein, es ist eine… eine Auszeit. Eine Liebesauszeit.«
» Und was, wenn du deinem Traummann begegnest?«
Ich verdrehe die Augen. » Ach was. Wie hoch stehen denn wohl die Chancen dafür?«
Bloomie stößt ein gackerndes Lachen aus. » Und woher weißt du, wann die Auszeit vorüber ist?«
» Nach sechs Monaten. So lange dauert doch ein durchschnittliches Sabbatical, oder?«
» Süße, ganz im Ernst, das ist eine lange Zeit, um das wahre Leben zu ignorieren, selbst für dich.«
» Das ist ja das Problem… Also gut, drei Monate«, lenke ich grinsend ein.
» Okay, ich brauche ein Blatt Papier. Ich frage mal den Barkeeper. Willst du noch einen Drink?«
Während Bloomie sich zum Tresen aufmacht, lasse ich den Blick schweifen und betrachte erfreut all die Männer, mit denen ich mich nicht einlassen werde. Ich spüre eine große Erleichterung, dass ich mit diesem ganzen Kram nichts mehr zu tun habe. Unglaublich, dass ich nicht schon früher darauf gekommen bin! Ich bin ein Genie! Gratulation an mich selbst!
Kapitel 5
Am nächsten Morgen werde ich mit einem vorhersehbar trockenen Mund und einem üblen Geschmack auf der Zunge wach. Ich öffne ein Auge und bemerke, dass meine Wimpern verklebt sind– was bedeutet, dass ich mich nicht richtig abgeschminkt habe– und dass ein Blatt Papier auf meiner rechten Brust liegt. Natürlich sind Sie, liebe Leserin, mir einen Schritt voraus– ich würde auch nichts anderes erwarten– und ahnen bereits, dass auf
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