Männerfrei: Roman (German Edition)
stehen noch aus). Anna, meine Mitbewohnerin, hat es auch versucht, kam allerdings nach drei Wochen wieder mit ihrem verheirateten, aber jetzt offiziell getrennt lebenden Don zusammen. (Vielleicht hat es ja gewirkt.) Mitch kündigte eines Abends in einer Kneipe lautstark eine Frauenpause an, hauptsächlich weil er dachte, das würde bei den Frauen gut ankommen, da sie ihn dann als Herausforderung betrachteten. Doch nachdem sechs Aufreißversuche hintereinander damit endeten, dass die Frauen ihn stehen ließen, sobald er davon anfing, erklärte er seine Frauenpause für eine » bescheuerte Schnapsidee« und gab es auf.
Lustig, dass es bei Männern den gegenteiligen Effekt hat. Und ich gehe nicht mit meiner Abstinenz hausieren, denn wie Regel Nr. 5 uns sagt, würde es die Männer nur neugierig machen und als Herausforderung betrachtet werden. Trotzdem muss ich eine Komm-her-und-verpiss-dich-Aura ausstrahlen, die Männer unwiderstehlich anzieht, da ich ständig angesprochen werde. Es ist bizarr. Nachdem mir das in den ersten vier Tagen meiner Auszeit dreimal passierte, schob ich es noch auf den Zufall. Aber nach drei Monaten ist das absurd.
An den wenigen Abenden, die ich ausging, wurde ich jedes Mal angequatscht und angebaggert (einer folgte mir sogar auf die Toilette, um an meine Nummer zu kommen, Grundgütiger), genau wie in der U-Bahn (eine Brutstätte sexueller Anspannung, ist Ihnen das schon aufgefallen?), in meinem Frühstückscafé (was sehr ärgerlich ist, denn nachdem ich denselben Kerl zweimal dort gesehen habe, trinke ich meinen Kaffee morgens wieder zu Hause, und Sie wissen, wie gern ich in diesem Café sitze– so weit gehe ich, um die Integrität meiner Auszeit nicht zu gefährden) und sogar im Sainsbury’s in Pimlico (in der Obstabteilung bei den Bananen, was laut Bloomie » normal« ist). Irgendwie nervt das.
Und wissen Sie, ich sehe nicht besser aus (leider). Und ich bin auch nicht witziger als früher (leider, leider).
Daraus kann ich nur schließen, der einzige Grund, dass ich bei den Männern so gut ankomme, ist, weil sie spüren, dass ich kein Interesse habe, und weil sie das haben wollen, was sie nicht haben können. Je weniger ich die Männer will, umso mehr wollen sie mich. Das ist ein Sich-Zieren auf einem ganz anderen Level.
Aber, oh Gott, das Leben ist viel einfacher als vorher. Meine Männerabstinenz ist nicht nur meine zweite Natur, sondern meine einzige Natur. Außerdem kann ich nicht lügen. Ich möchte mit keinem meiner Verehrer ausgehen. Keiner von ihnen interessiert mich im Geringsten. Natürlich sind immer wieder ein paar süße Typen darunter– wie dieser Amerikaner gleich am ersten Abend oder Lukas, der attraktive Deutsche, mit dem ich zusammenarbeite, oder der obercoole Jake–, doch ich muss nicht wie früher überlegen, ob da gerade ein Scheißkerl mit mir spricht, da es kein Thema mehr ist.
Manchmal frage ich mich, ob ich meine Auszeit beenden würde, wenn ich jemanden kennenlernte, der mir vom ersten Moment an unheimlich sympathisch ist. Dann fällt mir wieder ein, dass es ja immer auf dieselbe Art enden würde. Die Beziehung würde kippen, er würde gemein werden, irgendetwas Schlimmes würde passieren, und ich wäre dann tatsächlich einen Schritt näher, mich in die zynische Rothaarige aus Sex and the City zu verwandeln.
Ich weiß, was Sie wissen möchten. Ich habe Jake nicht mehr gesehen. Einmal dachte ich, ihn gesehen zu haben, in einem Restaurant, wo ich am Sonntagmittag mit meinen Eltern essen war, aber es war ein anderer großer Mann mit schönen breiten Schultern. Und ein anderes Mal dachte ich, er würde in meiner U-Bahn sitzen. Doch er stieg aus, bevor ich ihn richtig sehen konnte. Außerdem glaube ich, dass er sich in letzter Zeit woanders herumtreibt. Niemand hat ihn jemals wieder erwähnt. Und ich habe nicht nach ihm gefragt.
Nicht dass es eine Rolle spielen würde.
Und nun ist es Mittwoch und genau drei Monate her, dass Posh Mark mir den Laufpass gab und die männerfreie Zeit ausgerufen wurde. Heute ist ein wichtiger Tag. Um elf Uhr haben wir ein Meeting mit den Deutschen für die Abschlusspräsentation– wir enthüllen unseren endgültigen Entwurf für den Produktnamen und den Slogan und das Logo und die Markteinführungsstrategie. (Ups, da ist es passiert. Ich rede schon wieder über die Arbeit.) Ich kann es kaum erwarten.
Und heute Abend bin ich mit Bloomie und Kate zum Essen verabredet. Ich habe so viel gearbeitet, dass ich sie seit über einer
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