Männerfrei: Roman (German Edition)
Schlag lang aus, als ich Ricks Namen auf dem Display lese. Ich kann nichts dafür, das ist wie bei den pawlowschen Hunden. Ein Vierbeinerdessert auf Eiweißbasis.
Marlena und Felix setzen sich nach hinten, also nehme ich vorne Platz, noch immer leicht beschwipst, und frage mich, was zum Teufel Rick von mir wollte. Wir sind gerade auf der Chelsea Bridge, als mein Handy klingelt.
Es ist Rick.
Ich lasse es viermal klingeln und beschließe dann, dass es nicht schaden kann herauszufinden, was er will. Felix und Marlena plaudern auf Deutsch und können mich ohnehin bei dem türkischen Popgedudel im Radio nicht hören.
» Hallo?« Ich habe auch beschlossen, dass es eine gute Idee ist, so zu tun, als hätte ich Ricks Nummer gelöscht und daher keine Ahnung, wer anruft.
» Na endlich!«
» Äh, hallo?… Wer ist da?« Ich versuche, abgelenkt zu klingen, beschäftigt und desinteressiert, während ich insgeheim wie eine Wahnsinnige in mich hineingrinse. Eine angetrunkene Wahnsinnige.
» Ich bin es. Rick.«
» Rick! Oh, shit, tut mir leid, ich habe deine Stimme nicht sofort erkannt.«
Pause. Ich könnte » Und, was gibt es?« sagen, aber wozu die Mühe? Soll er sich doch anstrengen.
» Und… Wie geht es dir? Was treibst du heute Abend?«, fragt er. Was soll der Smalltalk? Als wir noch zusammen waren, hat er nicht ein einziges verdammtes Mal angerufen und sich nach meinem Befinden erkundigt.
» Super«, antworte ich vergnügt. » Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Geschäftsessen. Ich habe daher keine Zeit zu plaudern…«
» Wo geht’s denn hin?«, erkundigt sich Rick freundlich. Warum ist er plötzlich so nett? Total ungewohnt.
» Ins Nobu. Am Berkeley Square…«
» Oh, nobel. Grüß Nick von mir, den Barkeeper.« Was für ein blöder Angeber. Außerdem klang er überrascht, da ich so ein edles Restaurant besuche, nachdem er meinen Job immer belächelt hat.
» Mach ich.«
Lange Pause.
» Okay, Rick, ich muss jetzt auflegen. Ich muss mich um die anderen kümmern…«
» Ja, ja, ich ruf auch nur an, weil… Eigentlich wollte ich dir vorschlagen, dass wir mal zusammen essen gehen.«
Plötzlich fühle ich eine große Gleichgültigkeit. » Ach ja?«
» Ja, und zwar gleich morgen Abend. Nach dem Wiedersehen mit dir gestern Abend… Es gibt sehr viele Dinge, die ich dir sagen möchte. Ich habe einen Tisch im Oak reserviert. Ich werde ab neun Uhr dort sein.«
Natürlich, im Oak. Das ist nur zwei Straßen von seinem Haus entfernt. Dieser faule Scheißkerl. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Als Erstes kommt mir natürlich » Nein, verpiss dich!« in den Sinn, aber ich spüre eine seltsame Genugtuung über seine Einladung, nachdem ich mir in der Woche nach der Pink Lady nichts sehnlicher wünschte. Die Pink Lady! Verfluchte Scheiße! Vielleicht will er sich entschuldigen. Vielleicht liebt er mich noch immer verzweifelt, und ich kann mich endlich für seine Abfuhr revanchieren. Das wäre klasse. Meine Gedanken schwirren ein paar Sekunden lang wild durcheinander, bis mir bewusst wird, dass ich etwas sagen sollte.
» Ich weiß nicht…«, erwidere ich. Ich weiß, ich sollte Nein sagen. Reiß dich zusammen, Frau. » Ich kann nicht…«
» Dann vielleicht auf einen Drink?«, insistiert er. » Ich muss unbedingt mit dir reden. Komm schon, bitte! Willst du, dass ich dich anflehe? Das mache ich glatt…«
Ich sollte nicht ich sollte nicht ich sollte nicht. Ich muss an Regel Nr. 1 denken. Die wichtigste von allen. Keine Dates annehmen.
» Komm schon«, drängt er, leicht ungeduldig. » Bitte. Ich muss dir unbedingt etwas sagen.«
» Also gut…«, gebe ich nach. » Aber kein Date. Nur ein Drink. Einen.«
Das ist kein Date, wenn wir früher einmal ein Paar waren, oder? Ich rufe mir die Regeln in Erinnerung. Sie sagen nichts darüber, dass man sich nicht mit seinem Ex treffen darf. Gar nichts. Lalalaaa.
» Super«, stimmt Rick mir zu.
» Aber wir treffen uns in Chelsea«, sage ich. Ich scheine mein ganzes Leben damit zu verbringen, nach Notting Hill zu fahren, und für Rick nehme ich diesen Weg sicher nicht auf mich. » Wir treffen uns im Botanist um acht.« Ooh, ich übernehme das Kommando. Das ist neu.
» Dann ist das Date abgemacht!«, erklärt er.
» Es ist nur ein Drink«, verbessere ich ihn rasch. Mein Champagnerrausch ist einem schlechten Gewissen gewichen, weil ich mich nicht darauf einlassen sollte. Ich ignoriere es und lege auf, ohne mich von Rick zu verabschieden. Ich werde hingehen, mir anhören,
Weitere Kostenlose Bücher