Männerküsse: homoerotische Geschichten (German Edition)
erreicht.
Ruckartig gräbt er die Kufen in das Eis und kommt seitlich zum Stehen. Ich gehe auf ihn zu. Die anderen Menschen um uns herum nehme ich nicht mehr wahr. Er hat Mühe, ruhig auf den Schlittschuhen zu stehen, und ist mit ihnen ein Stück größer als ich. Ich gehe einmal um ihn herum und nehme gierig seine Statur, seine Haltung, sein Aussehen in mich auf. Besser, als alle Fotos der Welt.
»Du hast mich heute sehr glücklich gemacht und deine Aufgabe mit Bravour gemeistert, Thomas. Du bist ein wahrer Künstler auf dem Eis. Kann es sein, dass du mir eine Kleinigkeit verschwiegen hast?«
Ich lehne mich an die Metallabsperrung, strecke die Arme links und rechts aus und stütze meine Hände auf die Kante. Er bleibt stehen, wo er ist. Und er bleibt stumm. Gott, er ist so schön in seinem Gehorsam!
Ich muss mich räuspern. »Deine Erziehung ist sehr gut, ich bin beeindruckt. Komm ein wenig näher, dann gib Antwort auf meine Frage.«
Graziös nimmt er ein wenig Schwung und fährt auf mich zu. Mittig vor mir bleibt er stehen und legt die Hände nach hinten.
»Herr, ich danke Euch, dass Ihr mir gestattet, zu sprechen. Ich freue mich, Euren Wünschen entsprochen zu haben. In der Tat habe ich vor einigen Jahren eine Zeit lang Unterricht auf dem Eis genommen. Hätte ich gewusst, dass Euch diese Information von Nutzen ist, hätte ich sie Euch zweifelsohne zukommen lassen.«
Ich lächele. Seine Aussprache hat diesen altmodischen, ehrerbietigen Klang, der mir so gefällt; der aber nicht für jedermann etwas ist und auch nicht jedem steht. Aus seinem Mund klingt es wie das filigrane Spiel auf einem edlen Instrument.
»Folge mir, damit du aus den lästigen Schuhen herauskommst.«
Ich drehe mich nicht um, wohlwissend, dass er mir so dicht und so schnell es ihm möglich ist, nachgeht. Ich beobachte ihn, wie er sich die Schlittschuhe auszieht und wieder in seine schwarzen, hohen Schaftstiefel steigt, die er gewissenhaft zuschnürt.
»Bleib hier«, fordere ich ihn auf und gebe die Schlittschuhe bei meinem Kollegen ab.
Ich kehre zurück zu ihm. Sehe, wie er sich aufrichtet, die Füße leicht auseinander, den Kopf hoch erhoben, doch ich kann nur auf die dichten, dunklen Wimpern blicken. Ich stelle mich nah vor ihn hin, unmissverständlich nah.
»Mein Name ist Alexander. Doch du wirst mich so niemals eigenmächtig nennen. Du wirst mich ansprechen, wie es sich für einen Sklaven gehört.« Ich grinse und sehe, wie er sich über die Lippen leckt. »Allerdings kannst du dir hin und wieder verdienen, mich mit meinem Namen anreden zu dürfen. Aber dafür wirst du sehr lange und sehr hart arbeiten müssen. Wirst du das tun?«
»Ja, Herr«, wispert er mit brüchiger Stimme.
Auch wenn ich weiß, dass es an seiner Aufregung liegt, so verlange ich von ihm sein Bestes. »Was ist mit deiner Stimme? Hast du Bedenken?«
Seine Augen bewegen sich unter seinen Lidern. »Keine Bedenken, Herr. Nicht bei Euch. Ich habe Eure Anweisung verstanden und werde alles tun, um Euch glücklich zu machen – stolz auf mich. Verzeiht, dass mich Eure Gegenwart nervös macht.«
»Dafür musst du dich nicht entschuldigen. Das ist etwas, was wir beide genießen können. Achte nur darauf, dass du keine Fehler machst. Du willst doch nicht bestraft werden, oder?«
»Herr, es ist mein tiefstes Bedürfnis, Euch zufriedenzustellen, und ich werde jedes Lob von Euch gebührend annehmen. Und wann immer Ihr glaubt, ich benötige eine Lektion oder muss …« Thomas schluckt hart und ich sehe den Adamsapfel hüpfen, »… bestraft werden, wird mich dies nur noch mehr anspornen, besser und tüchtiger zu sein.«
Ich nehme die Hand hoch und hebe sein Kinn mit Daumen und Zeigefinger an. Dunkel flüstere ich ihm ins Gesicht: »Hast du an mich gedacht, als du es dir gestern Nacht machtest? Was hast du dir vorgestellt, hm? Wie ich vor dir stehe, du zu meinen Füßen, wo du sein willst. Ich möchte alles wissen, jedes Detail. Und ich will dich dabei ansehen und berühren, wenn du mir davon berichtest!« Ich streichele mit meiner lederbehandschuhten Hand über seine Wange und er erzittert unter der Berührung. »Du bist mein ungeschliffener Diamant und ich werde dich nach meinem Belieben formen. Komm, lass uns zu einem Ort gehen, der eher unserem Geschmack entspricht.«
Ich drehe mich um und gehe voran. Ich weiß, dass er mir folgen wird. Bedingungslos. Überallhin. Denn jetzt ist er mein .
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Brennende Leidenschaft
von Stefanie Herbst
Im
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