Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
stechenden Augen der Wahrheitspuristen ebenso wenig Bestand wie Feigheitslügen. In seiner Schrift ›De mendacio‹verurteilt der ehemalige »algerische Playboy« (Helmut Lesch) und spätere Bischof von Hippo, der heilige Augustinus, jedwede Art von Lüge, egal aus welchem Motiv sie begangen wird, ja sei es selbst, wenn sie der Rettung eines Lebens diente. Dabei erzählt die Bibel anderes. So hätte selbst Moses nicht überlebt, hätte die Pharaonentochter, die ihn als Baby in einem Körbchen im Schilf des Nil gefunden hatte, nicht gelogen und ihn an Sohnes statt aufgenommen. Und was anderes als eine Lüge ist denn das von Gott zum Schein dem armen Abraham abgeforderte Sohnesopfer?
    Die katholische Kirche, die auf dem Fels eines (mindestens) Dreifachlügners ihre geistigen Fundamente errichtete, baute auch ihre weltlichen auf einer Lüge, der Lüge der Konstantinischen Schenkung, auf. (»Reg dich ab«, meint Jenny, »nach einem irischen Sprichwort ist die anglikanische Kirche auf den Eiern eines Königs errichtet. Das ist sicher noch wackliger. Und doch halten beide schon ganz schön lange durch. Sind eben selber Wunder.«) In solcherart gesicherten vatikanischen Mauern schrumpft folgende Lüge zu einer netten Anekdote:
    Die Leiche des unter bis heute nicht geklärten Umständen verstorbenen Papstes Johannes Paul I. entdeckte die in den Privatgemächern des Vatikans beschäftigte Nonne Vicenzina am 28.9.1978 frühmorgens, als sie dem Heiligen Vater den Frühstückskaffee bringen wollte. Als sie auf Klopfen keine Reaktion bekam, ging sie ins päpstliche Schlafzimmer, um nachzusehen, und fand den toten Papst. Offiziell ließ der Vatikan aber verlauten, der päpstliche Sekretär, der Ire John McGee, habe den Heiligen Vater tot aufgefunden. Nach Auffassung des Camerlengo, des Kardinals Villiot, war es untragbar, dass eine Ordensschwester sich allein mit dem Papst in dessen Schlafzimmer aufhielt, auch wenn dieser tot war. Die Wahrheit kam erst Jahrzehnte später heraus.
    »Auf die Kirche eindreschen geht immer leicht von der Hand«, sagt Jenny. »Und verdient hat sie es sicher auch. Aber das große Licht der Aufklärung, Immanuel Kant, der den ›Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit‹ freigeschlagen hat …«
    seine Forderung ›Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen‹ ist bis heute nicht eingelöst …«
    das ist jetzt Niveau Studentenkabarett Tübingen …«
    »Dann nehme ich’s zurück.«
    »Kant jedenfalls war, was die Lüge anbetraf, mindestens ebenso engstirnig wie Augustinus. Sie sei unter keinen Umständen zu billigen, auch nicht, wenn Leib und Leben Unschuldiger auf dem Spiel stünden. Bei ihm hätte Anne Frank niemals Unterschlupf suchen dürfen. Er hätte sie gleich am ersten Tag verraten.«
    »Er hatte auch keine Kinder, denen er an Weihnachten die Wahrheit übers Christkind hätte sagen müssen. Wie kommst du auf Kant? Das Stullenpaar?«
    Jenny nickt, gibt mir ein paar Blätter. »Die haben sich letzten Freitag wieder selbst übertroffen. Die grooven sich richtig ein. Was die beiden wohl die Woche über außer Seitensprüngen machen?«
    »Wahrscheinlich sich mit neuen Stellen aus der Weltliteratur munitionieren. Soll ich da mal lusen? Mich kennen sie ja nicht.«
    »Bist du verrückt? Wenn das rauskommt! – Du bist doch verrückt, oder? Also … Ich meine, wenn du dir was in den Kopf gesetzt hast oder … Dann machst du das auch, oder?«
    »Soll ich’s mir in den Kopf setzen?«
    »Die reden nur von Lug und Betrug und lügen dabei ohne Ende. Irgendwie habe ich doch ein Recht auf die Wahrheit, oder? Und von denen ist da nichts zu erwarten. Also … oder?«»Wer so oft ›oder‹ sagt, schreit nach dem ›entweder‹.« »Aber ich weiß von nichts.«

    P: Was ist das erste Verbrechen in der Bibel, kaum ist der Mensch aufgetaucht? Die Lüge.
    C: Willst du uns Frauen jetzt die Scheiße mit diesem Baum der Erkenntnis …
    P: Mir geht’s um was anderes, um die Verbindung Mensch und Lüge. Wer war der erste Held der abendländischen Literatur? Odysseus, der Listenreiche, wie er bei Homer heißt, was ein Euphemismus dafür ist, dass er ein glatter Lügner war. Wer hat die katholische Kirche …
    C: Das hatten wir schon. Du wiederholst dich.
    P: Okay . Platon sagt, die Wahrheit komme nur aus den Mündern von Kindern und Betrunkenen. Du weißt, ich trinke nicht. Und Machiavelli sagt, wenn die Wahrheit die Mutter des Hasses ist, so ist die Lüge die Erzeugerin der

Weitere Kostenlose Bücher