Maennerschlussverkauf - Roman
immer noch begeistert und unter vielen Blicken in Richtung Kamera.
Ich beginne mich zu fragen in welcher Sprache ihm noch Kosenamen für mich einfallen mögen. »Wirklich alles safe ?«, vergewissere ich mich beim Kameramann, und als ein leicht ironisch angehauchtes »Ich sehe nur dein bezauberndes Köpfchen, bella !« zurückkommt, seufze ich noch einmal tief und mache mich daran, in das erste Kleid zu schlüpfen. Was tut man nicht alles für kostenlose Designerkleider …
Allerdings bereue ich diesen Schritt auch zwei Stunden später nicht. Wir haben vier tatsächlich fabelhafte Kleider für mich herausgesucht, und das mit dem schwarzen Vorhang hat erstaunlich gut geklappt. Jetzt muss ich gerade einen Probelauf machen. Zwar nicht auf einem richtigen Catwalk, sondern nur zwischen den Kleiderstangen entlang, aber das klappt schon mal wunderbar. Zuerst führe ich das türkis-pinkfarbene Flatterkleid vor, danach zwei Kleider in anderen Farben, aber ähnlichem Stil. Ganz zum Schluss zeige ich dann das Highlight der Show! Das Kleid besteht aus einer Korsage, die mit lauter kleinen Kristallen besetzt ist und meine Brüste genau so nach oben drückt, dass sie groß und sexy, aber nicht gequetscht aussehen, was die meisten Kleider eher nicht können. Ab der Taille geht die Korsage in einen wallenden Rock aus weißem Tüll über und verleiht dem Ganzen einen leichten Ballerina-Look! Ich sehe aus wie eine Mischung aus Prinzessin, Primaballerina und Rockstar! Mit dem passenden Schmuck, Make-up und der Frisur, die mir am großen Tag verpasst werden soll, wird das Outfit sicher noch fabelhafter!
Ich bin hin und weg von so viel Fabelhaftigkeit, und als ich Marküs bei diesem Gedanken laut quietschend um den Hals falle (und dabei leider dem armen Kameraassistenten den Gnadenstoß fürs Trommelfell verpasse), habe ich die Kamera, die voll auf mich zoomt, schon ganz vergessen. Die Munich Fashion Week ist das Tollste, was mir je passiert ist (von Tom abgesehen), schießt es mir gerade mal wieder durch den Kopf, da sehe ich aus dem Augenwinkel einen Mann, der mir irgendwie bekannt vorkommt, auf mich zulaufen. Langsam lasse ich Marküs los und drehe mich in Richtung des Mannes. Ich kenne ihn irgendwoher! Ich bin mir sicher.
»Alex!«, kreischt Marküs plötzlich los und winkt ihm.
Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das ist Alex, der Exfreund von Manuel! Weiter komme ich mit dem Denken nicht, da flötet Mode-Marküs auch schon los: »Anna-Engel, das ist Alex, haha, unser zauberhafter PR -Mensch, der die Show betreut! Alex, komm her und begrüße mein bezauberndes Starmodel Anna Abendrot!«
Während Bling-Bling-Marküs uns vorstellt und Alex zarte Küsse auf die Wangen haucht, blinzelt mir dieser verschwörerisch zu.
»Dein Starmodel kenne ich bereits, aber ich freue mich natürlich sehr, dich wiederzusehen, Anna!«, schmunzelt er und gibt mir die Hand.
Mir fällt wieder einmal auf, wie sympathisch ich ihn finde. Deswegen versuche ich auch schnell, diesen Model-Quatsch richtigzustellen. »Eher Starreporterin als Starmodel, würde ich mal sagen. Wobei ihr das ›Star‹ auch ganz streichen könnt, wenn es nach mir geht«, erkläre ich ihm ehrlich.
»Du siehst zumindest aus wie ein echter Star!«, erwidert der Ex meines Mitbewohners und wirft bewundernde Blicke auf mein Kleid.
»Das ist in dem Kleid auch nicht schwer!«, meine ich ehrlich und mustere mein Gegenüber unauffällig.
Alex trägt wieder einen schlichten, aber bestimmt schweineteuren dunklen Anzug und ein Hemd ohne Krawatte. Er könnte eins zu eins einer Hugo-Boss-Werbung entsprungen sein, und ich verstehe, dass Manuel sich in ihn verliebt hat. Dass er ihn betrogen hat allerdings nicht. Nachdem sich Bling-Bling-Marküs zum nächsten Model und mein Kamerateam zum nächsten Dreh verabschiedet haben, stehen Alex und ich uns unschlüssig gegenüber. Ich würde gern etwas wegen Manuel sagen, da ich weiß, wie sehr er noch immer an seinem Ex hängt, aber ich möchte meinem Mitbewohner nicht in den Rücken fallen. Alex scheint es ähnlich zu gehen. Schließlich erlöst er uns aus dieser peinlichen Situation und spricht als Erster.
»Soso, du läufst also bei der Baronesse-Petite-Show mit? Das ist toll! Wird eine super Show, ich muss es wissen!«, fängt er mit überzeugender Miene an, und ich nicke schüchtern. Dann kommt er endlich zur Sache. »Meinst du, dass … ähm«, er räuspert sich. »Ach, was soll’s! Kommt Manuel auch?«, fragt er mich dann direkt und
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