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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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Kaff im Schwarzwald, brettern. Ich bin zwar nach wie vor davon überzeugt, dass es ein Fehler ist, ihn so früh (oder vielmehr überhaupt) meinen Eltern vorzustellen – nicht auszudenken, was meine Mutter in den nächsten Stunden alles Furchtbares tun wird –, aber er war nicht davon abzubringen, mitzufahren. Da Leonie das Ganze aus mir unerklärlichen Gründen ebenfalls für eine gute Idee hält (O-Ton: »Millionen von Frauen träumen davon, dass ihr Freund ihre Familie kennenlernen will, also stell dich nicht so an! Außerdem ist das der beste Test, den eine junge Beziehung bestehen kann. Wenn ihr das schafft, dann schafft ihr alles!«), habe ich mich nun doch nicht klammheimlich aus dem Staub gemacht (das war der andere Plan). Stattdessen bin ich zu Tom ins Auto gestiegen, um mit ihm zum Geburtstag meiner Oma zu fahren. Schluck.
    Die Zweifel allerdings bleiben. Außerdem habe ich den Verdacht, dass Leonie nur deswegen so begeistert mit mir über das Thema diskutiert hat, damit ich sie nicht nach ihrem Mittagessen mit Torben frage. In der Hinsicht war sie nämlich erstaunlich wortkarg, was überhaupt nicht zu Leonie passt. Allerdings hat sie mir geraten, ähnlich wortkarg gegenüber Manuel zu sein, zumindest in Bezug auf seinen Ex.
    »Wenn er erfährt, dass Alex auch da ist, macht er vor der Modenschau so ein Theater, dass er am Schluss vor lauter Nervosität gar nicht hingeht«, erläuterte sie mir. »Lass uns einfach Stillschweigen bewahren und abwarten, was passiert. Das ist bei Manuel immer das Beste!«, schlug sie vor, und da Leonie Manuel wesentlich länger kennt als ich, vertraue ich ihr in dem Punkt voll und ganz.
    »Die nächste Ausfahrt, oder?«
    Huch! Toms Stimme lässt mich aufschrecken. Sind wir etwa gleich da?
    WAAAAHHHHH !!!
    Wir sind gleich da. Am liebsten würde ich jetzt einen auf Actionheldin machen und mich aus dem fahrenden Auto werfen, aber dann würde ich mein neues Kostüm ruinieren, und das bringe ich dann doch nicht übers Herz. Also beschränke ich mich aufs Nicken und versuche mich mit meditativer Atmung selbst zu beruhigen. Auch so eine Sache, die bei mir noch nie geklappt hat.
    »Wird schon«, sagt Tom und legt mir die Hand aufs Knie, was mich allerdings nicht wirklich ruhiger macht.
    Ich glaube nicht, dass Tom weiß, was ihn gleich erwartet. Wie ich meine Mutter kenne, wird sie die ganze Zeit Anspielungen auf meinen ach so tollen Exverlobten machen und Tom in beiläufigen, kleinen Bemerkungen die ganze Zeit beleidigen. Gott, wie sehr ich es bereue, mich auf diesen gemeinsamen Besuch eingelassen zu haben!
    Das ist der letzte Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, bevor wir das Haus meiner Eltern erreichen. Zu allem Unglück findet Tom auch noch einen Parkplatz direkt vor der Tür. Also kein Aufschub mehr. Wie auf Kommando stürmt meine Mutter, sobald Tom den Schlüssel abgezogen hat, durch das Gartentürchen. Ich bin in einer Doppelhaushälfte aufgewachsen, die im typischen Schwarzwaldstil in Weiß und Dunkelbraun gehalten ist. Auf der anderen Seite wohnen die besten Freunde meiner Eltern, deren Grundstück allerdings knappe zwei Quadratmeter kleiner ist als unseres, wie meine Mutter nie müde wird zu betonen. Diese zwei Quadratmeter (und noch einige mehr) hat meine Mutter mit zugegebenermaßen wunderschönen Rosen in allen erdenklichen Arten und Farben bepflanzt. An einer dieser Heckenrosen entlang stürmt sie nun auf uns zu. Widerstrebend steige ich aus. Gegen die Neugier dieser Frau habe ich sowieso keine Chance.
    »Hallo, Mama! Das ist Tom«, begrüße ich sie und harre der Dinge, die da kommen.
    Nach einem prüfenden Blick auf mein Kostüm, an dem sie ausnahmsweise mal nichts zu meckern findet, wandern ihre Augen zu Tom. Der steckt in einem sehr edlen Anzug und streckt meiner Mutter galant die Hand entgegen. Die sie aber nicht ergreift.
    Ich habe schon die schlimmsten Befürchtungen, zum Beispiel, dass sie gleich einen Satz wie »Das sehe ich doch auf den ersten Blick, dass dieser Mann kein Anwalt ist!« vom Stapel lässt und anschließend auf dem Absatz kehrtmacht und zurück ins Haus dampft. Aber als ich ängstlich zu ihr herüberschiele, sehe ich, dass meine Mutter mitnichten ein derartiger Kommentar auf der Zunge liegt. Vielmehr liegt ihr gerade nicht viel mehr als eine Menge Luft auf der Zunge, denn sie steht mit offenem Mund da und starrt Tom an.
    »Aber Sie sind doch … Sie sind doch …« Weiter kommt sie nicht.
    »Tom Vanderscheid mein Name. Es ist mir eine Ehre,

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