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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pflüger kommen sah.
    »Ist er allein?« fragte sie leise.
    Beißelmann nickte. »Ja.«
    »Wie ist die Laune?«
    »Warum?«
    »Er hat mich bestellt. Ich weiß nicht, was ich ausgefressen habe.«
    »Nichts.«
    »Das sagen Sie. Aber auf der Station ist immer etwas los, über das man meckern kann. Er ist also schlecht gelaunt?« In der Frage klang große Furcht. Beißelmann schüttelte den Kopf.
    »Nein. Er ist sehr gut gelaunt.« Er biß sich auf die Lippen und sah über die Haube Schwester Inges hinweg gegen die Wand. »Ich habe ihn aufgeheitert.«
    »Sie, Herr Beißelmann …?«
    Der Krankenpfleger nickte. »Auch das gelingt mir ab und zu. Sagen Sie mir später, was er von Ihnen wollte?«
    »Ja.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »Herr Beißelmann …« Inge Parth sah den mürrischen Krankenpfleger aus großen, kindlichen Augen an. »Man kennt Sie nicht wieder. Warum wollen Sie mir helfen?«
    »Nur so.« Beißelmann ließ seinen ausdruckslosen Blick über die kleine, nette Schwester Inge gleiten. »Sie könnten meine Tochter sein«, sagte er heiser. »Allein dieser Gedanke ist es … ja …«
    Er ging weiter, lautlos auf seinen dicken Gummisohlen, und ließ die verblüffte und sprachlose Inge stehen.
    Dr. Pflüger sah von dem Gutachten, das er gerade durchlas, auf, als Schwester Inge eintrat. Sie machte einen verschüchterten Eindruck und drückte die Hände an ihre blauweiße Schürze. Schwester Angela hatte sie so, wie sie war, nach dem Anruf Dr. Pflügers weggejagt. »Ach was«, hatte sie gerufen. »Weiße Schürze umbinden. Man läßt den Ober nicht warten. Außerdem sieht er, daß die jungen Schwestern nicht nur Röcke spazierentragen, sondern auch arbeiten.«
    »Bitte kommen Sie näher, Schwester Inge«, sagte Dr. Pflüger. Er bemühte sich, in seine Stimme einen Ton zu legen, der aus einer Mischung von Amtlichkeit und privater Wärme bestand. »Ich hatte Gelegenheit, Ihre Personalakten durchzusehen. Dieser Mühe habe ich mich bei allen Schwestern unterzogen, denn ich halte es für gut, wenn ein Lehrer über die reine Lehrtätigkeit hinaus einen Kontakt mit seinen Schülern hat und die einzelnen Verhältnisse kennt. Der Herr Professor wird in den nächsten Wochen oft abwesend sein, so daß ich die Weiterbildungskurse übernehme. Bei der Lektüre Ihres Lebens …« Dr. Pflüger lächelte über diesen Ausdruck, den er für ausgesprochen gut gelungen hielt, »… habe ich gesehen, daß Sie Vollwaise sind.«
    Schwester Inge nickte. »Ja. Meine Eltern kamen bei einem Verkehrsunfall um. Eine Tante erzog mich …«
    »Um so größer muß man Ihren Lerneifer bewundern und die Kraft, mit der Sie aus sich heraus nach etwas Höherem streben. Ich habe mir das auch mit Ihrem Bräutigam überlegt. So abwegig ist der Plan gar nicht, eine Privatklinik zu errichten. Nur der Weg bis dahin, der ist nicht nur steinig, sondern auch lang und schluchtenreich. Ich habe meine Eltern auch früh verloren …« Dr. Pflüger legte eine kleine Pause ein, um diese Feststellung wirken zu lassen und in Inge Parth die nötige Ergriffenheit entstehen zu lassen, »… und ich weiß, wie einsam man ist, wenn man sich allein durchs Leben boxen muß. Ich hatte allerdings eine andere Ausgangsposition als Sie. Mein Onkel hatte mehrere Fabriken, und es fehlte mir an nichts, außer an Liebe …« Wieder pausierte Dr. Pflüger. Die Tragik der fehlenden Liebe mußte in einem Mädchenherzen durch Schweigen verankert werden. »Ich habe mir deshalb gedacht, Schwester Inge«, fuhr Dr. Pflüger fort, »daß ich – falls Sie es als wirklich persönliches Interesse für Ihr ferneres Wohlergehen ansehen – so etwas wie ein Mentor sein kann. Ich weiß, Sie sind fleißig, zuverlässig, treu … Sie werden mich nicht enttäuschen.«
    Und hübsch ist sie, dachte Dr. Pflüger in Weiterentwicklung seiner Rede. Sie ist von jener herrlichen Jugendlichkeit und Frische, an der wir Männer aus dem Schmerz des Alterns genesen. Über ihrer Haut liegt noch der Flaum weichen blonden Haares, und ein Streicheln ist wie das Gleiten über Samt.
    Schwester Inge sah den Oberarzt ehrlich verwundert an. Unsicher strich sie sich eine Strähne aus der Stirn und stopfte sie unter den Rand der Haube. Sie hatte die Haare hochgesteckt und durch Kämme zusammengenommen, damit sie unter dem weißen Häubchen hielten. Wenn der Strahl der Sonne auf sie fiel, glänzten die Haare etwas rötlich, obgleich sie von einem warmen, satten Braun waren. Es war, als könnten die Haare von innen

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