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Männerstation

Männerstation

Titel: Männerstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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keine Betten, zu wenig Zimmer, Überbelegung, keine Frischoperiertenstation, Mangel an Pflegepersonal, zu wenig ärztliche Planstellen, unzureichende technische Ausrüstungen, Sterbende in Badezimmern, Schlangestehen der Kranken um ein Bett – es ist uns alles bekannt.«
    »Und was unternimmt man dagegen?«
    »Man plant und glaubt an morgen.«
    »Aber das ist doch ein Witz!« Morus klopfte mit den Knöcheln auf die Tischplatte. »Sagen Sie bitte nicht, daß der Staat kein Geld hat.«
    »Genau das sage ich! Kein Geld! Unsere Bundesrepublik ist arm, wenn es um solche Dinge geht.«
    »Auch das ist ein Witz! Aber ein Witz auf Kosten der Volksgesundheit!« rief Morus. Direktor Dr. Berg sah auf den Rauch seiner Zigarre. Er wußte, daß man mit Morus sprechen konnte und daß es bei allem Streit nicht um eine persönliche Auseinandersetzung ging, sondern um den Protest gegen staatliche Engstirnigkeit, die er, der Verwaltungsdirektor, auch noch vertreten mußte, weil er ein Diener dieses Staates war und dafür bezahlt wurde. Außerhalb der Amtsräume dachte er wie Prof. Morus, in seinem Behördenraum aber war er gezwungen, fiskalisch zu denken.
    Prof. Morus war aufgesprungen und lief erregt hin und her.
    »Von den Steuergroschen der deutschen Bundesbürger, von dem sauer verdienten Geld eines jeden von uns, an dem der Staat als Partner nagt, geben wir Jahr für Jahr viele Milliarden in alle Welt als sogenannte ›Entwicklungshilfe‹, in die Dschungel und Steppen, Wüsten und Urwälder … und man wird nachdenklich, wenn man liest, daß die ausländischen Potentaten sich dafür goldene Betten kaufen oder Privatflugzeuge, mit denen sie dann weiter herumreisen und Geld für ›ihre Länder‹ sammeln. Wissen Sie, was man in Deutschland mit diesen Milliarden Mark hätte machen können? Man hätte unzählige modernste große Krankenhäuser bauen können mit allem, was man braucht. Können Sie ermessen, was das bedeutet? Es gäbe keinen Kranken mehr, der sich zu Hause quält, weil er kein Bett im Krankenhaus bekommt! Es gäbe zigtausend Betten in Erholungsheimen, in denen sich die Rekonvaleszenten erholen. Es gäbe eine soziale und medizinische Qualität, bei der man wirklich von einem Paradies auf Erden sprechen könnte! Was aber macht man? Man hält uns die leeren Hände entgegen und sagt: Kein Geld! Kein Geld für neue Krankenhäuser, kein Geld für eine Gehaltsreform der Schwestern, kein Geld für Forschung gegen Krebs, gegen Aids, gegen multiple Sklerose oder Leukämie. Kein Geld, auch wenn heute noch zu viele an Krebs sterben. Das ist nicht wichtig … aber man hat Milliarden, um sie in den Busch zu werfen! Mein Gott, kann man das überhaupt begreifen?!«
    »Sie sehen das zu konträr, lieber Professor«, sagte Dr. Berg begütigend. »Außerdem muß ich Ihnen wie immer sagen: Ich kann nichts dafür. Ich verteile dieses Geld nicht, und ich brauche auch keine Rechenschaft darüber abzulegen.« Er erhob sich und legte Prof. Morus beide Hände auf die Schultern. »Mein lieber Morus … Sie sind alt genug, um sich daran gewöhnt zu haben, daß Sie in Deutschland leben. Ob das eine Gnade oder eine Infamie des Schicksals ist, mag dahingestellt sein … auf jeden Fall müssen Sie sich immer sagen: Ich lebe in Deutschland! Ich lebe in Deutschland! Ich lebe in Deutschland! – Dann wird vieles Unerklärliche sich von selbst erklären.«
    Prof. Morus atmete ein paarmal tief. »Ich bekomme also keine Betten mehr?«
    »Nein.«
    »Keine Wachstation mit mindestens einem Ärzteteam von drei Ärzten?«
    »Nein.«
    »Keine Frischoperiertenabteilung?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Keine neuen Schwestern?«
    »Woher nehmen?«
    »Die dringend notwendige Unfallstation.«
    »Wo denken Sie hin!«
    »Was können Sie mir also geben?!«
    »Nichts! Doch halt … doch, etwas.« Dr. Berg ging zum Schreibtisch und nahm einen vorbereiteten dicken Brief aus einer Mappe. Mit ihm ging er zu Prof. Morus zurück. »Hier. Ein Schreiben der Verwaltung. Man hat berechnet, daß Sie an Medikamenten und ärztlichen Sonderleistungen den Etat um zwanzig Prozent überschritten haben, und werden aufgefordert, im nächsten halben Jahr wesentlich sparsamer zu sein.«
    Prof. Morus starrte Dr. Berg sprachlos an. Dann drehte er sich um und ging ebenso stumm zur Tür. Dr. Berg hielt das Schreiben hoch.
    »Ihr Brief, Professor!«
    »Den hängen Sie dahin, wo er hingehört!«
    »Bitte, übernehmen Sie das! Ich werde Ihnen den Brief pflichtgemäß zustellen.«
    Mit einem Knall schloß

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