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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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“O Fürst der Gläubigen, mein Name ist Sidi Noman.” Alsdann sagte der Kalif: “Höre, Sidi Noman! Ich habe oft den Reitern zugesehen, wie sie ihre Rosse übten und habe oft das Gleiche getan, doch nie gewahrte ich jemand, der so erbarmungslos wie du sein Ross ritt, denn du peitschtest deine Stute und gabst ihr zugleich die Sporen, beides in der grausamsten Weise. Alle Leute standen da und schauten dir starr vor Staunen zu, vornehmlich jedoch ich selber, der ich wider meinen Willen veranlasst wurde, anzuhalten und die Anwesenden nach der Ursache hiervon zu fragen. Keiner vermochte mir jedoch die Sache aufzuklären und alle sagten mir, dass du Tag für Tag deine Stute in dieser brutalen Weise zu reiten pflegtest, worüber ich mich umso mehr verwunderte. Ich frage dich nunmehr nach dem Grund dieser unbarmherzigen Grausamkeit und du sieh zu, dass du mir alles erzählst und nichts vorenthältst.”
    Als Sidi Noman den Befehl des Fürsten der Gläubigen vernahm und sah, dass es sein fester Entschluss war, die ganze Sache zu hören und dass er ihn nicht eher fortlassen würde, als bis er alles erklärt hatte, wechselte er die Farbe seines Antlitzes und stand vor Furcht und Zittern sprachlos wie eine Bildsäule da. Da sagte der Fürst der Gläubigen zu ihm: “O Sidi Noman, fürchte nichts, sondern erzähl mir deine ganze Geschichte. Betrachte mich als einen deiner Freunde, sprich ohne Vorbehalt und erkläre mir den ganzen Sachverhalt, wie du es tun würdest, wenn du zu deinen vertrauten Freunden zu sprechen hättest. Überdies: Solltest du dich fürchten, mir etwas anzuvertrauen und vor meinem Unwillen bangen, so gewähre ich dir Straflosigkeit und Gnade.” Bei diesen ermunternden Worten des Kalifen fasste Sidi Noman wieder Mut und versetzte mit gefalteten Händen: “Ich vertraue, in dieser Sache nichts zuwider dem Gesetz und Brauch deiner Hoheit begangen zu haben und gehorche gern deinem Geheiß und will dir meine ganze Geschichte beichten. Habe ich mich in irgendeiner Sache vergangen, so verdiene ich deine Strafe. Es ist wahr, dass ich täglich die Stute geübt habe und mit ihr um den Plan galoppiert bin, wie du es mich tun sahst; und ich peitschte sie und bohrte ihr die Steigbügel mit aller Macht in die Flanken. Du verspürtest Mitleid mit der Stute und glaubtest, ich sei grausam, indem ich sie so misshandelte; jedoch wenn du mein ganzes Abenteuer vernommen hast, so wirst du, so Allah will, einräumen, dass dies nur eine geringfügige Strafe für ihre Schuld ist und dass nicht sie dein Mitleid und deine Gnade verdient, sondern ich. Mit deiner Erlaubnis will ich nun meine Geschichte beginnen.” Der Kalif Harun al-Raschid erteilte dem Jüngling Erlaubnis zu sprechen, worauf der Reiter der Stute also erzählte.

Sidi Nomans Geschichte
    Gütiger und huldreicher Herr, meine Eltern waren mit Hab und Gut reichlich gesegnet, um ihren Sohn bei ihrem Tode mit reichen Mitteln für seine Lebzeiten zu versorgen, dass er seine Tage wie ein Großer in Bequemlichkeit, Annehmlichkeit und Freude verbringen konnte. Ich, ihr einziges Kind, hatte um nichts weder Sorge noch Kummer, bis ich mich eines Tages in der Blüte meiner Jugend entschloss, mir eine Frau zu nehmen, ein Weib, angenehm und holdselig anzuschauen, damit wir vereint in wechselseitiger Liebe und doppeltem Glück lebten. Allah, der Erhabene, wollte es jedoch nicht, dass ich eine musterhafte Gattin bekäme; vielmehr vermählte mich das Geschick mit Kummer und schlimmstem Elend. Ich freite ein Mädchen, das in der äußern Erscheinung und Gestalt ein Bild von Schönheit und Anmut war, doch fehlte ihr jegliche holde Gabe des Gemüts oder der Seele. Schon am zweiten Tag nach der Hochzeit begann sich ihre böse Natur zu zeigen. Du weißt sehr wohl, O Fürst der Gläubigen, dass nach der Sitte der Moslems niemand das Antlitz seiner Verlobten vor Vollzug des Ehekontraktes schauen darf und dass er sich nach der Hochzeit nicht beklagen darf, falls sich seine Gattin als ein Zankteufel oder ein Schrecken erweist; vielmehr muss er so zufrieden, als er es vermag, mit ihr hausen und muss für sein Geschick dankbar sein, mag es ihm hold oder unhold sein. Als ich zuerst das Antlitz meiner Braut erblickte und es in seinem ausnehmenden Liebreiz sah, freute ich mich über die Maßen und dankte Allah, dem Erhabenen, dafür, dass er mir eine so reizende

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