Märchen aus 1001 Nacht
keine Frage stellst über Dinge, die dich nichts angehen; und wenn du dich doch einmischest, so bekommst du Prügel.â Da rief der Träger: âEinverstanden, O meine Herrin, mit der gröÃten Freude. Sehet da, ich habe keine Zunge mehr!â Dann erhob sich die Wirtschafterin, schürzte ihr Kleid auf, ordnete die Flaschen in Reihen, klärte den Wein vor sich und legte das Grün um den Krug und machte alles bereit, was sie brauchten. Darauf stellte sie den Wein vor sie und setzte sich, sie mit ihren Schwestern; auch der Träger setzte sich zu ihnen, aber er wähnte sich im Traum. Nun nahm die Wirtschafterin die Weinkaraffe und schenkte den ersten Becher voll und trank ihn aus und ebenso einen zweiten und dritten. Dann füllte sie wiederum und reichte einer ihrer Schwestern und schlieÃlich füllte sie und reichte dem Träger mit den Worten:
Trinke zum Wohle, zur Freude, zum Heile!
Dieser Trank macht, dass die Krankheit enteile.
Und er nahm den Becher in die Hand und dankte mit tiefer Verbeugung und sprach aus dem Stegreif die Verse:
Der Becher wird nun getrunken mit dem vertrauten Freund, Dem Manne von edler Abkunft und altem Geschlechte, vereint. Der Wein ist wie der Wind: wenn der über Düfte weht, So duftet er; doch er stinkt, wenn er über Leichen geht.
Und er fügte hinzu:
Trinke den Wein nie anders als aus den Händen des Schönen,
Der zu dir spricht mit Feinheit der Rede und der ihr gleicht.
Nachdem er diesen Vers gesprochen hatte, küsste er ihnen die Hände und trank und wurde trunken und wankend fuhr er fort, Verse zu sprechen:
Alle Dinge, darinnen Blut ist, sind verboten
Zu trinken, auÃer allein dem Blute der Reben.
Tränkt mich, ich will für deine Augen, Gazelle,
Mein Hab, mein Gut, mich selbst als Lösegeld geben!
Da füllte die Wirtschafterin einen Becher und gab ihn der Pförtnerin, die ihn ihr aus der Hand nahm, dankte und trank. Dann schenkte sie wiederum ein und reichte der Dame des Thronsessels und füllte wieder einen Becher und reichte ihn dem Träger. Der küsste den Boden vor ihr, dankte und trank und sprach die Verse:
Bring ihn, bei Allah, bringe, aus vollen Bechern, schnell!
Gib mir einen Becher zu trinken; das ist des Lebens Quell.
Nun trat der Träger vor die Herrin des Hauses und sagte: âO Herrin, ich bin dein Sklave, dein Mameluck, dein Dienerâ und er begann:
Am Tor steht einer von deinen Sklaven und preist
Allzeit, was deine Gnade an Gaben ihm lieh.
Darf er, O Herrin der Gaben, eintreten und schaun
Deine Schönheit? Denn ich und die Liebe, wir trennen uns nie.
Sie aber sagte: âTu dir gütlich, trinke zum Wohle und Gesundheit flieÃe in den Adern des Wohlseins!â Da nahm er den Becher, küsste ihr die Hand und sprach in singendem Tonfall diese Verse:
Ich gab ihr der Wangen Ebenbild, den Wein, so klar,
Den alten, dessen Licht wie Flammen des Feuers war.
Sie berührte ihn mit den Lippen und lächelnd sprach sie dann:
Wie bietest du Wangen der Menschen den Menschen zu trinken an? Ich sprach: Trink doch! Dies sind meine Tränen, mein Herzblut auch, Davon sie rot geworden; die mischen im Becher mein Hauch.
Und sie erwiderte mit diesem Verse:
Hast du um meinetwillen Blut geweint,
So bring und tränk mich, herzlich gern, O Freund!
Da nahm die Dame den Becher und leerte ihn auf ihrer Schwester Wohl. So hörten sie nicht auf zu trinken mit dem Träger in ihrer Mitten; dabei tanzten sie und lachten und sangen Lieder, Verse und Strophengedichte. Der Träger aber begann mit ihnen zu tändeln; er küsste, biss, streichelte, befühlte, betastete sie und trieb allerlei Kurzweil. Und die eine schob ihm einen Leckerbissen in den Mund und die andere streichelte ihn; und diese schlug ihn auf die Wange und jene warf Blumen nach ihm; und er war bei ihnen in höchster Wonne, wie wenn er im Paradiese bei den schwarzäugigen Jungfrauen säÃe. Das trieben sie so weiter, bis ihnen der Wein zu Kopfe stieg und ihnen die Sinne verdunkelte; und als die Trunkenheit über sie herrschte, stand die Pförtnerin auf und zog ihre Kleider aus, bis sie ganz nackt war. Und sie lieà ihr Haar um ihren Leib herabfallen wie einen Vorhang und warf sich in das Bassin und spielte im Wasser, tauchte wie eine Ente und prustete, nahm Wasser in ihren Mund und spritzte es über den Träger; dann wusch sie sich die Glieder und zwischen den Schenkeln. Nun sprang sie heraus
Weitere Kostenlose Bücher