Märchen aus 1001 Nacht
und uns vor dem Kummer und den Moslems vor seiner Tyrannei und Gewalttätigkeit Ruhe verschaffen.â Da sagte ich zu ihnen: âHört mich an, meine Brüder; soll und muss er einmal umgebracht werden, so wollen wir zunächst diese Balken und etwas von dem Brennholz zum Strand hinunterschaffen und uns ein Floà bauen; haben wir ihn dann auf irgendeine Weise umgebracht, so wollen wir das Floà besteigen und uns übers Meer treiben lassen, wohin Allah will, oder wollen wir hier warten, bis ein Schiff an dieser Insel vorüberkommt und uns aufnimmt. Gelingt es uns nicht, ihn umzubringen, so wollen wir trotzdem aufs Meer hinausfahren; sei es auch, dass wir ertrinken und dann wenigstens nicht mehr geschlachtet und über dem Feuer geröstet zu werden brauchen; werden wir gerettet, so werden wir gerettet und ertrinken wir, so sterben wir als Märtyrer.â Alle erwiderten mir nun: âBei Allah, der Vorschlag ist gut und so ge- schiehtâs rechtâ; und so einigten wir uns auf diesen Plan und machten uns sofort an seine Ausführung, indem wir das Holz aus dem Schloss hinausschafften und uns ein Floà bauten, das wir am Gestade festbanden. Nachdem wir dann auch noch etwas Zehrung aufs Floà geschafft hatten, kehrten wir wieder ins Schloss zurück. Gegen Abend erbebte mit einem Male wieder die Erde unter uns und der Schwarze kam wie ein bissiger Köter auf uns zu, kehrte uns um und um und befühlte einen nach dem anderen, worauf er einen von uns packte und mit ihm wie mit den beiden anderen verfuhr. Als er nun nach seinem Mahl auf der Bank dalag und schlief und dabei schnarchte, als ob es donnerte, erhoben wir uns, nahmen zwei von den dort stehenden BratspieÃen und hielten sie in starkes Feuer, bis sie rot glühend geworden waren und wie feurige Kohlen leuchteten; dann packten wir sie mit festem Griff, traten an das schwarze, im Schlaf schnarchende Ungetüm heran und bohrten sie in seine Augen, indem wir uns alle aus Leibeskräften gegen sie stemmten, sodass er im Schlaf auf beiden Augen geblendet wurde. Da sprang er mit einem gewaltigen Schrei, vor dem unsere Herzen erbebten, von der Bank auf und suchte uns zu haschen, während wir nach rechts und links auseinander stoben und uns, wiewohl er uns nicht sehen konnte, da er völlig blind war, mächtig vor ihm fürchteten und, am Entkommen verzweifelnd, in jener Stunde den sichern Tod vor Augen hatten. Währenddem hatte er sich zum Tor getastet und schritt hinaus, wobei er laut schrie, dass die Erde unter uns erbebte und wir vor Grausen erstarrten. Als er das Schloss verlassen hatte, gingen wir ebenfalls hinaus und sahen, wie er fortwährend nach uns suchte. Mit einem Male aber kehrte er mit einem Weib von noch gröÃerer und entsetzlicherer Gestalt wieder, bei deren Anblick wir in höchster Furcht nun schnell das Floà losbanden, hinauf sprangen und vom Rande abstieÃen, während beide Ungetüme mächtige Felsblöcke nach uns warfen und den gröÃten Teil von uns töteten, bis nur ich nebst noch zwei anderen übrig geblieben war.
Das Floà führte uns drei Ãberlebende zu einer Insel, auf welcher wir bis zum Abend umherstreiften, worauf wir uns bei einbrechender Nacht schlafen legten. Nach kurzer Zeit erwachten wir jedoch wieder und gewahrten einen riesigen Drachen mit gewaltigem Bauch, der uns umringelt hatte und nun einen von uns packte, ihn bis zu den Schultern hinunterschlang und ihn dann gänzlich verschluckte, dass wir seine Rippen in seinem Leibe nur so knacken hörten, worauf er fort kroch. Vor Staunen starr und bekümmert über den Verlust unseres Gefährten, wurden wir aufs schwerste um unser Leben besorgt und sprachen: âBei Allah, das ist ein wunderbarlich Ding! Jeder neue Tod wird immer abscheulicher als der frühere. Wir waren so froh über unsere Rettung aus den Händen des Schwarzen, doch sollte die Freude nicht vollkommen sein. Es gibt keine Macht und keine Kraft auÃer bei Allah! Dem Schwarzen und dem Ertrinken sind wir entronnen, wie aber werden wir dieser unseligen Viper entrinnen?â Hierauf erhoben wir uns und durchwanderten die Insel, indem wir von ihren Früchten aÃen und aus ihren Bächen tranken, bis es wieder Abend geworden war. Dann stiegen wir auf einen dicken und hohen Baum und schliefen dort; ich aber war bis auf den höchsten Ast gestiegen. Als nun die Nacht hereinbrach und es dunkel wurde, kam der Drache wieder
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