Märchen aus 1001 Nacht
höret auf die Geschichte meiner dritten Reise, welche noch wunderbarer als die Geschichte meiner früheren Reisen ist; doch Allah ist allwissend und allweise und kennt seinen verborgenen Ratschluss. Als ich nun, wie ich es euch gestern bereits erzählt hatte, in gröÃter Freude und Fröhlichkeit mit reichem Gewinn an Geld und Gut heimgekehrt war und von Allah für all das Verlorene Ersatz erhalten hatte, lebte ich geraume Zeit in höchstem Glück und gröÃter Heiterkeit, Freude und Fröhlichkeit, bis sich meine Seele wieder sehnte, zu reisen und die Welt zu schauen und wieder nach dem Handel, Gewinn und Profit Verlangen trug. Und so kaufte ich mir nach reiflicher Erwägung eine groÃe Menge von Waren, wie sie für eine Seereise erforderlich sind, packte sie für die Reise in Ballen und zog mit ihnen von der Stadt Bagdad nach Basra. Hier begab ich mich an den Strand des Meeres und als ich dort ein groÃes Schiff mit vielen Kaufleuten und Passagieren, braven, hübschen und guten Leuten, voll Glauben, Güte und Rechtschaffenheit sah, bestieg ich es und reiste mit ihnen unter Allahs, des Erhabenen, Segen und unter seinem gnädigen Geleit ab, alle in freudigster Hoffnung auf eine gute und glückliche Fahrt. Ununterbrochen segelten wir von Meer zu Meer, von Insel zu Insel und von Stadt zu Stadt, indem wir uns überall, wo wir anlegten, fröhlich und vergnügt umsahen und verkauften und kauften, bis eines Tages, als wir uns mitten in der wogenden und wellenbrandenden See befanden, der Kapitän, der gerade vom Schiffsbord Ausschau über das Meer hielt, sich vor das Gesicht schlug und, sich den Bart ausraufend und laut schreiend, gleich darauf die Segel zusammenrollen und die Anker auswerfen lieÃ. Wir fragten ihn deshalb: âKapitän, was ist los?â Und er antwortete: âWisset, ihr Reisenden - Allah sei uns gnädig! -, der Wind hat uns übermocht und hat uns mitten ins Meer getrieben und das Schicksal hat uns zu unserm Unheil an den Affenberg geworfen, von dem noch niemand entkommen ist, der dorthin gelangte. Mein Herz weissagt mir unser aller Untergang.â Kaum hatte der Kapitän seine Worte beendet, da umgaben auch schon die Affen von allen Seiten das Schiff und fielen vom Lande wie Heuschreckenschwärme über uns her. Wir fürchteten uns, wiewohl wir Angst hatten, sie könnten unser Hab und Gut plündern, einen von ihnen totzuschlagen oder auch nur mit Schlägen fortzutreiben; und wir hatten Angst, von der zahllosen Menge - da Tapferkeit der Menge unterliegt - getötet zu werden. Es waren ganz widerwärtige Bestien mit schwarzen, verfilzten Haaren und von Grauen erregender Erscheinung, mit gelben Augen und schwarzem Gesicht und an Wuchs so klein, dass jede von ihnen nur vier Spannen maÃ; ihre Sprache aber verstand niemand. Sie kletterten auf die Ankerseile, zerschnitten sie mit ihren Zähnen und zerbissen alle Stricke des Schiffes, dass es sich dem Winde hingab und an dem Berggestade strandete. Dann packten sie alle Kaufleute und Matrosen und schleppten sie auf die Insel, worauf sie mit dem Schiff und allem, was sich darauf befand, abfuhren und uns auf der Insel zurücklieÃen; und das Schiff entschwand unsern Blicken, ohne dass wir wussten, wohin sie mit ihm zogen.
Als wir uns nun auf dieser Insel befanden und von ihren Früchten, ihrem Gemüse und Obst aÃen und aus ihren Bächen tranken, erblickten wir mit einem Male mitten auf der Insel etwas, das wie ein bewohntes Haus aussah und als wir darauf zugingen, sahen wir, dass es ein starkes und stattliches, von hohen Wällen umgebenes Schloss war mit einem Tor aus Ebenholz, dessen beide Flügel offen standen. Durch das Tor eintretend, fanden wir hinter ihm einen weiten, hofähnlichen Platz und rings um ihn viele hohe Tore, während auf der gegenüberliegenden Seite eine hohe und groÃe Steinbank stand und Herde, an denen Kochgeschirr hing und um die herum viele Knochen lagen, ohne dass wir jemand erblicken konnten. Aufs ÃuÃerste hierüber verwundert, setzten wir uns in den Schlosshof, wo wir nach kurzer Zeit einschliefen und vom Vormittag bis zum Sonnenuntergang schlafend dalagen, als mit einem Male die Erde unter uns erbebte und wir in der Luft ein lautes Getöse vernahmen. Gleich darauf sahen wir vom Dach des Schlosses ein Ungetüm in Menschengestalt von schwarzer Farbe und riesigem Wuchs von der GröÃe eines hohen Palmbaums
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