Märchen aus 1001 Nacht
Gerichte zu kosten, wie sie dergleichen in ihrem ganzen Leben noch nicht gegessen hatte. In ihrem HeiÃhunger aÃen sie mit dem höchsten Appetit, zumal die Speisen für Könige gepasst hätten. Sie wussten jedoch nicht, ob die Platte wertvoll war oder nicht, da sie zeitlebens Sachen wie diese nicht gesehen hatten.
Als sie ihr Mahl beendet hatten und gesättigt waren, wobei ihnen noch genug zum Abendessen und für den folgenden Tag übrig geblieben war, erhoben sie sich und wuschen sich die Hände, worauf sie sich zum Plaudern setzten. Hierbei wendete sich Aladins Mutter zu ihrem Sohn und sprach zu ihm: âMein Sohn, erzähle mir jetzt, wie es mit dem Sklaven, dem Dschinni, erging, nachdem wir uns gottlob an den guten Dingen, die Allah uns gewährte, gesättigt haben und du keinen Grund mehr hast, mir zu sagen, du seiest hungrig.â Da erzählte er ihr alles, was sich zwischen ihm und dem Dschinni zugetragen hatte, nachdem sie vor Furcht in Ohnmacht gefallen war und sie verwunderte sich höchlichst und rief: âDas ist wahr, denn die Dschinn erscheinen den Menschen. Jedoch, mein Sohn, sah ich sie nimmer zuvor und ich glaube, es war derselbe, der dich aus der Schatzkammer befreite.â Aladin entgegnete: âNein, er warâs nicht, meine Mutter; der Sklave, der dir erschien, war der Diener der Lampe.â Als sie dies vernahm, fragte sie: âWieso, mein Sohn?â Aladin versetzte: âDieser Sklave hatte ein andres Aussehen als der andere, jener war der Diener des Ringes und dieser, den wir sahen, war der Sklave der Lampe, die du in der Hand hieltest.â Als seine Mutter dies von ihm vernahm, rief sie: âSieh da, sieh da, der Verruchte, der mir erschien und mich beinah durch den Schrecken, den ich vor ihm bekam, getötet hätte, gehört zur Lampe!â Aladin erwiderte: âJawohl.â Da sagte sie zu ihm: âMein Sohn, bei der Milch, mit der ich dich gesäugt habe, bitte ich dich, die Lampe und den Siegelring fortzuwerfen, da sie uns die gröÃte Furcht erregen und ich es nicht ertragen könnte, sie noch einmal zu sehen. Ãberdies ist uns der Verkehr mit ihnen verwehrt, denn der Prophet - Allah segne ihn und spende ihm Heil! - warnte uns vor ihnen.â Aladin entgegnete ihr: âMeine Mutter, ich gehorche deinen Befehlen sonst bei meinem Haupt und Auge, aber diesen Worten kann ich nicht Folge leisten, da es mir unmöglich ist, die Lampe und den Ring zu missen. Du sahst doch, was er uns Gutes tat, als wir hungrig waren und, meine Mutter, der Maghribite, der Lügner und Zauberer, verlangte, als ich in den Schatz hinuntergestiegen war, weder etwas Gold noch Silber, womit die vier Räume angefüllt waren, sondern schärfte mir einzig und allein ein, ihm die Lampe zu bringen, da er ihren hohen Wert kannte. Wenn er nicht gewusst hätte, wie wertvoll sie ist, so hätte er sich nicht so gemüht und abgeplagt und wäre aus seinem Land nicht zu uns gekommen, um sie zu suchen; ebenso hätte er mich auch nicht im Schatz eingesperrt, als er die Lampe von mir nicht bekam. Es ist daher unsre Pflicht, meine Mutter, die Lampe zu bewahren und zu hüten, da sie unser Brot und unser Reichtum ist und wir dürfen sie niemand zeigen. Was den Ring anlangt, so istâs mir gleich falls unmöglich, ihn von meinem Finger zu ziehen, da du mich ohne diesen Ring nicht mehr lebendig wieder gesehen hättest; vielmehr wäre ich unter der Erde im Schatz gestorben. Wie sollte ich ihn wohl von der Hand ziehen? Und wer weiÃ, was für ein Geschick oder Unheil die Zeit mir bringen mag, aus dem mich dieser Ring erretten kann? Aus Rücksicht auf dich will ich jedoch die Lampe fortnehmen, damit du sie nie wieder zu sehen bekommst.â Als seine Mutter seine Worte vernahm, erkannte sie ihre Wahrheit und sprach zu ihm: âMein Sohn, tu, was du willst; was mich anlangt, so will ich sie nie wieder sehen und nimmermehr den abscheulichen Anblick noch einmal haben.â Hierauf aÃen Aladin und seine Mutter zwei Tage lang von der Speise, die der Dschinni gebracht hatte, bis sie alles verzehrt hatten. Als dann Aladin sah, dass sie nichts mehr zu essen hatten, erhob er sich und nahm einen der Teller, die der Sklave auf der Platte gebracht hatte und die alle aus dem lautersten Gold bestanden, ohne dass er es wusste und trug ihn auf den Basar, wo er den Teller einem Juden, der schlimmer als ein Satan war, gab. Als der Jude ihn sah,
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