Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm

Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm

Titel: Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wilhelm
Vom Netzwerk:
Unverschämtheiten erlaubt?«
    Die Affen antworteten: »Es ist der Teufelskönig des Chaos. Er wohnt im Norden, wer weiß wie viele Meilen weit. Wir sahen ihn nur in Nebel und Wolken kommen und gehen.«
    Sun Wu Kung sprach: »Wartet, dem will ich’s heimzahlen!«
    Damit machte er einen Purzelbaum und war spurlos verschwunden.
    Im äußersten Norden steht ein hoher Berg; an dessen Abhang ist eine Höhle, daran stand geschrieben: »Die Höhle der Nieren«. Vor der Tür tanzten kleine Teufelchen umher. Sun Wu Kung fuhr sie an: »Schnell, sagt eurem Teufelskönig, er soll mir meine Kinder wiedergeben!« Erschrocken meldeten es die Teufelchen drinnen in der Höhle. Da langte der Teufelskönig nach seinem Schwert und kam heraus. Er war aber so groß und dick, dass er den Sun Wu Kung gar nicht erblickte. Von Kopf bis zu Fuß stak er in schwarzer Rüstung, und sein Gesicht war schwarz wie der Boden eines Kessels. Sun Wu Kung fuhr ihn an: »Verdammter Teufel, wo guckst du hin, dass du den alten Sun nicht siehst!« Da blickte der Teufel zu Boden und sah einen steinernen Affen vor sich stehen, barhäuptig in roten Kleidern, gelbem Gürtel und schwarzen Stiefeln. Da lachte der Teufelskönig und sprach: »Keine vier Fuß bist du hoch und keine dreißig Jahre alt, hast keine Waffe in der Hand und wagst doch solchen Lärm zu machen!« Sun Wu Kung sprach: »Ich bin dir zu klein; ich kann mich auch groß machen. Du verachtest mich, weil ich keine Waffe habe; aber ich kann mit meinen beiden Fäusten bis zum Himmel hauen.« Damit bückte er sich, ballte die Fäuste und begann den Teufel zu verdreschen. Der Teufel war groß und plump. Sun Wu Kung aber sprang gewandt umher. Er fuhr ihm zwischen die Rippen und schlug ihn in die Weichen, und seine Schläge nagelten immer dichter. Der Teufel in seiner Verzweiflung hob sein großes Messer und schlug damit nach dem Kopf des Sun Wu Kung. Der aber wich dem Schlage aus und ließ seinen Vervielfältigungszauber spielen. Er rupfte sich ein Haar aus, steckte es in den Mund, zerkaute es, dann spuckte er es in die Luft und sagte: »Verwandle dich!« Da verwandelte es sich in viele hundert kleine Affen, die dem Teufel zu Leibe rückten. Sun Wu Kung hatte nämlich vierundachtzigtausend Haare am Leib, die sich alle einzeln verwandeln konnten. Die kleinen Affen mit ihren scharfen Augen sprangen pfeilgeschwind umher, umringten den Teufelskönig von allen Seiten, zerrten ihn an den Kleidern und packten ihn an den Beinen, bis er schließlich der Länge nach zu Boden schlug. Dann trat Sun Wu Kung selber hervor, riss ihm sein Messer aus der Hand und spaltete ihm den Kopf, wie man eine Melone zerteilt. Dann drang er in die Höhle ein und befreite seine gefangenen Kinder. Er zog die verwandelten Haare wieder an sich, machte Feuer und verbrannte die Nierenhöhle ganz und gar. Dann nahm er die befreiten Affen zu sich und fuhr mit ihnen im Sturmwind in seine Höhle auf dem Berg der Blumen und Früchte zurück, von allen Affen freudig begrüßt.
    Seit Sun Wu Kung das große Messer des Teufelskönigs hatte, exerzierte er täglich seine Affen ein. Sie hatten hölzerne Schwerter und Bambuslanzen und machten ihre Kriegsmusik auf Rohrpfeifen. Er ließ sie ein Lager schlagen, um so allen Gefahren entgegenzutreten. Plötzlich kam es ihm: »Wenn wir so unser Wesen treiben, könnten wir vielleicht einen Menschenkönig oder einen Tierkönig reizen, mit uns zu kämpfen, und wir mit unseren Holzschwertern und Bambuslanzen wären ihm nicht gewachsen.« »Was tun?« sprach er zu seinen Affen. Vier Paviane traten vor und sagten: »In der Hauptstadt des Aulai-Reichs sind Krieger ohne Zahl. Dort gibt es auch Kupfer- und Eisenschmiede. Wie wäre es, wenn wir Stahl und Eisen kauften und uns von jenen Schmieden Waffen schmieden ließen?«
    Ein Purzelbaum, und Sun Wu Kung stand vor dem Stadtgraben. Er sagte zu sich selbst: »Die Waffen erst lang zu kaufen, ist doch gar zu umständlich. Lieber will ich einen Zauber spielen lassen und mir einige nehmen.« So blies er auf die Erde. Da entstand ein wilder Sturmwind, dass Sand und Steine vor ihm her flogen und alle Krieger in der Stadt aus Angst davonliefen. Dann ging er nach dem Zeughaus, riss sich ein Haar heraus, verwandelte es in Tausende von kleinen Affen, räumte alle Waffenvorräte aus und fuhr auf einer Wolke nach Hause zurück.
    Nun versammelte er sein Volk um sich und zählte es. Es waren im ganzen siebenundvierzigtausend. Sie brachten den ganzen Berg in Angst und alle

Weitere Kostenlose Bücher