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Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm

Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm

Titel: Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wilhelm
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von der großen Niederlage, die sie am Berg der Blumen und Früchte erlitten, berichtete. Da sagte Guan Yin zu dem Herrn des Himmels: »Ich kann Euch einen Helden empfehlen, der sicher mit dem Affen fertig wird. Es ist Euer Enkel Yang Oerlang. Er hat alle Tier- und Vogelgeister besiegt und auch die Elfen in Gras und Busch unterworfen. Er weiß es, wie man es machen muss, um mit solchen Teufeln fertig zu werden.«
    So wurde denn Yang Oerlang herbeigeholt, und Li Dsing führte ihn ins Lager. Li Dsing fragte Yang Oerlang, wie er es machen wolle, um mit dem Affen fertig zu werden.
    Der sagte lachend: »Ich glaube, ich werde wohl mit ihm mich um die Wette verwandeln müssen. Es wird besser sein, wenn Ihr das Himmelsnetz wegnehmt, dass es beim Kampfe nicht stört.« Dann bat er den Li Dsing, sich im Luftraum aufzustellen mit dem Geisterspiegel in der Hand, damit, wenn der Affe sich unsichtbar mache, man ihn mit dem Spiegel auffinden könne. Nachdem er das alles abgemacht, trat Yang Oerlang mit seinen Geistern vor die Höhle zum Kampf.
    Der Affe sprang heraus, und wie er den starken Helden mit seinem dreizinkigen Speere vor sich stehen sah, da fragte er ihn: »Wer bist du denn?«
    Jener sprach: »Ich bin Yang Oerlang, der Enkel des Himmelsherrn.«
    Da sprach der Affe lachend: » Ja, ja, jetzt fällt mir’s ein: Seine Tochter hat sich ja einmal heimlich zu einem Herrn Yang gesellt und ihm einen Sohn geboren. Das bist wohl du?«
    Yang Oerlang ergrimmte und fuhr mit seinem Speere auf ihn los. Nun gab es einen heißen Kampf. Dreihundert Gänge taten sie vergeblich. Da verwandelte sich Yang Oerlang in einen Riesen mit schwarzem Gesicht und rotem Haar.
    »Nicht übel,« sagte der Affe, »aber das kann ich auch.«
    So setzten sie denn in dieser Gestalt den Kampf fort. Die Paviane des Affen gerieten in große Angst. Die Tier- und Pflanzengeister des Yang Oerlang setzten den Affen hart zu. Die meisten erschlugen sie; die anderen verkrochen sich. Als der Affe das sah, ward er unruhig in seinem Herzen. Er zog das Zauberbild wieder ein, nahm seine Stange zu sich und entfloh. Yang Oerlang war ihm hart auf den Fersen. Der Affe in seiner Not steckte die Stange, die er zur Nadel verwandelt hatte, ins Ohr, verwandelte sich in einen Sperling und flog auf den Gipfel eines Baumes. Yang Oerlang, der ihm eben auf den Fersen war, verlor ihn plötzlich aus den Augen. Aber mit scharfen Augen erkannte er, dass jener sich in einen Sperling verwandelt hatte. So warf er Speer und Armbrust weg und verwandelte sich in einen Sperber und stürzte sich auf den Sperling. Der aber flatterte empor und stieg als Kormoran hoch in die Luft. Yang Oerlang schüttelte sein Gefieder, verwandelte sich in einen großen Meerkranich und schoß zu den Wolken auf, den Kormoran zu packen. Der senkte sich nieder, flog in ein Tal und tauchte als Fisch in die Fluten eines Baches. Als Yang Oerlang am Rande des Tals angekommen war und seine Spur verloren hatte, da sprach er bei sich selbst: »Dieser Affe hat sich sicher in einen Fisch oder eine Krabbe verwandelt. Ich will mich auch verwandeln, um ihn zu fangen.« So wurde er zu einem Fischhabicht, der über der Fläche des Wassers schwebte. Als der Affe im Wasser den Fischhabicht erblickte, erkannte er ihn als Yang Oerlang. So schnellte er sich denn herum und entfloh; Yang Oerlang ihm nach. Schon war er ihm auf eine Schnabellänge nahe gekommen, da drehte sich jener, kam als Wasserschlange ans Land und verkroch sich im Grase. Yang Oerlang, als er die Wasserschlange hervorkriechen sah, verwandelte sich in einen Adler und spreizte seine scharfen Krallen, sie zu packen. Die Wasserschlange aber sprang empor und wurde zum gemeinsten aller Vögel, einer gesprenkelten Trappe und setzte sich auf den Abhang eines Berges. Als Yang Oerlang sah, dass jener sich in ein solch gemeines Tier verwandelte, da konnte er nicht mehr mit. Darum erschien er wieder in seiner ursprünglichen Gestalt, nahm seine Armbrust und schoß nach ihr. Die Trappe glitt aus und fiel den Abhang hinunter. Drunten aber verwandelte sich der Affe in die Kapelle eines Feldgottes. Er sperrte den Mund auf als Türe, die Zähne wurden zu Türflügeln, die Zunge zum Götterbild, die Augen zu Fenstern. Nur mit dem Schwanz wußte er nicht recht wohin. So richtete er ihn denn hinten steil empor als Fahnenstange. Als Yang Oerlang unten am Berge ankam, sah er die Kapelle, deren Fahnenstange auf der Hinterseite stand. Da lachte er und sprach: »Das ist wirklich ein Teufelsaffe! Er

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