Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm

Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm

Titel: Märchen aus China - Vollständige Ausgabe mit Anmerkungen in der Übersetzung von Richard Wilhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wilhelm
Vom Netzwerk:
Eltern deinen Leib zurückgegeben, gehst du ihn nichts mehr an. Was braucht er dir den Genuß des Weihrauchs zu entziehen?« Dann schuf der Große Eine aus Lotuspflanzen einen Leib, verlieh ihm Leben und schloss Notschas Geistiges in diesen Leib ein. Dann rief er ihm mit lauter Stimme zu: »Steh auf!« Ein Atemzug ließ sich vernehmen, und Notscha sprang in der Gestalt eines kleinen Knaben wieder auf. Er warf sich vor seinem Meister nieder und dankte ihm. Der verlieh ihm den Zauber der feurigen Lanze, und Notscha hatte von jetzt ab zwei wirbelnde Räder unter den Füßen: das Rad des Windes und das Rad des Feuers. Darauf konnte er in der Luft auf- und niedersteigen. Der Meister gab ihm auch einen Sack aus Pantherfell, in dem sein Reif und sein seidenes Tuch war.
    Die Rachegedanken ließen Notscha keine Ruhe. In einem unbewachten Moment ging er weg und stürmte auf rollenden Rädern unter Donnergetöse nach der Wohnung Li Dsings. Der vermochte ihm nicht zu widerstehen und floh vor ihm. Schon verließen ihn seine Kräfte, da kam ihm aus der weißen Kranichhöhle sein zweiter Sohn Mutscha, der Jünger des heiligen Pu Hiän, zu Hilfe. Ein heftiger Wortwechsel zwischen den Brüdern entstand. Sie begannen zu kämpfen, und Mutscha erlag, und aufs Neue stürmte Notscha hinter Li Dsing her. In seiner höchsten Not wollte Li Dsing sich eben selbst ums Leben bringen, da trat der heilige Wen Dschu vom Fünfdrachenberg, der Meister Gintschas, des ältesten Sohnes Li Dsings, hervor und barg ihn in seiner Höhle. Ergrimmt forderte Notscha seine Auslieferung, aber der heilige Wen Dschu sprach: »An anderen Orten magst du deiner Wildheit die Zügel schießen lassen; hier wird dirs nicht gelingen.« Und als Notscha in ungeheurer Wut die Feuerlanze nach ihm kehrte, da trat Wen Dschu einen Schritt zurück, holte aus seinem Ärmel die siebenblättrige Lotusblume hervor und warf sie in die Luft. Ein Wirbelwind entstand, Wolken und Nebel umhüllten den Blick, Sand und Erde wurden aufgewühlt. Dann fiel es mit lautem Krach zu Boden. Notscha wurde bewußtlos, und als er wieder zu sich kam, da war er mit drei goldenen Reifen an eine goldene Säule gefesselt, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Wen Dschu rief nun den Gintscha herbei und befahl ihm, den ungeratenen Bruder tüchtig zu schlagen. Das tat der auch. Zähneknirschend stand Notscha da und musste es über sich ergehen lassen. In seiner höchsten Not sah er den Großen Einen heran schweben. Er rief ihm zu: »Meister, rette mich!« Der aber hörte nicht auf ihn, sondern trat in die Höhle ein und bedankte sich lächelnd bei Wen Dschu für die derbe Lehre, die er dem Notscha gegeben. Schließlich riefen sie ihn herein und befahlen ihm, mit seinem Vater sich zu versöhnen. Dann entließen sie die beiden und setzten sich zum Schachspiel nieder. Aber kaum war Notscha wieder frei, da entbrannte aufs Neue in ihm die Wut, und er nahm die Verfolgung wieder auf. Abermals hatte er den Li Dsing eingeholt; da trat noch ein anderer Heiliger hervor, ihn zu schützen. Es war der alte Buddha des Lichtglanzes. Als Notscha mit ihm kämpfen wollte, da hob jener den Ärmel, und aus roten, wirbelnden Wolken bildete sich eine Pagode, die den Notscha umschloß. Lichtglanz tat nun beide Hände auf die Pagode. Da entstand in ihr ein Feuer, das brannte den Notscha, dass er laut um Schonung schrie. Er musste nun versprechen, seinen Vater um Verzeihung zu bitten und ihm stets gehorsam zu sein. Erst als er alles zugesagt, ließ der Buddha ihn aus der Pagode wieder heraus. Die Pagode aber gab er dem Li Dsing und lehrte ihn einen Zauberspruch, durch den er Notscha zwingen konnte. Daher heißt Li Dsing der Pagoden tragende Himmelskönig.
    Li Dsing und seine drei Söhne Gintscha, Mutscha und Notscha halfen dann später dem König Wu vom Hause Dschou bei der Vernichtung des Tyrannen Dschou-Sin.
    Niemand konnte ihren Kräften widerstehen. Nur einmal gelang es einem Zauberer, durch schwarze Magie den Notscha am linken Arm zu verwunden. Jeder andere wäre an der Wunde gestorben. Notscha aber ward von dem Großen Einen in seine Höhle getragen. Dort heilte er seine Wunde und gab ihm drei Becher Götterwein zu trinken und drei Feuerdatteln zu essen. Als Notscha gegessen und getrunken hatte, hörte er plötzlich einen Krach auf seiner linken Seite, und es wuchs ihm ein weiterer Arm heraus. Er wurde vor Schrecken blaß. Aber schon wuchs ihm auch auf der rechten Seite noch ein Arm heraus. Das Wort blieb ihm im Halse stecken,

Weitere Kostenlose Bücher