Maerchen aus Malula
ergehen lassen und hätten diese genau wie ihre Berufskollegen zu Lande leichter ertragen, hätte König Habib sie nicht vor ihren eigenen Untergebenen peitschen lassen.
Nicht besser als König Hussein erging es den anderen Königen, die das kleine Land überfallen wollten. Ihre Soldaten kehrten geschlagen zurück, doch in ihren Herzen trugen sie den Keim des Lebens, dem sie begegnet waren und von dem sie immer schon geträumt hatten. Die Nachbarkönige mußten Beschneidungen ihrer Privilegien hinnehmen, um überhaupt ihren Thron halten zu können. Sie ließen ihre Priester die Götter anflehen, Pech und Schwefel über das kleine Land regnen zu lassen. König Habib aber verließ sich lieber auf die Opferbereitschaft, List undLiebe der Bewohner seines Landes. Vor allem aber übte er äußerste Sorgfalt bei der Suche nach Spionen unter den gerissensten Frauen und Männern seines Landes. Kundschafter leben gefährlich und müssen deshalb jedem mißtrauen. Man erzählt sogar, daß Spione nach ihrem Tod weder in den Himmel noch in die Hölle kommen. Für sie sei ein besonderer Platz reserviert. Säße ein Spion in der Hölle oder im Himmel, so wäre er nur dort, um für die andere Macht Geheimnisse auszukundschaften. Aber wie dem auch sei, König Habib sparte nicht mit den härtesten Übungen, damit seine Spione lange das Glück seines Landes schützen konnten. Er ließ sie in allen Künsten unterrichten, damit sie in jedem Kreis mitsprechen konnten, und schickte sie zu ihren Bestimmungsorten.
Die Jahre vergingen, und das Glück dauerte an. Und wäre König Habib nicht im Frühjahr des dritten Jahres erkrankt, so wären die Leute in seinem Reich die glücklichsten Menschen der Erde gewesen. Selbst Hexen bemühten sich mit ihren Künsten, ihn zu heilen, doch er wurde von Tag zu Tag blasser. Die Menschen strömten in den Palast und brachten ihm Geschenke, um sein Herz zu erfreuen, doch König Habib wurde immer schwächer.
In Habibs Land lebte aber ein Fischer. Tag für Tag fing er Fische und brachte sie zur Versorgungshalle seines Stadtviertels, holte sich dort das, was seine Familie für den Tag brauchte, und kehrte damitzufrieden heim. Wenn er Glück hatte, war er besonders stolz darauf, den Nachbarn seinen guten Fang zu bringen, und manche beschlossen beim Anblick der herrlichen Fische, auf Gemüse und Reis, Fleisch oder Bohnen zu verzichten. Hatte er Pech, so brauchte er weder Hunger noch Kummer zu haben. Er ging einfach in die Halle und konnte sich das holen, was seine kleine Familie brauchte.
Eines Tages zog er sein Netz aus dem Wasser und fand nur einen einzigen Fisch darin, dessen Rücken wie aus Gold geschmiedet war. Der Fischer befreite den Fisch aus dem Netz und ließ ihn in einen Eimer voll Wasser gleiten. Erfreut eilte er nach Hause, um Frau und Tochter diesen seltsamen Fang zu zeigen.
»Was für ein zauberhafter Rücken!« rief seine Frau. Sie wischte ihre Hände an der Schürze ab und schaute den Fisch mitleidsvoll an. »Eigentlich wäre es eine Dummheit, so einen Fisch zu essen«, überlegte sie.
»Was sollen wir anderes damit tun?« fragte der Fischer.
»Am besten schenken wir den Fisch unserem allerliebsten Habib«, schlug die Tochter vor. »Ja, er soll sich etwas erholen. Sein kluger Kopf gibt uns Freude, doch sein Herz trägt unseren Kummer. Da hilft kein Hexenkraut.«
»Samira hat recht«, bestätigte die Mutter. »Nirgends wird dieser Fisch sich wohler fühlen als im Teich des gerechten Habib.« So ging Samira mit dem Fischzum König, und dieser war gerührt von seiner Schönheit. Er ließ den Fisch sofort in den Teich springen, setzte sich hin und beobachtete seine anmutigen Spiele. Der Fisch schien den kranken König unterhalten zu wollen. Er machte Luftsprünge, stand kopf im Wasser und schwamm rückwärts, bis Habib lachte, da tauchte der Fisch in das tiefe Wasser. Der König bedankte sich bei Samira und schenkte ihr seinen Ring. »Nimm ihn, bitte! So viel Freude hatte ich seit Tagen nicht«, flehte er das Mädchen an, das sich genierte, das prachtvolle Geschenk anzunehmen.
Als Samira nach Hause kam, war die Freude ihrer Eltern über den schönen Ring unermeßlich, und genauso groß war die Sorge der Tochter um den König.
Am nächsten Morgen setzten sich König Habib, sein Minister Rotatkid und die Königin an den Teich. »So etwas habt ihr noch nicht gesehen«, sagte Habib und schaute erwartungsvoll in das klare Wasser des Teiches. Alsbald tauchte der Fisch auf, schwamm zur Königin
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