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Maerchen aus Malula

Titel: Maerchen aus Malula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafik Schami
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auszuruhen.
    In der Nacht schlief er unter freiem Himmel. Sein Esel freute sich über die saftigen Melonenschalen, die an jeder Straßenecke zu finden waren. So vergingen die zwei Tage wie im Flug.
    Als Machul am frühen Morgen des dritten Tages zum Gewürzkrämer zurückkehrte und seine Sachen abholen wollte, lachte dieser ihn aus: »Was für Tüten? Ich habe dich noch nie gesehen!«
    Machul war wie gelähmt. »Wie … kannst … du … soschnell vergessen?« stammelte er hilflos. Doch der Krämer wollte nichts mehr von ihm hören. Der Stoffhändler schrie laut: »O ihr Leute, kommt und hört, was dieser lausige Bauer erzählt. Er ist nicht bei Trost.« Viele kamen und empfahlen Machul, sich eine andere List einfallen zu lassen, wenn er den anständigen Händler reinlegen wollte. Mit gesenktem Kopf und schweren Füßen ging Machul zum Jackenhändler, doch dieser wollte von einer bezahlten Jacke nichts wissen. »Es fehlt noch, daß er auch noch behauptet, er hätte bei mir eine Hose gekauft!« rief der Hosenhändler, der mit den anderen herbeigeeilt war.
    »Sicher habe ich eine Hose bei dir zurückgelassen, nachdem du mir versichert hast, daß keine Geister deinen Laden bewohnen«, erwiderte Machul mit trockener Kehle; die Versammelten lachten über den Bauern. Da kam ein Mann und zog ihn zur Seite. »Du hast keine Chance, von den ausgefuchsten Händlern auch nur einen Groschen zurückzuerhalten«, flüsterte er ihm zu.
    »Aber das ist Diebstahl!« empörte sich Machul.
    »Das weiß ich. Ich sehe, du bist ein ehrlicher Mann, aber der Kadi wird eher diesen verfluchten Hundesöhnen glauben als dir. Kannst du gegen das Mundwerk eines Damaszeners anreden?«
    Machul schaute verzweifelt um sich. »Nein, ihre Stadt ist schön und aus ihrem Munde tropft das Gift so süß wie der Honig«, erinnerte er sich laut an dieWarnung eines alten Schäfers, der in Damaskus um seine Herde gebracht worden war.
    »Meine Rede! Hast du noch Geld?« erkundigte sich der Mann.
    »Ja, fünfhundert Piaster habe ich noch«, antwortete Machul.
    »Dann ist es nicht so schlimm. Ich kann dir helfen, daß du mit erhobenem Haupt deinen Lieben entgegentrittst«, sprach der Mann, als wüßte er den Grund, weshalb Machul betrübt war.
    »Wie kann ich das bloß? Ich würde alles dafür geben«, stöhnte dieser verzweifelt.
    »Laß uns erst einmal richtig essen, es ist bald Mittag, und dann wirst du frohen Herzens nach Hause fahren.«
    Machul war dem Heulen nahe, denn so viel Güte hatte er in dieser Stadt nicht mehr erwartet. Er begleitete den Mann bis zu dessen Haus. »Warte hier. Ich muß meinem Weib erst Bescheid geben. Dem Gast gehört das Beste«, sagte der Mann und verschwand im Haus. Machul wunderte sich darüber, denn in Malula läßt man den Gast nie vor der Tür stehen und kocht auch nichts Besonderes für ihn. Die Gastgeber teilen Oliven, Käse, Brot und Wein mit ihm.
    Eine Stunde wartete Machul, dann stieg er auf seinen Esel und wollte wegreiten, aber in diesem Augenblick schaute der Mann zur Tür hinaus: »Entschuldige, es hat etwas länger gedauert, aber nunkannst du hereinkommen.« Machul folgte dem Mann durch den Eingang, nachdem er seinen Esel im Hof des Hauses an einen Orangenbaum gebunden hatte.
    Er wunderte sich, daß niemand außer dem Gastgeber im Hause war. »Lebst du allein?« fragte er unsicher.
    »Ach was, ich habe ein Weib und zwei Töchter, aber sie dürfen sich einem Fremden nicht zeigen«, erwiderte der Mann und setzte damit Machul erneut in Erstaunen, denn in Malula empfangen alle Bewohner eines Hauses den Gast gemeinsam.
    »Laß uns nun essen«, weckte ihn der Gastgeber aus seinen Gedanken. Er öffnete eine Tür und zeigte Machul einen niedrigen Tisch. »Nimm Platz, damit wir essen können«, fuhr er fort.
    »Aber …«, wollte Machul widersprechen, da der Tisch nicht gedeckt war.
    »Setz dich ruhig hin«, unterbrach der Gastgeber. »Hast du noch nie vom Korb der Wünsche gehört?« Machul erblickte den großen Korb, der an der hohen Decke hing, und schüttelte den Kopf. »Er ist ein Segen für den Menschen. Ich wünsche mir, was mein Herz begehrt, und der Korb erfüllt es mir. Nun habe ich Lust auf gefüllte Zucchini und Joghurt, und es wäre mir recht, wenn ich vorher ein paar Oliven und eingelegte Gurken bekäme«, sprach der Mann.
    Machul lachte laut: »Dein Witz ist gut, Mann, das erleichtert mir meinen Kummer.« Doch der Mann nahm unbeirrt eine lange Stange und klopfte dreimal gegen den hoch hängenden Korb. »Korb,

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