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Maerchen aus Malula

Titel: Maerchen aus Malula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafik Schami
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damit ich nach Hause gehen kann?«
    »Spiel sagst du? Das ist kein Spiel. Der Korb hat in Damaskus jeden Wunsch erfüllt. Irgendwas mache ich noch falsch. Laßt mich alleine und kommt alle morgen wieder, da werdet ihr staunen«, sprach er verzweifelt.
    »Ich staune schon jetzt. Du bist verrückt geworden«, sagte die Schwester, und sie war nicht alleine dieser Meinung.
    »Ruhe dich etwas aus. Wir kommen morgen, dann erinnerst du dich vielleicht daran, was du mit dem Geld gemacht hast«, stöhnte der Bruder und eilte voller Sorge und Zorn nach Hause. Die anderen folgten, nur Ziki blieb sitzen.
    Nachdem die Gäste hinausgegangen waren, versuchte Machul immer wieder den Korb zu überreden, seine Wünsche zu erfüllen, doch den schienen alle guten Geister verlassen zu haben. Sprachlos starrte Machul den gemeinen Korb an. »Was für ein Dummkopf war ich doch«, sagte er und weinte bitterlich.
    »Beruhige dich doch«, sprach sein Freund Ziki undfaßte ihn an der Schulter. »Erzähle mir die Geschichte von Anfang an«, bat er den traurigen Machul. Dieser erzählte vom Empfang beim Wirt der Herberge bis zum Essen beim letzten Gauner. Ziki hörte genau zu.
    »Und kannst du dich genau erinnern, wo alles geschehen ist?« fragte er, als Machul zu Ende erzählt hatte.
    »Sicher kann ich das, aber was hilft das?«
    »Viel, laß uns sofort aufbrechen, bevor die Leute dich für verrückt erklären. Ich eile nach Hause und hole mein Pferd. Mach dich bereit für die Reise«, sagte Ziki und eilte nach Hause.
    Der Morgen dämmerte bereits, als beide Freunde Malula verließen, und da sie schnell ritten, erreichten sie Damaskus schon am Nachmittag. Ziki ging zu einem Metzger und kaufte viele Hammelknochen. Er versteckte sie in seinem Bündel und ruhte sichmit seinem Freund im hohen Gras gegenüber der Herberge aus.
    Als er Machul seinen teuflischen Plan erklärte, lachte sich dieser fast schief. Sie harrten bis zum Einbruch der Dunkelheit aus. »Du wartest hier auf mich, bis ich dir ein Zeichen mit einer Kerze gebe, dann gehst du in den Stall, nimmst mein Pferd und reitest los. Sobald ich mit diesem Kerl fertig bin, komme ich dir nach. Wir treffen uns neben der Omaijaden-Moschee«, erinnerte Ziki an die Abmachung und ritt davon.
    »Gut«, antwortete Machul und sah, wie der Wirt der Herberge seinem Freund strahlend entgegenkam. »Hundesohn!« zischte er in seinem Versteck.
    »Hast du einen Platz für einen Fremden und sein edles Pferd?« fragte Ziki den Wirt.
    »Sicher, habe ich. Wohin aber des Weges, Bruder?« erkundigte sich dieser.
    »Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben in Damaskus, um dieses edle Pferd zu verkaufen. Seitdem ich es gekauft habe, lassen mich die Geister nicht in Ruhe. Jede Nacht muß ich gegen sie kämpfen, weil sie an ihm Gefallen gefunden haben. Dreimal haben sie mich beinahe gefressen. Ich bin des Kampfes müde geworden und will für meine müden Knochen ein altes Pferd kaufen«, erwiderte Ziki.
    »Ein schönes Pferd. Wieviel hat es gekostet?« fragte der Wirt.
    »Fünftausend Piaster. Ich würde es für die Hälfte hergeben, damit ich bloß diese Dämonen loswerde. Der Teufel soll sie holen. Doch jetzt habe ich Hunger. Kann man bei dir essen?«
    »Was dein Herz auch immer begehrt«, antwortete der Wirt und tischte die schmackhaftesten Gerichte auf, als er das Geldbündel sah, das Ziki wie unbeabsichtigt aus der Tasche zog.
    Der Koloß aus Malula aß wie ein hungriger Wolf, gab dem Wirt zwanzig Piaster fürs Essen, obwohl dieser nur zehn verlangt hatte, und eilte dann in sein Zimmer.
    Er zündete eine Kerze an und gab seinem wartenden Freund ein Zeichen. Dieser schlich leise in den Stall und eilte dann auf dem Rücken seines Esels, das Pferd hinter sich herziehend, davon.
    Um Mitternacht polterte es kurz, und dann wurde es still.
    Ziki lächelte, weil er wußte, daß der Wirt nun in den Stall ging, um das schöne Pferd zu klauen. Er vermummte sich mit einem großen schwarzen Kopftuch, verstreute die Hammelknochen im Zimmer, zerriß die Matratze und die Bettdecke und lief zum Wirt, der noch ratlos in seinem Bett saß und über das Verschwinden des schönen Pferdes rätselte. Mit einem kräftigen Tritt stieß Ziki die Tür aus ihren Angeln. »Ein schönes Pferd hat mein Bruder, der Dämon des Tages, in deinem Stall gefunden. Ich will ein schöneres haben, oder du bist ein toter Mann!« schrie er den blassen Wirt an.
    »Um … Gottes … willen! Gnade!« stotterte dieser. Ziki hieb auf den Wirt ein. »Ein schöneres

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