Märchen unter dem Wüsenhimmel
Damit kann ich notfalls leben, aber dass Sie so tief sinken und ein unschuldiges Kind benutzen, ist widerlich. Wie können Sie es wagen, sich wie ein Wiesel ihre Zuneigung zu erschleichen? Sie ist jung und unerfahren und daher leichtgläubig, aber ich bin es nicht.“
„Ein Wiesel? Ein interessanter Vergleich. Ich habe noch nie ein Wiesel gesehen, zumindest nicht in Natur. Meerkatzen hingegen habe ich in Afrika gesehen, während einer Safari.“ Er sprach so gelassen, als redeten sie über das Wetter.
Lana hätte am liebsten mit dem Fuß aufgestampft. „Hören Sie mir überhaupt zu?“
„Jedem Wort.“ Er trat einen Schritt näher. „Das Problem ist, dass es keinen Sinn ergibt.“ Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich.
Liana war so verblüfft, dass sie das Atmen einstellte. Ehe sie es sich versah, senkte er den Mund auf ihren. Der Druck seiner warmen Lippen erregte sie ungeheuerlich. Er hielt sie entschieden fest und presste sie an sich, sodass sie sich von den Schultern bis zu den Knien berührten.
Sie sagte sich, dass sie protestieren, sich ihm entwinden sollte,aber es war so lange her, seit ein Mann sie liebkost hatte, und sie war zu schwach, um sich gegen ihn zu wehren. Seine weichen und doch festen Lippen, sein harter Körper wirkten unwiderstehlich. Die Knospen ihrer Brüste, die an seine Brust gepresst wurden, verhärteten sich. Wie aus eigenem Antrieb schienen sich ihre Hüften an ihn zu schmiegen. Statt ihn von sich zu stoßen, schlang sie die Arme um seinen Nacken und stellte sich auf Zehenspitzen, damit ihr Körper noch besser an seinen passte.
Er gab ihr zarte Küsse, die beinahe unschuldig, aber unglaublich verführerisch wirkten. Sein Duft hüllte sie ein, berauschte sie. Als er mit der Zunge über ihre Unterlippe strich, öffnete sie unwillkürlich die Lippen. Sie begehrte ihn mit einer verwirrenden, beängstigenden Verzweiflung.
Sie erzitterte, als er den Kuss vertiefte. Er verhielt sich nicht länger sanft, sondern forschend und drängend, während er ihren Rücken streichelte und schließlich ihren vollen Po umschmiegte.
Unwillkürlich verspürte sie den Drang, sich die Kleider vom Leib zu reißen und mit ihm an Ort und Stelle zu schlafen, auf dem Sofa oder vielleicht auf den Esstisch.
Das Gefühl, die Beherrschung verloren zu haben, war ihr so fremd und veranlasste sie, bestürzt zurückzuweichen. Unwillkürlich presste sie eine Hand auf ihre prickelnden Lippen. „Ich kann nicht“, flüsterte sie.
Maliks Miene war so hart wie sein Körper. Sie fragte sich, ob sie die Einzige war, die das Feuer zwischen ihnen gespürt hatte.
„Ich brauche Ihre Tochter nicht, um Ihre Aufmerksamkeit zu erringen, Mrs. Archer, und es enttäuscht mich, dass Sie es mir unterstellen“, sagte er leise und ruhig. „Ich habe angeboten, ihr das Reiten beizubringen, weil ich ihre Gesellschaft genieße. Aus keinem anderen Grund.“ Damit machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand im Flur seiner Suite.
Verblüfft starrte Liana ihm nach. Hatte er ihr lediglich beweisen wollen, dass er Bethany nicht brauchte? Dieser Kuss hatte nicht nur ihre Leidenschaft erweckt, sondern auch ihre Welt neu definiert. Sie war dreißig Jahre alt und hatte ein Kind. Die Vorgänge zwischen einem Mann und einer Frau hätten ihr nicht neu sein sollen, und doch waren sie es.
Bestürzt kehrte Liana in ihre eigene Suite zurück. Bislang hatte sie befürchtet, dass er nur an Sex interessiert sein könnte. Nun hoffte sie, dass es der Fall sein möge. Kaum vierundzwanzig Stunden in einem fremden Land, und schon war sie nicht mehr sie selbst. Entschieden nahm sie sich vor, den Zwischenfall zu vergessen und dafür zu sorgen, dass sich etwas Derartiges nicht wiederholte.
Als sie das Wohnzimmer betrat, erhob sich eine fremde, ältere Frau vom Sofa und verkündete: „Guten Abend. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich es mir gemütlich gemacht habe, aber in meinem Alter fällt es schwer, lange zu stehen, ohne Unbehagen zu empfinden.“
„Wie bitte? Oh, natürlich, es ist mir recht. Ich bin Liana Archer.“
„Ich bin Königin Fatima, die Mutter des Königs und Maliks Großmutter. Willkommen im erhabenen Palast von El Bahar.“
Die nächsten Minuten vergingen wie in einem Traum. Irgendwie tauchten Tee und Kekse auf. Liana fungierte als Gastgeberin in einem Raum, in dem sie sich wie ein unangemessener Gast fühlte. Fatima, die wie ihr Sohn darauf bestand, ohne Titel angeredet zu werden, war eine elegante Frau unbestimmten
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