Märchen unter dem Wüsenhimmel
Aber als wir eintrafen, stellte ich fest, dass Bilal stattdessen eine Hochzeit arrangiert hatte.“
Vergeblich wartete sie, dass er fortfuhr. Nach einigen Minuten des Schweigens hakte sie nach: „Mehr hast du nicht dazu zu sagen? Es war ein Irrtum? Ist dir nie in den Sinn gekommen, es mir zu erklären? Mich einzuweihen?“
„Ich wusste, dass du nicht einwilligen würdest.“
„Natürlich hätte ich nicht eingewilligt. Ich will niemanden heiraten, und schon gar nicht dich. Ich kann es nicht fassen, dass du mich blind in die Situation geführt hast. Für wen hältst du dich eigentlich?“
Malik richtete sich auf. „Ich bin Malik Khan, Kronprinz von El Bahar. Ich bin der zukünftige Herrscher dieser Nation, und ich habe dir eine große Ehre erwiesen, indem ich dich zur Frau genommen habe.“
Sie öffnete den Mund, doch sie brachte keinen Ton hervor. Was in aller Welt sollte sie dazu sagen? Zum Glück fuhr die Limousine vor dem Palast vor. Noch bevor sie zum Stillstand kam, öffnete Liana die Tür und stieg aus.
„Ich will den König sehen“, verlangte sie, während sie an den bewaffneten Wächtern vorbeimarschierte.
Malik war dicht hinter ihr. Er nahm ihren Arm und wirbelte sie zu sich herum. „Was hast du vor?“
„Ich werde diese Sache aufklären. Offensichtlich liegt ein Irrtum vor. Wir sind bestimmt nicht wirklich verheiratet. Ich weiß nicht, was du im Schilde führst, aber es funktioniert nicht.“
„Mommy?“
Liana drehte sich um.
Bethany war mit Fatima zur Begrüßung aus dem Palast gekommen. Ihre Lippen zitterten. „Mommy, hast du PrinzMalik wirklich geheiratet?“
„Nein.“ Liana entzog ihm ihren Arm und starrte ihn finster an. „Es liegt nur eine kleine Verwechslung vor. Ich werde den König aufsuchen und die Angelegenheit klären.“
„Malik?“, fragte Fatima.
„Du weißt nicht zufällig, warum keine Willkommenszeremonie stattgefunden hat, oder?“, entgegnete er trocken.
Verärgert stemmte Liana die Hände in die Hüften. „Versuche nicht, anderen die Schuld für deine Handlungsweise in die Schuhe zu schieben. Du bist der Verantwortliche.“ Sie wandte sich an Fatima. „Entschuldigung, aber ich muss dringend den König sprechen. Wo ist er?“
„Ich bringe dich hin“, bot Malik steif an.
„Vielen Dank, aber ich werde ihn allein aufsuchen. Du hast schon genug angestellt“, entgegnete Liana und stürmte in den Palast.
Er holte sie ein, nahm ihre Hand und hielt sie eisern fest.
„Du wirst gehen, sobald wir da sind“, verlangte sie, während sie durch die langen Korridore eilten. „Ich werde dieses Gespräch nicht führen, solange du im Raum bist.“
„Dann wirst du es gar nicht führen.“
„Das werden wir ja sehen.“
Sie bogen um eine Ecke und fanden sich vor einer breiten Doppeltür mit dem königlichen Wappen wieder. Zwei bewaffnete Wächter standen auf jeder Seite. Einen Moment lang fragte Liana sich, ob sie überhaupt vorgelassen werden würden. Doch dann lief ein Sekretär herbei, öffnete den rechten Türflügel, verbeugte sich und kündete Malik an.
König Givon saß hinter einem eindrucksvoll großen Schreibtisch. Er erhob sich, als sie eintraten. „Welch unerwartete Überraschung“, sagte er und lächelte beide an. „Mrs. Archer, ich habe Ihre Anwesenheit im Palast vermisst. Es freut mich, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, zu mir zu kommenund mit mir zu sprechen.“
Seine höfliche Begrüßung brachte Liana momentan aus dem Gleichgewicht. Sie entzog Malik ihre Hand und nickte dem König zu. „Majestät, ich habe ein kleines Problem und brauche Ihre Hil fe.“
Givon zog die Augenbrauen hoch und blickte seinen Sohn an. „Bist du das Problem, Malik?“
„Sir“, unterbrach Liana, „ich würde es vorziehen, wenn wir dieses Gespräch ohne die Anwesenheit des Prinzen führen könnten.“
„Ich verstehe.“ Er bedeutete ihr, auf einem der niedrigen Sofas beim Fenster Platz zu nehmen. „Malik, wünschst du zu bleiben?“
„Ja, Vater.“
Liana sank auf ein weiches Polster, obwohl sie eigentlich durch den eindrucksvollen Raum wandern wollte. Die Teppiche auf dem Boden sahen so alt wie El Bahar selbst aus, doch die Farben waren immer noch kräftig.
König Givon setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. „Es tut mir leid, mein Kind. Ich würde Ihnen gern die Bitte einer Audienz ohne Anwesenheit meines Sohnes gewähren, aber da er zu bleiben wünscht, kann ich es ihm nicht verwehren. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür.“
Das hatte sie
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