Märchen unter dem Wüsenhimmel
Prinzessin. Bin ich auch eine Prinzessin, Mommy?“
Liana blickte die elegante Königinmutter an. „Dann ist es also wahr?“
Fatima trat vor, legte ihr die Hände auf die Schultern und küsste sie auf beide Wangen. „Nun, meine Tochter, ich fürchte, du hast den Kronprinzen geheiratet.“ Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Du bist eine ausgezeichnete Partnerin für meinen Enkel.“
Dora und Heather nickten zustimmend, doch Liana entgegnete tonlos: „Wir sind nicht richtig verheiratet.“
„Aber der König hat angerufen und gesagt, dass du es bist“, widersprach Bethany. „Gerade eben. Und Fatima freut sich darüber, und jetzt sind Prinzessin Dora und Prinzessin Heather meine Tanten und Fatima ist meine Grandma und ich habe eine große Familie.“ Sie klatschte in die Hände. „Ich wollte immer eine große Familie haben, aber bis jetzt gab es meistens nur Mommy und mich.“
Liana presste die Finger an die Schläfen. „Ich fühle mich nicht besonders gut.“
„Vielleicht solltest du dich setzen“, meinte Fatima und führte sie zum Sofa.
Dora lächelte sie mitfühlend an. „Ich lasse Tee kommen.“
„Ich glaube nicht, dass Tee helfen wird.“ Liana schüttelte den Kopf. „Das alles ist nicht wahr, oder?“
Bethany setzte sich neben sie. „Es ist okay, Mommy. Duwirst schon sehen. Es wird dir gefallen, mit Prinz Malik verheiratet zu sein. Er ist echt nett. Wenn wir ausreiten, hört er mir immer zu und redet mit mir. Und jetzt können wir hier im Palast wohnen, wo es Pferde und andere Kinder gibt. Ich will auch ganz artig sein und brav für die Schule lernen, damit es dir hier gefällt und du für immer bleiben willst.“
Liana hatte irrtümlich angenommen, dass Bethany aufgebracht reagieren würde. Doch für eine Neunjährige war es natürlich wie ein Märchen, einen Prinzen zum Vater zu bekommen. Der Raum schien um sie zu schwanken. „Ich glaube, ich werde ohnmächtig“, murmelte sie.
„Atme tief durch“, wies Fatima sie an. „Es war ein Schock, aber du wirst dich an die Vorstellung gewöhnen. Mit einem Prinzen verheiratet zu sein, kann so schlimm nicht sein.“
Liana wollte auf das Schärfste widersprechen. Ihrer Ansicht nach hätte es nicht schlimmer sein können. Die anderen Frauen jedoch blickten sie zwar ein wenig besorgt, aber keineswegs schockiert an. Sie waren nicht entsetzt und beklagten nicht ihr Schicksal. War sie die Einzige, die noch bei Verstand war?
Heather beugte sich lächelnd zu ihr vor. „Ich weiß, dass es dir seltsam erscheinen muss, aber es ist wirklich nicht so schlimm. Stell dir nur mal vor, wie wundervoll es ist, wenn du dich in ihn verliebst.“
Liana öffnete den Mund und schloss ihn wieder, denn es gab keine höfliche Erwiderung auf diese Bemerkung, und sie wollte sich nicht von jedem Bewohner des Palastes entfremden. In Malik verlieben? Niemals. Die Vorstellung war lächerlich. Nur weil er attraktiv und anständig zu ihrer Tochter war? Weil es sexuell mit ihnen klappte? Das war Lust, nicht Liebe. Niemals hätte sie sich gestattet, Zuneigung zu jemandem zu entwickeln, der andere Leute derart manipulierte. Außerdem hatte sie ein eigenes Leben. „Ich muss zurück in meine Wohnung“, sagte sie zu Fatima.
„Natürlich. Du brauchst deine Kleider.“
„Ich habe dabei eher an meinen Stundenplan gedacht. Ich brauche ihn für Montag.“
Fatima tätschelte ihr die Hand. „Das ist nicht nötig, meine Liebe. Du bist die Frau des Kronprinzen. Du wirst nicht mehr unterrichten. Du brauchst für den Rest deines Lebens nicht mehr zu arbeiten.“
10. KAPITEL
N icht mehr arbeiten zu müssen, war keineswegs Lianas Traum. Es bereitete ihr Freude, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Daher hatte sie nicht die Absicht, die augenblickliche Situation ohne Gegenwehr zu akzeptieren.
Also zog sie sich in die Gästesuite zurück, die sie schon einmal mit Bethany bewohnt hatte, und führte einige Telefonate.
Ihr erster Anruf galt dem Rektor der Amerikanischen Schule. Er gratulierte ihr überschwänglich zu ihrer unerwarteten Hochzeit und teilte ihr mit, dass ihre Klasse einem anderen Lehrer übergeben und ihrem Konto das Gehalt für die vollen zwei Jahre gutgeschrieben worden war.
Es bestand kein Zweifel daran, woher dieses Geld stammte. Doch wenn Maliks glaubte, sie kaufen zu können, dann stand ihm eine Überraschung bevor.
Als Nächstes rief sie das amerikanische Konsulat an. Während sich der Mann durchaus mitfühlend und verständnisvoll gab, war er kein
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