Märchen unter dem Wüsenhimmel
versuchte nicht einmal, ihren Hass auf mich und die Situation zu verbergen. Als wir schließlich die Ehe vollzogen, stellte ich fest, dass sie bereits mit einem anderen Mann zusammen gewesen war.“
Sie vermutete, dass ein künftiger Monarch eine jungfräulicheBraut erwartete, obwohl es für sie ein veraltetes Konzept war. „Das konntest du ihr nicht verzeihen?“
Er drehte sich zu ihr um. „Ich konnte ihr nicht verzeihen, dass sie die Affäre fortsetzte. Ich konnte ihr nicht verzeihen, dass sie damit mich und mein Land lächerlich machte. Ich konnte nicht verzeihen, dass viele der Dienstboten von ihrer Untreue wussten und Gerüchte in den Straßen im Umlauf waren. Und ich konnte ihr nicht die Dummheit und Gefühllosigkeit verzeihen, dass sie sich mit ihrem Liebhaber in unserem Ehebett von mir und meinem Vater überraschen ließ.“
Er holte tief Luft und fuhr fort: „Der Name Iman bedeutet treu , aber in ihrem Fall war es eine Lüge. Als ich von ihren Vergehen erfuhr, verbannte ich sie und ließ mich scheiden. Alles, was sie je berührte, wurde vernichtet. Sie hat uns alle betrogen. Denn was dem Kronprinzen angetan wird, widerfährt jedem Bürger. Mir ist es gleich, was sie mir angetan hat, aber es ist unverzeihlich, dass sie die Ehre von El Bahar beschmutzt hat.“
Liana kannte ihn inzwischen gut genug, um zu spüren, wie groß sein Kummer war. Mitgefühl für den stolzen Mann stieg in ihr auf. Er wollte nur, was gut und richtig für sein Land war. Er opferte sich auf. Er verkörperte El Bahar, gab alles für das Wohl seines Volkes, dem sein letzter Gedanke, sein letzter Atemzug gelten würde.
Seine Demütigung war auch die seines Volkes. Würde es ihn demütigen, wenn sie ihn verließ? Würde ihr Vermächtnis ebenso schmerzlich wie Imans sein?
Sie wollte nicht daran denken. Sie wollte nicht die Macht besitzen, ihm wehzutun. Aber sie konnte sich der Tatsache nicht entziehen, dass es ihn sehr viel gekostet haben musste, ihr seine Vergangenheit und seine Beschämung zu offenbaren.
„Danke, dass du mir die Wahrheit gesagt hast“, sagte sie. „Ich verspreche, dass ich dein Vertrauen ehren werde.“
„Selbst die Straßenfeger kennen die Wahrheit. Es gibt keinVertrauen zu wahren.“
Spontan trat sie zu ihm, schlang die Arme um ihn, stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn.
Er packte ihre Oberarme und stieß sie von sich. „Ich will dein Mitleid nicht“, knurrte er mit finsterer Miene.
Sie lächelte. „Malik, du erweckst viele Gefühle in mir – hauptsächlich Zorn und Verzweiflung. Aber ich schwöre, dass ich nicht ein einziges Mal Mitleid mit dir hatte.“
„Warum kommst du dann jetzt zu mir, nachdem ich dir von der Hure erzählt habe, die meine Ehefrau war?“
Sie schob die Hände unter sein Jackett und küsste seine verkniffenen Lippen. „Weil du endlich mehr Mann als Prinz bist. Während der Prinz anmaßend und nervtötend ist, ist der Mann sehr reizvoll. Ich möchte ihn gern küssen, bevor er sich wieder zurückverwandelt.“
Seine Miene wurde sanfter. Mit funkelnden Augen legte er die Hände auf ihre Taille. „Ich bin nicht nervtötend. Ich gelte als charmant und unterhaltsam.“
„Also, willst du die ganze Nacht reden, oder könnte ich dein Interesse an etwas mehr Körperlichem wecken?“
13. KAPITEL
M a lik wusste, dass es ein Fehler war, sich erneut mit Liana einzulassen. Solange er sie auf Distanz hielt, war er in Sicherheit. Wenn er jedoch ihr Licht in sein Leben ließ, konnte er sich nie wieder damit zufrieden geben, im Finstern zu vegetieren.
Doch obwohl er sich bemühte, einen kühlen Kopf zu bewahren, spürte er seine Erregung wachsen und seine Willenskraft schwinden.
Er nahm ihr das Diadem ab und befreite ihre langen Haare aus der eleganten Frisur. „Du warst wundervoll heute Abend“, murmelte er, während er ihre zarten Wangen und dann ihren Mund küsste.
„Ich war verängstigt“, flüsterte sie. „Alle Leute haben mich angestarrt und darauf gewartet, dass ich etwas Falsches sage oder tue.“
„Nein. Sie haben dich beobachtet, weil sie neidisch waren. Alle Frauen haben dich bewundert. Die Männer haben dich begehrt, und wenn sie heute Nacht mit ihren Frauen schlafen, werden sie dabei von dir träumen.“
Sie wich zurück und blickte zu ihm auf. Ihre Augen funkelten vor Leidenschaft und Belustigung. „Das glaube ich nicht. Ich gebe zwar zu, dass ich gut zurechtgemacht war, aber ich war nur …“
Er brachte sie mit einem innigen Kuss zum Schweigen und
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