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Märchen von den Grimms und mir (German Edition)

Märchen von den Grimms und mir (German Edition)

Titel: Märchen von den Grimms und mir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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Prinzessin spielte mit den Kindern anderer Edelleute und als sie älter wurden, lernten sie zusammen und wurden gemeinsam unterrichtet. Die Prinzessin merkte bald, dass sie anders aussah, als die anderen Kinder. Sie besaß goldfarbenes, langes, seidiges Haar, das ihr lockig und glänzend über die Schultern fiel, ihre Augen leuchteten in einem klaren, reinen Blau, um das sie jeder Bergsee beneidet hätte. Ihr Gesicht mit den rosigen Wangen und der weichen Samthaut schaute anmutig aus, und ihre Kleider waren, da sie ja die Prinzessin war, die schönsten, edelsten, buntesten und weichesten Kleider von allen Kindern. Nur ihre Nase wirkte anders, als bei den anderen Kindern und Erwachsenen. Die Nase der Prinzessin besaß keinen Nasenrücken wie normale Nasen und war sehr flach, mit breiten Nasenflügeln. Heutzutage wäre das keinem Menschen aufgefallen, doch damals reisten die Leute noch nicht um die Welt, und dunkelhäutige Menschen zum Beispiel wurden bestaunt, wie exotische Tiere im Zirkus.
Die anderen Kinder lachten manchmal, oder tuschelten hinter vorgehaltenen Händen über die Nase der Prinzessin und verstummten immer schnell, wenn sie in ihre Nähe kam. Das machte das Mädchen traurig und sie fühlte sich einsam im Herzen. Oft betrachtete sie ihr Spiegelbild und fühlte sich häßlich. Ihr Lachen erklang seltener und der König spürte ihre Trauer und Einsamkeit.
Er sprach sie an und fragte: "Was bedrückt dich und verdunkelt dein Gemüt, mein Kind?"
"Ach Vater, ich bin häßlich", antwortete die kleine Prinzessin mit leiser Stimme. "Die anderen Kinder reden und lachen über mich. Sie mögen mich nicht und ich werde nie einen Ehemann bekommen. Das macht mich traurig."
Der König versuchte, sie zu trösten, denn für ihn sah seine kleine Prinzessin wunderschön aus, doch er hatte keinen rechten Erfolg.
Als die Zeit fortschritt, die Prinzessin älter wurde und der Zeitpunkt sich näherte, vermählt zu werden, kamen viele Jünglinge, um ihr den Hof zu machen. Es gab nicht wenige junge Männer, die die Prinzessin bezaubernd fanden und sie heiraten wollten. Doch die Prinzessin dachte an ihre Nase und lehnte alle Angebote ab. Sie glaubte, die Jünglinge wollten sie nur ehelichen, weil sie reich war und bald das Land regieren würde. Sie wollte aber geliebt und verehrt werden, innerlich wie äußerlich. So wurde sie immer trauriger und einsamer im Herzen.
Der alte König wurde auch immer trauriger und fragte sich, was er tun könnte. Da kam der Königin ein Gedanke, und sie sagte zu ihrem Mann: "Warte, Gemahl, ich habe eine Idee. Gib mir etwas Zeit, ich will einen Versuch wagen."
"Was hast du vor, was willst du tun?", fragte der König. Doch seine Frau verriet es nicht. Sie war eine gelehrte Frau, die in ihrer Freizeit viel las und studierte. In einem Buch hatte sie von Menschen in einem anderen Königreich gelesen. Dieses Königreich befand sich in Asien und das Land wurde Thailand genannt. Die Bewohner selbst nannten es allerdings Siam. Sie hatten alle solch eine flache Nase, wie ihre Tochter. Das hatte die Königin auf gemalten Bildern in diesem Buch gesehen.
Sie schickte ein paar Diener los. Diese sollten mit Pferden, per Schiff und dann mit Ochsenkarren in dieses Land Thailand fahren und einige Bewohner überreden, mitzukommen und der Prinzessin zu zeigen, dass auch andere Menschen flache Nasen besaßen und trotzdem glücklich waren.
So geschah es, und die Diener fanden aufmerksame Zuhörer in dem fernen Land. Einige von ihnen begleiteten sie zurück, darunter befand sich auch der Sohn des dortigen Königs, der Prinz von Siam. Er war neugierig auf die Prinzessin geworden, und da er bereits seit Monaten nach einer Gemahlin suchte, wollte er sie unbedingt treffen und anschauen.
Als er die Prinzessin zu sehen bekam, verliebte er sich sofort in ihr liebliches Aussehen, die Prinzessin allerdings sah, wenn sie ihn ansah, immer nur die Nase und konnte keine Liebe in ihrem Innern für den Fremden Prinzen finden. Sie merkte aber, ihr Aussehen war nicht so ungewöhnlich und einmalig, wie sie immer gedacht hatte.
Traurig fand sich der Prinz damit ab, seine Gefühle für die Prinzessin nicht erwidert zu bekommen und so reiste er zurück in sein Königreich. Doch er verspürte auch Freude, denn die Prinzessin hatte ihm gedankt und fühlte sich nun viel besser.
Die Prinzessin dachte bei sich, vielleicht war sie gar nicht so häßlich? Sie dachte an den einen Jüngling zurück, der sie gebeten hatte, ihn zu ehelichen. Sie war ihm

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