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Märchen

Märchen

Titel: Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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draußen, da standen all die vierzig Räuber aufeinandergestapelt.
    Ganz obenauf stand Fiolito. Sein langer Schnurrbart hing schon auf dem Fenstersims.
    Da schwang Peter sein Schwert und schlug es Fiolito so auf den Schädel, daß ihm der Schlapphut herunterfiel. Und dann gab es ein entsetzliches Gepolter. Das waren die vierzig Räuber, die durcheinanderpurzelten.
    Alle außer Fiolito. Der ließ das Fenstersims nicht los. Im Gegenteil. Er zog sich höher und höher, und schließlich steckte er ein langes Bein ins Schlafzimmer. Und dann lachte er -
    einfach fürchterlich! Ungefähr so:
    »HA HA HA!«
    »Schnell raus in den Salon!« schrie Mimmi Peter zu. Und gerade als Fiolito das andere Bein über das Fensterbrett zog, schlugen Mimmi und Peter die Tür zwischen Schlafzimmer und Salon zu. Mimmi drehte den Schlüssel im Schloß herum.
    »Wir müssen auch noch die Möbel vor die Tür schieben«, sagte sie. Sie hörten schon, wie Fiolito mit aller Kraft am Türgriff rüttelte. Und sie beeilten sich, die Kommode vor die Tür zu schleppen und alle Stühle, die im Zimmer standen, obendrauf zu stapeln. Sie konnten hören, wie Fiolito da draußen knurrte, während er gegen die Tür schlug. Und leider war die Tür weder besonders dick noch besonders stark. Sie gab nach.
    Die Kommode rutschte zur Seite, und Fiolito steckte seinen gräßlichen Schnurrbart durch den Spalt. Da prasselten sämtliche Stühle auf seinen Kopf herunter.
    »Wenn ich nicht so große Angst hätte, würde ich mich totlachen«, sagte Mimmi.
    Mutig stellte sich Peter mit hoch erhobenem Schwert vor sie hin.
    Er brauchte nicht lange zu warten, bis Fiolito auf ihn zusprang.
    Fiolito hatte auch ein Schwert.

    »Wehe dir, Unglücklicher!« schrie er Peter mit seiner heiseren Räuberstimme zu und hob sein Schwert.
    »Wehe dir selbst, du Blödmann!« sagte Mimmi und machte Fiolito eine lange Nase.
    Das wurde ein Kampf. Vierzehnmal trieb Fiolito Peter im heftigsten Gefecht durch den Salon. Schließlich geschah das Entsetzliche. Fiolito schlug Peter das Schwert aus der Hand, so daß es auf den Fußboden fiel. Und sofort setzte Fiolito seinen Fuß darauf.
    »Geh nach Hause und leg dich schlafen, Fiolito«, sagte Mimmi wütend. »Warum kommst du überhaupt her und machst Streit?
    Die Perlenkette bekommst du ja doch nicht!«
    »HA HA HA!« lachte Fiolito, fürchterlicher als je zuvor. »Wollen wir doch mal sehen! - Wollen wir doch mal sehen!«
    Und dann fing er an zu suchen. Mimmi und Peter setzten sich auf das Fensterbrett, um zuzusehen.
    »Er findet sie niemals«, flüsterte Mimmi Peter zu.
    Fiolito suchte in der Kommode, und er suchte unter dem Teppich, und er suchte hinter den Kissen auf dem Sofa, und er suchte auf der Lampe, und er suchte hinter den Bildern, und er suchte im Kamin. Aber im Blumentopf suchte er nicht. Denn wie hätte er sich denken sollen, daß da eine Kette lag?
    Schließlich suchte er im ganzen übrigen Haus, und Mimmi und Peter liefen neben ihm her und guckten zu und kicherten, als sie sahen, an was für dummen Stellen er suchte.
    »Wenn ich so dumm wäre wie du, Fiolito«, sagte Mimmi, »würde ich mich an meinem eigenen Schnurrbart aufhängen!«
    Da wurde Fiolito wütend, ja, er wurde so wütend, daß er sich nach etwas umsah, womit er nach Mimmi schmeißen konnte. Sie waren jetzt wieder im Salon, denn Fiolito wollte nachsehen, ob die Perlenkette vielleicht an einem Nagel drinnen im Kamin hing. Hier war es also, wo er so wütend auf Mimmi wurde.
    Und das einzige, was er fand, um damit nach Mimmi zu schmeißen, war der Blumentopf. Er hob ihn hoch über seinen Kopf. Peter und Mimmi schrien vor Entsetzen auf - natürlich nur, weil sie an die Halskette dachten.

    Fiolito warf mit dem Blumentopf nach Mimmi: Aber sie sprang zur Seite. Krachend fiel der Topf zu Boden und ging kaputt.
    Und da, da lag die Perlenkette!
    »HA HA HA!« lachte Fiolito, als er sie entdeckte. »Ich hab sie!
    Endlich!«
    Und dann nahm er Mimmis kostbare Halskette mit seinen gräßlichen Räuberfingern. Und Peter konnte nicht das geringste tun, um ihn daran zu hindern.
    »HA HA HA!« lachte Fiolito immer noch, als er aus dem Schlafzimmerfenster kletterte. Die vierzig Räuber hatten sich wieder aufeinandergestapelt, damit Fiolito hinunterklettern konnte.
    Mimmi lief zum Fenster. Sie streckte die Hand aus und zog Fiolito an seinem Schnurrbart. Fiolito konnte sich nicht wehren, nur ein bißchen mit den Beinen strampeln; denn es tat natürlich weh. Und da purzelten alle vierzig

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