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Märchen

Märchen

Titel: Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Räuber stehen.
    »Hast du die Türen abgeschlossen?« fragte er besorgt.
    »O ja, ich bin ja nicht ganz blöd!« sagte Mimmi. »Das ist doch klar, daß ich die Türen abgeschlossen habe. Ein einsames, elternloses Mädchen in einem Haus, voll mit echten Perlen!
    Natürlich hab ich die Türen abgeschlossen!«
    »Hast du so viele echte Perlen?« fragte Peter verwundert.
    »Voll, alles voll«, sagte Mimmi. »Guck mal hier.«
    Sie zeigte auf eine Perlenkette, die in zwei Reihen um ihren Hals lag. Sie bestand aus roten, grünen, blauen und weißen Perlen.
    Als Peters Mama sieben Jahre alt und noch Großmutters kleines Mädchen gewesen war, hatte sie einmal in einem Spielzeuggeschäft für zehn Öre einen Beutel Glasperlen gekauft und sie selbst zu dieser Halskette für Mimmi aufgezogen. Peter hatte die Geschichte viele Male gehört. Eigentlich konnte man also nicht sagen, daß es echte Perlen waren, dachte er.
    »Perlen von unschätzbarem Wert - jawohl, so ist es«, sagte Mimmi. »Und hinter denen ist Fiolito her, verstehst du?«
    Peter war sehr besorgt. Mimmi aber sah nicht ein bißchen ängstlich aus.
    »Ist egal. Jetzt gehen wir hinunter in die Küche und kochen uns Kakao«, sagte sie.
    Eine Treppe führte nach unten. Mimmi schwang ein Bein über das Geländer und rutschte hinunter. Mit einem Plumps landete sie auf dem Fußboden des Eßzimmers. Peter rutschte hinterher.
    Eine Weile später saßen sie am Küchentisch und tauchten Milchbrötchen in den Kakao.
    »Möchtest du noch ein Brötchen haben?« fragte Mimmi.
    In dem Augenblick hörten sie, wie sich jemand an die Küchentür heranschlich.
    »Fiolito«, flüsterte Mimmi und warf ihre Kakaotasse um. Jetzt sah sie ängstlich aus.
    »Bist du sicher, daß die Tür abgeschlossen ist?« flüsterte Peter.
    Sie sahen, wie der Türgriff heruntergedrückt wurde, und hörten, wie jemand an der Tür rüttelte. Aber die Tür ging nicht auf.
    »Haha, hast du dir so gedacht«, sagte Mimmi zufrieden.
    Sie hörten schleichende Schritte, die sich entfernten. Und sie liefen zum Küchenfenster. Draußen im Wald war es jetzt ganz dunkel.
    Aber die Räuber hatten ein Lagerfeuer gemacht, das einen unheimlichen Schein verbreitete.
    »Die wollen sicher die ganze Nacht warten«, sagte Mimmi.
    »Schieß einmal mit deiner Platzpatronenpistole, damit wir sehen, ob sie Angst bekommen.«
    Peter öffnete das Küchenfenster und schoß in die Dunkelheit hinein. Peng! Es hörte sich schauerlich an. Alle Räuber sprangen vom Lagerfeuer auf und machten wilde Gesichter. Mimmi beugte sich aus dem Fenster.
    »So«, schrie sie, »jetzt weißt du, was du zu erwarten hast, Fiolito! Dieser Herr hier« - sie zeigte auf Peter - »dieser Herr wird mich bis zum letzten Blutstropfen verteidigen!«
    Sie nahm Peter bei der Hand.
    »Nicht wahr, das wirst du doch?« fragte sie aufgeregt.
    Peter nickte. Ja, bis zum letzten Blutstropfen, es blieb ihm nichts anderes übrig. Mit einem Knall schloß Mimmi das Küchenfenster.
    Sie gähnte.
    »Das beste ist, wir versuchen, ein bißchen zu schlafen«, sagte sie.
    »Aber zuerst werde ich die Perlenkette verstecken, falls...«
    »Falls - was?« fragte Peter.
    »Falls Fiolito kommt, wenn wir schlafen«, sagte Mimmi. Sie sah nachdenklich aus.
    »Ich hab's«, sagte sie schließlich. »Komm, ich zeig's dir!«
    Auf dem Tisch im Salon stand ein Blumentopf. Darin wuchs eine Azalee. Mimmi hob die Blume mit all der Erde, die an den Wurzeln saß, hoch und legte ihre Halskette auf den Boden des Blumentopfes. Dann setzte sie die Azalee wieder darauf.
    »Jetzt kann er suchen, Herr Hohlkopf Fiolito«, sagte sie. »Ich wette, daß er nie auf den Gedanken kommt, sie in einem so guten Versteck zu suchen. Dazu ist er sicher zu dumm.«
    Sie gähnte noch einmal und lief ins Schlafzimmer. Dort warf sie sich auf das eine Bett. Peter legte sich auf das andere. Sein

    Schwert und seine Platzpatronenpistole hatte er bei sich im Bett.
    Wer weiß, wann er sie brauchte!
    »Es ist zu warm hier«, sagte Mimmi. »Ich muß das Fenster aufmachen.«
    »Ja, aber - Fiolito«, sagte Peter warnend.
    »Ach, der kann doch nicht ins obere Stockwerk hinaufklettern«, sagte Mimmi und riß das Fenster sperrangelweit auf.
    Die frische, kühle Nachtluft war herrlich. Peter wollte gerade einschlafen, da richtete sich Mimmi plötzlich kerzengerade in ihrem Bett auf.
    »Hast du gehört?« flüsterte sie.
    Da hörte Peter draußen an der Wand ein tastendes Geräusch.
    Gleichzeitig stürzten Mimmi und Peter zum Fenster. Und da

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