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Maerchenerzaehler

Maerchenerzaehler

Titel: Maerchenerzaehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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war wie der eines echten Seemannes.
    ›Seelöwe!‹, rief sie, doch als sie sich umsah, saß hinter ihr ein großer silbergrauer Hund mit goldenen Augen.
    ›Ich bin es‹, sagte der Hund. ›An Land bin ich ein anderer.‹
    Da wurde der kleinen Königin ein wenig unheimlich zumute, und sie fragte sich, welches die wahre Gestalt des Hundes war und ob er noch eine dritte besaß.
    So klopfte sie an die rote Tür des Leuchtturms und der Leuchtturmwärter öffnete.
    ›Kommt herein‹, sagte er. ›Ich habe euer Schiff durch mein Fernglas beobachtet. Und ich habe euch den Weg geleuchtet, damit ihr nicht auf die Felsen auflauft, die unter der Wasseroberfläche lauern …‹ Er streichelte zufrieden seinen ergrauenden Backenbartund rückte seine runde Brille zurecht. ›Wollt ihr auf einen Kakao mit hinaufkommen?‹
    Sie folgten dem Leuchtturmwärter bis ins höchste Stockwerk seines Turms. Von dort aus hatte man eine wunderbare Aussicht über das Meer. Es sah ganz glatt aus von hier oben, man konnte die einzelnen Wellen gar nicht sehen. Der Leuchtturmwärter band eine Schürze vor seinen dunkelblauen Wollpullover und kochte Kakao auf einem kleinen Herd.
    Der silbergraue Hund hatte sich still unter den Tisch gelegt.
    ›Da ist noch ein Schiff.‹ Die kleine Königin blies in ihre Kakaotasse. ›Ein schwarzes, am Horizont. Zeigen Sie dem auch den Weg?‹
    ›Natürlich‹, sagte der Leuchtturmwärter. ›Ich zeige allen Schiffen den Weg.‹
    ›Aber woher wissen Sie, welches die guten und welches die bösen Schiffe sind?‹, fragte die kleine Königin. ›Das dort, das ist ein böses Schiff. Ich weiß es, aber Sie wissen es nicht. Und deshalb zeigen Sie ihm den Weg …‹
    ›Das ist wahr‹, sagte der Leuchtturmwärter ernst. In seinem beinahe grauen Bart hing ein Tropfen Kakao.
    ›Auf dem schwarzen Schiff sind die Jäger‹, fuhr die kleine Königin fort. ›Sie wollen mein Herz stehlen, und wenn sie das tun, werde ich sterben. Wir müssen das Festland erreichen, ehe sie uns einholen. Wir haben gerade genug Vorsprung für einen Kakao.‹
    ›Oh‹, sagte der Leuchtturmwärter. ›Aber das ist ja schrecklich. Vielleicht habe ich einer Menge böser Schiffe den Weg gezeigt.‹ Er nahm die Brille ab und kratzte sich damit am Kopf. ›Wozu bin ich dann überhaupt gut?‹
    Und schließlich drehte er sich zu der kleinen Königin um und setzte seine Brille wieder auf.
    ›Wenn ich den Bösen und den Guten den Weg zeige, kommt es aufs Gleiche heraus, als wenn ich keinem den Weg zeige‹, sagte er. ›Ist es nicht so? Vielleicht … sollte ich damit aufhören. Vielleicht sollte ich mit euch zum Festland fahren.‹
    Der silbergraue Hund kam unter dem Tisch hervor und schnupperte an den Schuhen des Leuchtturmwärters. Dann musterte er ihn mit seinen goldenen Augen. Und schließlich wedelte er mit dem Schwanz.
    ›Sehen Sie‹, sagte die kleine Königin glücklich. ›Er sagt, Sie dürfen mitkommen.‹
    ›Gut‹, sagte der Leuchtturmwärter. ›Ich packe nur noch meine Zahnbürste ein. Womöglich kann ich etwas helfen … auf dem Schiff. Wie heißt es überhaupt?‹
    ›Das weiß ich nicht‹, sagte die kleine Klippenkönigin ehrlich. ›Vielleicht finden wir es noch heraus.‹
    Dann löschte der Leuchtturmwärter das Licht im Leuchtturm. An diesem Abend würde es kein Licht mehr geben, das dem schwarzen Schiff den Weg zeigte. Aber noch war heller Tag. Unten am Fuß des Turmes löste der Leuchtturmwärter die Vorleine mit einer geübten Bewegung – und dann segelten sie davon, mit einer mutigen Brise in den weißen Segeln. Neben dem Schiff tauchte der dunkle Kopf des Seelöwen aus den Wellen auf. Der Leuchtturmwärter nickte nur, als wisse er Bescheid über seine Verwandlung. Doch hinter ihnen war das schwarze Schiff jetzt schon ganz nah. Die kleine Königin spürte die Gier des roten Jägers und ihr diamantenes Herz schlug ängstlicher als zuvor.«
    Eine Weile schwiegen sie beide. »Das war’s?«, fragte Micha dann.
    »Ja.«
    »Bist du sicher? Dreh mal das Blatt um.«
    »Ich habe das Blatt umgedreht. Das war schon die Rückseite. Mehr gibt es nicht. Noch nicht.«
    »Ein Herz aus Diamant«, flüsterte Micha. »Meinst du wirklich, so was habe ich? Wenn man mich durchleuchten würde, mit so einem Gerät, könnte man nachgucken, oder?«
    »Du hast ein ganz normales Herz aus Fleisch und Blut«, sagte Anna und lachte. »Keine Angst. Es ist nur ein Märchen.«
    »Ja, aber«, sagte Micha.
    In diesem Moment hörten sie das

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