Maerchenhochzeit in Granada
ihm, auch wenn er versucht hatte, sie zur Heirat mit ihm zu zwingen. Schließlich hatte er nicht mehr ein noch aus gewusst. Impulsiv verließ sie ihr Zimmer und ging nach unten.
Überall sah man noch die Überreste der Party. Sie fand zwei saubere Gläser, füllte sie mit Wein und ging leise in den Garten, so dass Sebastian sie nicht hören konnte. Als sie einen Blick auf sein Gesicht erhaschte, stockte ihr der Atem. Er wirkte nicht mehr arrogant, sondern verzweifelt und völlig in sich gekehrt.
Sebastian sah auf und bemerkte sie. Überrascht runzelte er die Stirn. Maggie reichte ihm ein Glas. „Danke", sagte er mit einem ironischen Unterton. „Genau das habe ich gebraucht.
Woher wussten Sie das?"
„Ich dachte es mir." Sie lächelte, um ihm zu beweisen, dass sie ihm verziehen hatte.
„Und worauf sollen wir trinken? Auf Ihren letzten Abend?"
„Es ist das Beste so."
„Wenn Sie das sagen."
„Na ja, Sie müssen zugeben, dass es eine verrückte Idee war."
„Zu dem Zeitpunkt fand ich sie gar nicht so schlecht."
„Sie waren verzweifelt", informierte sie ihn. „Aber Don Sebastian de Santiago hört nur auf seinen Verstand."
„Machen Sie sich über mich lustig?" fragte Sebastian gequält.
Maggie legte ihm die Hand auf die Schulter. „Nein, das würde ich niemals tun."
„Ich gebe zu, dass ich gleich auf Sie hätte hören sollen. Glauben Sie, es ist einfacher, wenn man weiß, dass man es sich selbst eingebrockt hat?"
„Nein. Es macht alles viel schwerer", erwiderte sie sanft.
Plötzlich saßen sie im Dunkeln, denn die Lampen waren ausgegangen. Sebastian stieß einen unwirschen Laut aus.
„Die Lampen gehen automatisch aus. Das hatte ich ganz vergessen. Lassen Sie uns ins Haus gehen. Sie können mir weiter ins Gewissen reden. Vielleicht hilft es ja."
7. KAPITEL
Vor diesem Abend war sie noch nie in Sebastians Arbeitszimmer gewesen, und bei ihrem ersten Besuch war zu viel passiert, als dass sie sich genauer hätte umsehen können. Jetzt stellte Maggie fest, dass es genauso wie die übrigen Räume dekoriert war, allerdings eine maskuline Note hatte.
Und trotz seiner Funktionalität war es sehr schön. An einer Wand hing ein großer Orientteppich, und das Gegenstück dazu war über einer großen Couch in der Ecke drapiert. Catalina hatte ihr erzählt, dass Sebastian manchmal die ganze Nacht hier verbrachte und zwischendurch nur ein Nickerchen machte, bevor er an den Schreibtisch zurückkehrte.
An einer anderen Wand hingen zwei große Porträts von Männern mit scharf blickenden Augen und markanten Nasen. Offenbar handelte es sich um Sebastians Vater und Großvater, denn die Ähnlichkeit war frappierend.
Sebastian nahm eine Weinflasche und zwei saubere Gläser aus einem Schrank und reichte ihr eins. „Heute Abend würde ich mich am liebsten betrinken", erklärte er grimmig. „Und warum tun Sie es dann nicht?" Er zuckte die Schultern. „Weil ich es nie mache." „Vielleicht sollten Sie es tun", meinte sie mitfühlend. „Sie müssen sich nicht ständig zusammenreißen. Ertränken Sie Ihre Sorgen im Alkohol, schlafen Sie auf der Couch da hinten ein, und wachen Sie mit einem Kater auf, der Sie Ihre anderen Probleme vergessen lässt. Es könnte Ihnen dabei helfen, die Dinge wieder klarer zu sehen."
Sebastian lächelte schwach. „Sie führen mich in Versuchung. Aber ich habe mir schon vor langer Zeit geschworen, nie zu vie l zu trinken. Der Bruder meines Vaters war Alkoholiker. Die Leute haben über ihn gelacht und ihn ausgenutzt. So wollte ich niemals werden. Und jetzt..."
Plötzlich wurde er wütend. „Die Gäste hatten ihren Spaß, stimmt's? Der Bräutigam hat sein Haus der Öffe
ntlichkeit zugänglich gemacht, seine Braut seinen Freunden und Feinden vorgestellt - denn es waren heute Abend genauso viele Freunde wie Feinde hier -, nur um dann von ihr den Laufpass zu bekommen und vor allen gedemütigt zu werden. O ja, wirklich sehr amüsant!"
Er stand auf, ging zu den beiden Porträts und betrachtete sie.
„Wenn jemand meinen Vater so behandelt hätte, dann hätte er dafür gesorgt, dass derjenige es bitter bereut", fuhr er bitter fort. „Mein Großvater hätte ihn sogar umgebracht. Aber ich muss mich wie ein moderner Mann verhalten."
Schließlich drehte er sich wieder zu ihr um. „Sie verstehen nicht, wovon ich rede, stimmt's?"
„Ein bisschen schon. Mein Großvater kam auch aus dieser Gegend, und ich kann nachvollziehen, wie Sie sich fühlen. Aber ein Mord..."
„Wenn ein Mann seine
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