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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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Zischen kam immer näher, und es rauschte schon dicht hinter ihm. Da sah er sich um, und gewahrte hinter sich viele tausend Schlangen, die hatten ihre Königinn an ihrer Spitze, und verfolgten ihn. Es war vergeblich, daß er sein Pferd zum stärkeren Springen antrieb, die Schlangen übertrafen es an Schnelligkeit. Schon wollten sich einige um die Füße des Pferdes winden, und es niederstürzen; da ward ihm um sein Leben bange, und er warf die Krone ihnen zu, in der Hoffnung, daß sie ihn dann nicht weiter verfolgen würden. Die Schlangen ließen auch wirklich von ihm ab; als aber die Königinn ihre Krone aufgesetzt hatte, verdoppelten sie ihre Schnelligkeit, und waren schon wieder nahe hinter ihm. Er warf ihnen seinen Hut herab, aber obgleich ein Theil der Schlangen zurückblieb, und ihn ganz durchlöcherte, so verfolgte ihn doch der größte Theil derselben, hing sich an das Pferd, und wickelte sich um seine Beine, bis es niederfiel. Da ließ der Königssohn sein Pferd, und floh zu Fuß in die Stadt.

     
    Sein Vater aber, der König, stand oben an einem Fenster, und sah, wie sein Sohn voll Schrecken in den Palast hereintrat.

     
    »Was ist dir widerfahren?« fragte er ihn eilig. Und der Königssohn erzählte, was ihm begegnet sey. Der alte König aber hörte ihm aufmerksam zu, dann sprach er: »So weiß ich denn endlich, wo der Schatz zu finden ist! Schon seit zehen Jahren schicke ich im Geheim Boten durch alle Länder, um eine Schlangenkrone zu suchen; aber nie konnte ich dazu kommen, und doch hat mir ein weiser Mann versichert, daß eine Schlangenkrone mir ein großes Glück verschaffen würde. Geschwind, mein Sohn, zeige mir den Platz, wo du sie gesehen hast, ich will, ich muß diese Krone besitzen.«

     
    Der Königssohn aber rieth seinem Vater, von einem so gefährlichen Unternehmen abzulassen. »Seht,« sprach er, »nur mit der größten Mühe bin ich selbst der Todesgefahr entronnen, darum begebt Euch nicht in gleiche Gefahr.« Aber der König ließ sich nicht abhalten. »Wenn Du nicht mitgehen willst,« sagte er, »so will ich es allein versuchen.« Da ließ er sich sein schnellstes Pferd satteln, und ritt hinaus an den Ort, den ihm sein Sohn bezeichnet hatte. Er war aber kaum an den Bach gekommen, als eine ungeheure Menge von Schlangen sich ihm entgegen stellte, und ihm eine solche Furcht einjagte, daß er augenblicklich wieder umkehrte.

     
    Der König gab aber deswegen die Hoffnung noch nicht auf, zum Besitze der Schlangenkrone zu gelangen. Er schickte viele seiner besten Reiter und Soldaten an den Platz; aber Alle erschraken vor der Menge und dem Zorne der Schlangen, so daß sich keiner getraute, unter sie hin zu reiten, und also unverrichteter Sache wieder zurückkehrten. Da versprach der König dem, der ihm eine Schlangenkrone bringen würde, einen Theil seines Landes, und ließ dies in seinem ganzen Reiche bekannt machen.

     
    Zu dieser Zeit aber lebte in einem Thale ein Mann und eine Frau, die hatten keine Kinder gehabt. Der Mann war einst in den Wald gegangen, und hatte da ein kleines Kind gefunden, das hatte er zu sich genommen, und es auferzogen; er und seine Frau aber hielten es, wie ihr eigenes Kind, und liebten es als ihre Tochter. Das Mädchen aber wuchs heran, und ward schön und fromm, und hütete die paar Ziegen und Schaafe, die den Reichthum ihrer Aeltern ausmachten: denn für das hielt sie die Leute, in deren Hause sie lebte, und nannte sie Vater und Mutter.

     
    Eines Tages aber, als das Mädchen auf einem Berge ihre Ziegen und Schaafe weidete, verlief sich ein Schaaf in das Gebüsch. Das Mädchen lief ihm nach, aber das Schaaf ging immer weiter und weiter, bis es ihr endlich ganz aus den Augen war. Da kam das Mädchen an den Eingang einer Höhle, und glaubte, das Lamm möchte sich wohl darein verlaufen haben, und trat hinein. Doch sie fand es nicht. Da ihr aber am Ende der Höhle ein sonderbares Licht entgegenstrahlte, ging sie weiter und weiter; doch der Glanz zog sich immer vor ihr zurück. Aus Furcht, sie möchte den Rückweg nicht mehr finden, wandte sie sich um; sobald sie aber den ersten Schritt gethan hatte, wich der Boden unter ihren Füßen, und sie sank in eine tiefe, tiefe Höhle hinab. Sie war aber nicht gefallen, sondern nur ganz sanft hinabgeglitten.

     
    Als sie sich umsah, befand sie sich in einem großen, unterirdischen Gemache, das von glänzenden Säulen getragen ward; die Wände aber glänzten von Edelsteinen, und erleuchteten es, wie Tageslicht; die

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