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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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werden.«

     
    Käthchen überlegte sich die Worte des Vaters, und meinte, es würde so schlimm nicht seyn mit dem Waldweibchen, als er sagte. Endlich glaubte sie gar, es möchte wohl Neid von ihm seyn, und er gönne ihr das verheißene Glück nicht, wie ihr ja das alte Mütterchen im Voraus schon gesagt habe.

     
    Das schöne Schloß und die geputzten Mädchen lagen Käthchen beständig im Sinne; doch konnte sie sich noch nicht entschließen, ihre Aeltern zu verlassen. Als sie daher wieder nach dem Walde gegangen war, und das alte Mütterchen sie befragte, ob sie ihr denn nicht folgen wolle, sagte sie: »Der Vater hat es mir verboten, und mich vor dir gewarnt, darum weiß ich noch nicht, was ich thun soll.«

     
    »Siehst du,« erwiederte die Alte, »daß ich wahr rede! Habe ich dir nicht gleich gesagt, daß deine Aeltern mich verleumden und dir ein so glückliches Loos mißgönnen werden, weil es ihnen nicht beschieden ist? Nun, ich überlasse es ganz dir, und denke, du wirst nächstens, wenn wir uns wieder hier im Walde treffen, recht gern mit mir gehen.«

     
    Als sie sich entfernt hatte, machte sich auch Käthchen auf den Rückweg, verfehlte aber, in ihre Gedanken vertieft, den rechten Weg, irrte lange im Walde umher, und kam endlich ganz spät nach Hause.

     
    »Wo bist du so lange geblieben?« rief ihr die Mutter drohend entgegen; »du hast gewiß wieder mit dem alten bösen Weibe die Zeit verplaudert?«

     
    Käthchen leugnete, und entschuldigte sich damit, daß sie den rechten Weg verfehlt habe. »Das ist nicht möglich,« sagte die Mutter, »da du den Weg und das Holz ganz gut kennest, und dich auch noch niemals darin verirrt hast.« Käthchen aber blieb hartnäckig bei ihrer Antwort, und als nun die Mutter böse ward und ihr Vorwürfe machte wegen ihrer lügenhaften Ausrede, da lief sie weinend und ergrimmt fort, immer dem Walde zu.

     
    Es war aber schon spät am Abend, und trübe, schwarze Gewitterwolken standen rings um den Himmel. Käthchen ließ sich dadurch nicht abschrecken, sondern eilte unaufhaltsam vorwärts. Eben wollte sie in den Wald hineingehen, als plötzlich eine weibliche Gestalt in weißem Kleide ihr in den Weg trat, und sie freundlich mit der Frage anredete, wohin sie denn noch so spät wolle?

     
    »Zum Waldweibchen!« antwortete Käthchen.

     
    »Unglückliche!« sagte die Fremde, »zu der argen Zauberinn? Du hast dich, wie so viele andere Mädchen, von dem reizenden Leben verblenden lassen, das sie dir geschildert hat; aber du bringst dich um deine Ruhe und Freiheit. Kehre um, noch ist es Zeit! Ich bin die Fee Cöleste, und meine es gut mit dir.«

     
    »Laß mich,« erwiederte Käthchen; »du willst mich nur um mein Glück bringen, und gönnst mir die schönen Tage nicht, die ich bei dem Waldweibchen finden werde.«

     
    »Du täuschest dich, liebes Kind!« sagte die Fee, und bat sie, von ihrem Vorhaben abzustehen, wenn sie sich nicht unglücklich machen wolle. »Sieh!« fuhr sie fort, »der Himmel ist deinem Unternehmen zuwider, und warnt dich vor der bösen That. Hörst du den fernen Donner? schwer und ernst ziehen die Gewitterwolken herauf! Kehr' um, Käthchen, geh' zu deinen Aeltern und Geschwistern; bleibe arm, aber unschuldig und gut!«

     
    Käthchen hörte nicht auf die wohlgemeinten ernsten Ermahnungen und Warnungen der gütigen Fee Cöleste, sondern lief in den Wald hinein, immer vorwärts.

     
    Unterdessen war das Gewitter höher heraufgezogen, der Sturm brauste furchtbar durch den Wald, und zerbrach Aeste und Zweige. Gluthrothe Blitze zuckten durch das düstere Dunkel, und erhellten schauerlich die Nacht des Waldes. Immer näher und näher rollten die Donner, Regenströme ergossen sich herab, und Käthchen wußte nicht, wohin sie sich in der Angst wenden sollte. Jetzt gedachte sie an ihre Aeltern und an die Worte der Fee, und sie war schon im Begriff, umzukehren, aber ein Waldbach mit seinen reißenden Fluthen versperrte ihr den Weg. Da erschien das Waldweibchen, faßte sie bei der Hand, und sagte: »Armes Kind, komm schnell mit mir, du sollst bald geborgen seyn vor dem grausen Ungewitter.« Und im Augenblick sah sich Käthchen, ohne zu wissen – wie? in eine großen, prächtig erleuchteten Saal versetzt, von dessen Decke drei silberne Kronenleuchter, mit den köstlichsten Edelsteinen besetzt, herabhingen, und unzählige Wachskerzen brannten auf ihnen. Der Saal war von buntem Marmor, die Wände mit Gold- und Silberstoffen geziert, und ein starker Duft von

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