Märchensommer (German Edition)
und über kleiner Flamme geröstet zu werden? Niemals .“ Ich schlang meinen Arm durch seinen und zog die Tür hinter mir ins Schloss. „Lass uns gehen.“
„Komm schon, so schlimm kann es doch gar nicht sein.“
„Du hast ja keine Ahnung.“
Unten in der Eingangshalle hielt mir Quinn die Tür auf und führte mich dann zu seinem schwarzen BWM, den er auf der anderen Straßenseite geparkt hatte. Wir stiegen ein, und er steuerte den Wagen in den Abendverkehr. Eine ganze Weile sah ich nur aus dem Seitenfenster und blies Trübsal, bis Quinns übertrieben lautes Räuspern mich aus meinen Gedanken holte.
Ich drehte mich zu ihm. „Was ist?“
Er blickte nur kurz zu mir und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße. „Um ehrlich zu sein, war ich heute ziemlich überrascht, als deine Mutter plötzlich vor mir stand. Hattest du nicht gesagt, sie sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen?“
„Schön wär’s.“ Ich verschränkte die Arme über der Brust und blickte finster nach vorn, wobei ich mir insgeheim wünschte, Quinn würde dem Wagen vor uns auf die hintere Stoßstange krachen. Das wäre die perfekte Entschuldigung, um den Abend nicht mit meiner Mutter verbringen zu müssen.
Wir passierten die Kreuzung ohne Zwischenfall. Großartig.
Ich brauchte schnell einen Plan, bevor wir bei dem Restaurant ankamen und es für mich keinen Ausweg mehr gab. Ein flaues Gefühl in meinem Magen wurde mit jedem Kilometer, den wir fuhren, schlimmer. Ich räusperte mich, so wie Quinn vorher, und als er zu mir rüber blickte, schenkte ich ihm ein zuckersüßes Lächeln.
Sein Blick schoss zwischen mir und der Straße hin und her. „Woran denkst du gerade, Jona?“
Ich setzte meinen niedlichsten Hundeblick auf. „Wie stehen denn die Chancen, dass du dich verirrst und wir, statt bei dem Restaurant, in der Innenstadt landen und uns einen Film reinziehen?“
Quinn lachte. „Oh nein! Abe würde mir dafür den Kopf abreißen.“
Okay, das war wohl nichts. Plan B. „Sag mal, magst du mich eigentlich?“
Den Kopf leicht zu mir geneigt, steuerte er den Wagen für einen Moment mit nur einer Hand, während er mir die andere auf den Unterarm legte und leicht zudrückte. „Natürlich mag ich dich.“
„Willst du mich heiraten?“
„ Wie bitte?“ Er riss seine Hand so schnell zurück, dass er damit ordentlich gegen das Lenkrad stieß und der Wagen kurz aus der Spur ausbrach. Oha.
Mit einem entschuldigenden Blick erklärte ich schnell: „Wenn du mich heiraten würdest, könnte mich niemand mehr zu dieser moralisch völlig korrupten Frau schicken, die alle meine Mutter nennen.“ Ich hob mein Kinn hoch. „Ich wäre dann ein selbständiger Erwachsener.“
„Ach so ist das?“ Ein erleichtertes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. Er lenkte den Wagen um Kings Cross. „Ich fürchte nur, dass Bethany darüber nicht ganz so erfreut wäre.“
Ich runzelte die Stirn, während ich mit meinen Fingerspitzen den glatten Gurt auf- und abstrich. „Wer ist Bethany?“
„Meine Freundin.“
„Ich wusste ja gar nicht, dass du eine hast.“
Quinn strahlte. „Es ist noch ganz frisch.“
Irgendwie war es nett, meinen Freund so glücklich zu sehen. Ich freute mich auch wirklich darüber, dass er eine Frau für sich gefunden hatte. Blöd war nur, dass sie meinen genialen Plan B zunichtemachte.
Ich zog einen Schmollmund und wartete darauf, dass er mir wieder seine Aufmerksamkeit schenkte.
Er zog langsam eine Augenbraue hoch. „Was kommt jetzt ?“ Diese an sich harmlose Frage klang verdammt nach einer Warnung. Unglaubliche Sache, seine Intuition, was mich betraf.
„Du und Beth, ihr könntet mich doch adoptieren.“ Süße Unschuld lag in meiner Stimme.
Quinn zögerte einen Moment und legte dann seine Hand auf meine. „Du bist doch schon zu alt, um adoptiert zu werden, Kleine.“
„Ja … und Beth wäre sicher auch nicht glücklich über eine Plage wie mich.“
Seine Finger schlossen sich sanft um meine. „Ich habe in dir nie eine Plage gesehen und das weißt du.“
Ich seufzte schwer. „Ja, ich weiß. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich dich so gut leiden kann. Du bist der Einzige, der sich je etwas aus mir gemacht hat.“
Eine so offene und ehrliche Unterhaltung hatte ich schon seit Jahren mit niemandem mehr geführt. Offenheit war etwas, das ich normalerweise irgendwo in den tiefsten Kerkern meines Herzens verschlossen hielt. Aber bei Quinn, der für mich so etwas wie ein großer Bruder war,
Weitere Kostenlose Bücher