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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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Grübchen auf seiner linken Wange zum Vorschein. Ein schiefes Lächeln folgte auch noch. „Was denkst du? Sollen wir reingehen?“
    Ich beobachtete, wie sich seine Lippen bewegten, und lauschte auch dem Klang seiner Stimme. Allerdings dauerte es einen Moment, bis auch die Message angekommen war. Wir beide standen allein vor dem Pub. Quinn und der Drache waren bereits vorausgegangen. Ich presste meine Lippen aufeinander und zog meinen Blick von Julian ab, dann schritt ich schnell durch die Eingangstür. Ein leises Lachen ertönte hinter mir, als er mir folgte. Verdammt, er wusste genau, dass er mich abgelenkt hatte.
    Der Geruch von würzigem Essen und Bier hing schwer in dem Gewölbe. Einen Fuß auf die Eisenstange unter der Theke gestellt, unterhielt sich Quinn gerade mit dem Kellner. Meine Mutter stand zu seiner Linken und lehnte sich mit einem Arm auf die Theke. In diesem Moment sah ich sie zum ersten Mal wirklich an diesem Abend.
    Eine Spange hielt ihr kraftloses Haar am Hinterkopf zusammen; das schale Kupferrot verlor sich dabei im Kontrast zu ihrer schwarzen Bluse. Ein matschbrauner Rock, der nicht ganz bis zu ihren Knien reichte, ließ erkennen, wie schmal ihre Hüften geworden waren. In den hochhackigen Schuhen war sie fast so groß wie Quinn. Ihr rechter Fuß schlüpfte gerade mit der Ferse aus dem Pump, was klarmachte, dass sie sich in den Schuhen alles andere als wohlfühlte. Wen zum Teufel versuchte sie also zu beeindrucken?
    Mit einem Kopfschütteln stellte ich mich auf Quinns andere Seite, stützte meine Ellbogen auf die Theke und mein Kinn in meine Hände. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich weiter zu mir herüber lehnte. „Wie schön, dass du es auch noch rein geschafft hast“, flüsterte er. „Für einen kurzen Moment hab ich schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr kommen.“
    „Ach, und den ganzen Spaß hier verpassen? Wie könnte ich?“ Ich verdrehte die Augen, doch der Kellner war der Einzige, der es mitbekam, und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Ich drehte mich zu Quinn. „Warum stehen wir überhaupt hier?“
    „Wir warten auf einen Tisch.“
    Ich blickte mich im Raum um. „Warum nehmen wir nicht den Tisch da drüben. Sieht doch gut aus.“
    Quinn folgte meinem ausgestreckten Finger mit seinem Blick. Im nächsten Moment sah er mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Das ist ein Tisch für zwölf. Ich bin sicher, wir bekommen auch etwas Gemütlicheres.“
    „Du willst es gemütlich?“ Mein extra lauter Tonfall lenkte Julians Aufmerksamkeit und die meiner Mutter auf uns. „Dann schlag ich vor, wir werden erst mal unseren lästigen Anhang los.“
    Der Officer außer Dienst fuhr mir mit der Hand unters Haar und legte mir seine warmen Finger in den Nacken. Dann drückte er zu. „Du bist ja heute herzallerliebst, kleine Hexe.“ Als er das sagte, grinste er mit gefletschten Zähnen.
    „Ich geb mein Bestes“, röchelte ich.
    „Daran zweifle ich keine Sekunde.“
    Kurze Zeit später führte uns der Kellner an einen kleinen quadratischen Tisch in einer Nische im hinteren Teil des Pubs. Quinn und meine Mutter setzten sich einander gegenüber hin. Julian ging um den Tisch und warf mir noch einen verschlagenen Blick über die brennende Kerze hinweg zu, bevor er ebenfalls auf den freien Stuhl mit hoher Rückenlehne sank. Ich musste wohl oder übel ihm gegenüber zwischen Quinn und meiner Mutter Platz nehmen.
    Wie nett.
    Ich hüstelte unschuldig, rutschte dann mit meinem Stuhl so weit es ging zu Quinn hinüber und ließ mich schwerfällig nieder. Quinn wartete, bis ich es mir einigermaßen bequem gemacht hatte, und lehnte sich dann mit einem merkwürdigen Stirnrunzeln zu mir herüber. „Möchtest du vielleicht auf meinem Schoß sitzen?“
    Ha. Ha. Er war ja so witzig.
    Das anhaltende Schweigen meiner Mutter kratzte mich nicht, doch die Art, wie sie mich die ganze Zeit anstarrte, ging mir mittlerweile gewaltig auf die Nerven. Die ganze Zeit über hatte ich ihr dämliches Profil in meinem Augenwinkel. Kurz entschlossen stützte ich mein Kinn in meine Hand und drehte mich dezent—na ja, mehr oder weniger—zu Quinn, mit einem rotzfrechen Grinsen im Gesicht. Problem gelöst.
    „Also, ihr beide seid richtig gute Freunde, ja?“ Das war wohl Julians Versuch das Eis zu brechen.
    Ich hätte viel lieber nach links gegriffen und das dünne Genick meiner Mutter gebrochen .
    Quinn nickte, doch ich war schneller mit meiner Antwort. „Er ist mein Liebhaber. Bist

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