Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
Vom Netzwerk:
um das Auto herumkam und hakte mich anschließend bei ihm ein.
    „Hast du deine Pistole dabei?“, flüsterte ich ihm mit geneigtem Kopf zu, sodass mich die vorbeispazierenden Fußgänger nicht hören konnten.
    „Wozu brauchst du denn eine Pistole?“
    „Man kann nie wissen. Diese Dinger sind manchmal ganz praktisch. Hast du damit schon mal einen Drachen erlegt?“
    „ Jona.“ Sein Knurren wurde von einem spielerischen Schubs seiner Hüfte gegen meine begleitet.
    Ich stolperte über die offenen Schnürsenkel meiner Martens und taumelte seitwärts. Quinn packte mich schnell am Arm und ich kicherte.
    „Übrigens“, sagte er leise in mein Ohr. „Sein Name ist Julian.“
    „Julian?“ Der Name rollte sanft von meiner Zunge.
    Ich sah von meinen Schuhspitzen hoch zum Eingang des Restaurants und blickte plötzlich in zwei faszinierend blaue Augen.

3.       Tritte unterm Tisch
     
     
    NA GROSSARTIG. ICH musste ja unbedingt Julians Namen laut sagen. Meine Finger verkrampften sich in einem Todesgriff um die Bündchen meiner Kapuzenjacke, während ich mir kräftig auf die Zunge biss. Selbst in der wenig beleuchteten Straße musste mein Gesicht glühen wie eine überreife Erdbeere. Quinn bekam erst mal meinen Todesblick zu spüren, dafür, dass er mich überhaupt erst in diese scheiß-peinliche Situation gebracht hatte.
    Julian, der neben meiner Mutter im Licht der Laterne vor der Restauranttür stand, hatte zweifellos gemerkt, dass wir über ihn gesprochen hatten. Und die Tatsache hob sein Ego sicher höher als Londons Dächer. Einen Finger durch die Schlaufe am Kragen gehakt, schwang er seine schwarze Lederjacke über eine Schulter. Das weiße Hemd, das er anhatte, ließ seine dunkelblauen Augen im Kontrast dazu besonders strahlen. Er lächelte mich an. Es war ein verschmitztes Lächeln, bei dem nur ein Mundwinkel nach oben wanderte. Viel zu süß ...
    Herrgott noch mal, was war denn heute bloß mit mir los? Ich wollte mir am liebsten selber eine runterhauen. Ein Lächeln hatte mich doch noch nie aus der Fassung gebracht. Eigentlich war ich sogar immer ziemlich immun gegen die diversen Formen des männlichen Charmes gewesen. Offenbar war ich heute einfach nicht ich selbst.
    Nach ein paar Sekunden, in denen ich mich keinen Millimeter bewegt hatte, stupste mich Quinn sanft in den Rücken und holte mich damit zurück aus den Wolken. Anschließend streckte er Julian die Hand entgegen. „Jules, was geht?“
    Jules? Hatte ich da etwas nicht mitbekommen?
    Julian schüttelte Quinns Hand. Dabei kam in mir die Erinnerung an seine kühlen, sanften Finger wieder hoch, wie sie sich um mein Handgelenk geschlungen hatten. Plötzlich wollte ein Teil von mir auch unbedingt die Hand ausstrecken, um die von Julian zu schütteln. Ich trat diesem Teil von mir aber fest in den Arsch und schob meine Hände lieber zickig in die Hosentaschen, selbst als Julian sich mir zuwandte und mir seine Hand hinstreckte.
    „Hi, Jona. Alles klar?“, fragte er.
    „Spar dir die Mühe. Nur weil du mich heute Morgen von den Handschellen befreit hast, sind wir noch lange keine Freunde.“
    Da lehnte sich der Idiot plötzlich näher und flüsterte mir mit einem selbstgefälligen Grinsen ins Ohr: „Bist du etwa immer noch sauer, weil du es nicht übers Herz gebracht hast, abzuhauen und mich damit in Schwierigkeiten zu bringen?“
    Wie bitte? Ich zog meine Hände aus den Taschen und ballte sie zu Fäusten, hielt sie aber fest an meine Seiten gepresst, um keinen Blödsinn zu machen, und trat stattdessen einen Schritt zurück. „Nur damit du’s weißt, ich bin einzig und allein wegen Quinn nicht abgehauen. Du solltest auf mich aufpassen und er hat dir vertraut. Aber du hast’s vergeigt. Ich würde meinen Freund niemals in Schwierigkeiten bringen, nur weil du so unvorsichtig bist.“
    Seine warmen blauen Augen richteten sich auf meine. Whoa, wo war ich gerade stehen geblieben?
    „Na, zumindest gibt es einen Menschen, an dem dir etwas liegt“, sagte er mit leiser Stimme.
    Hinter mir klatschte jemand in die Hände und ich hörte Quinns Stimme, doch was er sagte, kam nicht bei mir an. Julians eindringlicher Blick hielt mich gerade voll und ganz in seinem Bann. Auf seltsame Art und Weise kannten seine Augen keine Grenze. Ich fühlte mich gerade bis aufs Letzte offenbart, mit all den dunklen Teilen meiner Seele schön vor ihm ausgebreitet.
    Das war so was von fies.
    Keiner von uns wollte zuerst wegschauen. Dann kam auf einmal ganz langsam ein süßes

Weitere Kostenlose Bücher