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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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Stirn zu.
    „Whoa!“, rief er ebenso erschrocken und zog ruckartig seine Hand zurück, ehe er mir damit die Lichter ausknipsen konnte. Im nächsten Moment fiel sein Blick auf meine nackten Beine … und verharrte dort.
    „Ähm, ja … sie sind … ähm …“ Verlegen versuchte ich die Shorts in die Länge zu ziehen, um damit etwas mehr Haut zu bedecken. Was irgendwie so gar nicht funktionierte. „Kurz.“
    Julian räusperte sich. „Zumindest hast du hierin nicht viel Platz, um Löcher rein zu reißen.“
    „Na, wenn da nicht Prinz Charming vor mir steht.“
    Julian musste lachen. Das niedliche Geräusch wirkte wie eine Abrissbirne auf die solide Schutzmauer, die ich schon vor Jahren um mich errichtet hatte.
    „Komm mit, Cinderella.“ Er machte eine tiefe Verbeugung und schwenkte dann seinen Arm einladend in Richtung Treppe. „Das Bankett wartet bereits.“
    „Dann beeilen wir uns lieber, bevor die Uhr zwölf schlägt und ich mich wieder in einen Kürbis zurückverwandle.“ Ich tapste leichtfüßig die Stufen hinter ihm hinunter und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd.

7.       Taschengeld
     
     
    IN DER KÜCHE hing ein warmer, würziger Duft, bei dem mir das Wasser im Mund zusammenlief. Ich ignorierte meine Mutter, die Marie gerade dabei half, das Mahl aufzutischen, und rutschte in der Essecke bis zum anderen Ende durch. Der Drache hatte seine Höhle also wieder verlassen. Zugegeben, sie sah viel besser aus als noch vor ein paar Stunden. Doch als sie sich zu mir drehte, bekam sie nichts weiter als meinen verächtlichen Blick zu spüren.
    Julian, der hinter einem der beiden Stühle mit hoher Rückenlehne stand, beobachtete das Drama. Er schüttelte den Kopf, zog den Stuhl zurück und setzte sich hin.
    Als Albert sich zu uns gesellte, sagte Marie auch meiner Mutter, sie solle sich setzen. Obwohl da drei freie Plätze waren, suchte sie sich ausgerechnet den neben mir aus. Ich verdrehte die Augen und stand von meinen Platz auf. Julians Mund stand offen, als ich mich auf den letzten freien Stuhl neben ihn setzte. Doch bevor er etwas sagen konnte, hustete meine Mutter ein klein wenig zu laut, um es als belangloses Räuspern gelten zu lassen. Julian seufzte daraufhin und machte seinen Mund wieder zu.
    Warum kümmerte es ihn überhaupt, wie ich auf meine Mutter reagierte? Ich funkelte ihn böse von der Seite an, doch für den Moment zog der werte Herr es wohl vor, mich zu ignorieren.
    Albert setzte sich auf die Eckbank neben den Drachen und Marie fing mit seinem Teller an das köstlich duftende Huhn und Gemüse auszuteilen. Mein Magen knurrte gerade, als Marie nach meinem Teller griff. Hoffentlich hatte es niemand gehört. Ich nahm einen Schluck Wasser aus dem Glas vor mir und schob dann ein Stück Karotte in den Mund.
    „Und, gefällt dir dein Zimmer, Jona?“, fragte mich Albert und biss von seinem warmen Baguette ab.
    Den Mund gerade voll Hühnchen, nickte ich nur.
    „Die Einrichtung ist vielleicht nicht gerade passend für einen Teenager“, fuhr er fort, während er sich und den anderen Erwachsenen ein Glas Wein einschenkte. „Wenn ich mich nicht irre, haben wir im Keller noch die Möbel von Maries altem Jugendzimmer. Wir können sie diese Woche ja vielleicht austauschen, wenn du willst.“
    Sein Angebot überraschte mich. Erwartete er dafür vielleicht eine Gegenleistung? In meinen beinahe achtzehn Jahren hatte ich nur einen Menschen kennengelernt, der mir half, ohne dafür etwas zu erwarten. Quinn. Und der war meilenweit weg.
    „Ist nicht nötig. In sechs Wochen bin ich sowieso wieder weg“, sagte ich in einem schrofferen Ton, als ich eigentlich wollte. Und außerdem wäre es eine Schande, auch nur ein Stück in dem märchenhaften Zimmer auszutauschen. Doch das sagte ich natürlich nicht laut.
    Marie streichelte zärtlich über den Arm meines Onkels. „Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, es wird ihr gefallen.“
    Als ich ihren Blick über den Tisch hinweg suchte, kurvten ihre Mundwinkel nach oben. Mit diesem Lächeln, das ich heute schon mehrmals zu Gesicht bekommen hatte, schaffte sie es erneut, sich durch meinen Schutzmantel aus Stahl zu bulldozern.
    Verdammt.
    Ich konzentrierte mich schnell auf den Teller vor mir. Niemand sollte merken, wie sehr mich Marie mit allem was sie sagte oder tat berührte.
    „Hast du Valentine und Henri im Weingarten gefunden?“, fragte sie unerwartet.
    Julian war derjenige, der antwortete. „Mm-Hm.“
    „Und werden sie später noch hereinkommen und Jona

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