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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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ich geschworen, dass er gerade meine Schläfe mit seiner Nasenspitze liebkoste. Mein Herz schlug wie verrückt. Im nächsten Moment ließ er mich los und machte mit seiner Arbeit weiter, als wäre nichts passiert.
    Ich allerdings brauchte einen Moment, um mich zu fangen. Als auch endlich meine Knie aufgehört hatten zu wackeln, setzte ich meinen Gang fort, zog es aber vor, diesmal etwas mehr Abstand zu Julian zu halten.
    Während der nächsten halben Stunde redeten wir so gut wie nichts miteinander. Erst als mein Eimer völlig leer war, füllte Julian ihn mir wieder auf und sagte dann: „Kannst du hier kurz alleine weitermachen?“
    „Klar.“ Ich runzelte die Stirn. „Wohin gehst du?“ Ich wollte nicht, dass er mich hier draußen alleine zurückließ.
    „Ich komm gleich wieder. Mach du inzwischen diese Reihe fertig, und wenn ich zurück bin, mach ich die andere Seite.“ Er marschierte los noch bevor ich etwas antworten konnte. Offenbar wollte er zurück zum Haus und sein Tempo wurde dabei stetig schneller. Hatte er etwas vergessen?
    Ich schüttelte den Kopf und machte mich wieder an die Arbeit. Aber ohne ihn war das Pulverstreuen ganz schön langweilig. Ich hatte etwas mehr als fünfzig Meter geschafft, als Marie mich aufstöberte. Bei ihr war ein Mann mit schockierend rotem Haar und einer großen Knollnase.
    „Das ist Henri“, stellte sie ihn mir vor.
    Er reichte mir die Hand und meine eigene verschwand in seinen langen, schwieligen Fingern. Valentine so klein und rund und dieser Kerl so groß und dünn wie eine Bohnenstange—die beiden ergaben echt ein lustiges Paar.
    „Hallo Henri“, sagte ich und versuchte dabei seinen Namen so auszusprechen, wie Marie es getan hatte. Ou-Rie.
    Er lächelte freundlich. Aus seiner nicht gerade übermäßigen Redseligkeit schloss ich, dass er ebenfalls nur Französisch sprach. Cool. Eine weitere Person, mit der ich mich nicht unterhalten musste, obwohl er und seine Frau ja schon irgendwie nett wirkten.
    Ich wollte gerade zurück an die Arbeit gehen, da hörte ich Maries heiteres Lachen hinter mir und drehte mich noch einmal um.
    „Jona“, brachte sie mit knapper Müh und Not heraus. „Was ist denn das auf deinem Hintern?“
    „Wie? Was meinst du?“ Ich verrenkte meinen Nacken, um einen Blick auf meinen Po zu werfen. Erst auf einer Seite, doch da war nichts. Dann die andere. Huch! Da war ein verräterischer weißer Handabdruck von Julian auf meiner Arschbacke. Der fiese Sack hatte also wirklich seine Rache bekommen. „Dafür mach ich ihn einen Kopf kürzer“, brummte ich mit hochrotem Gesicht in mich hinein, als ich den Staub von meiner Jeans abklopfte.
    Julian kam erst nach einer halben Stunde zurück aufs Feld. Bis dahin war der Großteil meines Ärgers bereits verflogen. Ich erwähnte den Handabdruck gar nicht erst, doch Julian hatte sicher gemerkt, dass er weg war, als er mir einmal kurz unschuldig auf den Hintern sah. Als ich ihn dabei erwischte, verkniff er sich ein Grinsen.
    Mit der Flasche kalten Mineralwassers, die er mir mitgebracht hatte, war alles wieder in Ordnung. „An so heißen Tagen ist es wichtig, dass du viel trinkst. Sonst bekommst du noch einen Hitzschlag“, warnte er mich und nahm einen Schluck aus seiner eigenen Flasche.
    Bis zum ersten Schluck hatte ich gar nicht gemerkt, wie durstig ich wirklich war. Doch als ich erst einmal angesetzt hatte, konnte ich kaum noch aufhören und trank die halbe Flasche in einem Zug leer.
    Der Morgen verging wie im Flug. Beinahe zu schnell. Und ehe ich mich versah, rief uns Marie zum Mittagessen.
    „Geh schon mal vor“, sagte Julian. „Ich komme in ein paar Minuten nach. Dein Onkel braucht noch kurz Hilfe mit dem Bodenscanner.“
    Lustigerweise wusste ich genau, wovon er sprach. Es handelte sich dabei um ein kleines Gerät, das Ähnlichkeit mit einem Taschenrechner hatte und das Albert den ganzen Morgen lang mittels eines angehängten Stifts hier und da in die Erde gesteckt hatte, um dann irgendetwas von dem kleinen Display abzulesen. Winzer verwendeten echt cooles Zeug.
    Ich lief hinter Marie her und freute mich über die schattige Abwechslung, als wir am Haus ankamen. Da ich heute Morgen das Frühstück ausgelassen hatte, gab nun auch mein Magen ein verhungertes Knurren von sich. Ich wusch mir schnell die Hände und setzte mich dann an den Tisch.
    Es dauerte nicht lange, da kam auch der Drache aus seiner Höhle und setzte sich zu mir. Dieses Mal war sie aber clever genug, nicht den Platz direkt neben mir

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