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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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ins Herz. Tante Marie tat alles Mögliche und noch mehr, nur damit ich mich in ihrem Haus wohlfühlte. Aber durch den ganzen Hass für meine Mutter, den ich mit mir herumschleppte, konnte ich es einfach nicht zulassen, dass mir jemals wieder jemand so nahe kam wie Charlene. Denn am Ende würden sie mich sowieso alle verlassen. Und ich wäre wieder allein.
    „Sie hat vorgeschlagen, dass wir morgen den Tag miteinander verbringen. Nur wir beide.“ Ich hatte keine Ahnung, warum ich das ausgerechnet Julian erzählte. Vielleicht, weil er mir vorkam wie jemand, zu dem ich offen sein konnte. So jemand wie Quinn. „Und dann hat sie mir auch so viele schöne Kleider geschenkt.“
    „Leider hast du ja davon heute nichts angezogen.“ Neckisch zupfte er am Saum meines abgetragenen T-Shirts. „Aber sie weiß wirklich, wie sie jemandem das Gefühl gibt, willkommen zu sein, nicht wahr?“
    „Ja, das tut sie.“ Ich schmunzelte. „Was man ja von dir leider nicht sagen kann.“
    „Was soll das denn bitte heißen?“ In seiner Stimme schwang ein Lächeln mit.
    „Tja, du warst nicht unbedingt der charmanteste Junge auf Erden, als wir uns zum ersten Mal gesehen haben. Mit den ganzen Sticheleien und so … da wundert es mich auch gar nicht, dass du keine Freundin hast.“
    „Wer sagt dir, dass ich keine Freundin habe?“
    „Na ja … du. Ich meine, du hast doch selbst gesagt, dass du nicht Charlenes Liebhaber bist. Und ich sehe hier auch keine anderen Mädchen rumlaufen.“ Verdammt. Ich biss mir auf die Zunge. Wahrscheinlich wartete bereits irgendwo eine Frau auf ihn, nett und jung und nicht potthässlich wie der Drache. Bei dem Gedanken schlängelte sich eine unsichtbare Boa um meine Brust und tat, was Schlangen am besten konnten. Sie drückte zu. Als ich ihn daraufhin fragte: „Also … hast du eine oder nicht?“, war meine Stimme alles Mögliche, nur nicht selbstsicher.
    „Nein …“ Julian zog das Wort in die Länge und lachte dabei leise.
    Keine Freundin! Juhu! Und jetzt verpasst mir bitte jemand eine, denn ich sollte mich über diese Tatsache weiß Gott nicht so sehr freuen. Allerdings konnte ich die Schmetterlinge in meinem Bauch, die gerade die Boa um meine Brust vertrieben hatten, einfach nicht mehr kontrollieren. Mein Herz klopfte wie verrückt, was mich nur noch mehr ärgerte, denn so, wie mich Julian an sich drückte, musste er es mitbekommen.
    Aus alter Angewohnheit, wie immer, wenn ich unsicher war, griff ich auf meinen bissigen Tonfall zurück. „Siehst du? Das wäre wahrscheinlich anders, wenn du ein bisschen netter zu Mädchen wärst.“
    „Ja, vielleicht“, flüsterte er. Seine sanften Lippen kitzelten dabei mein Ohr. „Und doch halte ich dich heute in meinen Armen … nach nur drei Tagen.“
    Ich schnappte entsetzt nach Luft. Mein Blick sank auf meine nackten Füße. Ich sollte gar nicht hier sein. Nicht in diesem Haus und ganz sicher nicht in Julians Armen. Und schon gar nicht sollte es sich so wunderbar anfühlen. Bereit, mich von ihm loszureißen, versteifte sich jeder einzelne Muskel in meinem Körper.
    Julian drückte mich ein klein wenig fester an sich. „Schhh…“, machte er ganz leise. „Du erschreckst sonst die Vögel.“

11.    Mitternächtliche Gespräche
     
     
    WENN JEMALS JEMAND versucht hätte mir weiszumachen, dass ich einmal auf einem Balkon fünf Meter über dem Erdboden sitzen würde und das Ganze auch noch genießen konnte, dann hätte ich ihn wohl in die Kategorie „völlig übergeschnappt“ eingestuft. Und doch saß ich hier und betrachtete die Sterne. Die warme Hausmauer hinter meinem Rücken wirkte dabei wie ein Kachelofen.
    Julian, der wieder mal lässig auf dem Geländer saß, blickte auf mich herab und nickte in Richtung meiner angewinkelten Beine. „Deine Knie zittern ja gar nicht mehr. Du wirst dich doch am Ende nicht noch entspannen hier oben?“
    Ich umschlang meine Beine mit meinen Armen und schenkte ihm sogar ein kleines Lächeln. „Sieht fast so aus.“ Obwohl mein Zittern von vorhin ja mindestens zu neunzig Prozent durch seine Umarmung ausgelöst worden war und gar nicht so sehr durch die Höhenangst. Aber das musste er nun wirklich nicht wissen.
    „Also, was habt du und Marie morgen vor? Werdet ihr euch gegenseitig die Fingernägel pink anstreichen, in Bikinis auf der Veranda abhängen und Cocktails mit kleinen Schirmchen drin schlürfen?“ Er pustete sich dabei geziert damenhaft auf die Fingernägel und brachte mich damit zum Lachen.
    „Das

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