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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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hinausspazierte und nur noch wir beide am Tisch saßen, stützte Marie ihr Kinn in ihre Hand und seufzte.
    „Er ist einfach unverbesserlich.“ Da war so ein romantischer Schimmer in ihren Augen, der mich rätseln ließ, ob sie ihn bereits nach diesen paar Sekunden vermisste. „Wenn du mit dem Essen fertig bist, kann ich dich vielleicht darum bitten, den Tisch abzuräumen? Ich möchte noch schnell eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine schieben, bevor wir beide uns auf den Weg machen.“
    „Klar.“ Als ich allein in der Küche war, summte ich mein kleines Lied und räumte dabei die Butter und Marmelade zurück in den Kühlschrank. Meine Tasse und den Teller spülte ich unter der Wasserleitung, da der Geschirrspüler bereits lief. Dabei spritzte ich ein paar Tropfen auf mein T-Shirt. Mit Blick nach unten rieb ich den Stoff auf dem Weg nach draußen trocken und stieß dabei mit Julian zusammen, der gerade in die Küche kam.
    Wenn er nicht so schnell seinen Arm um mich gelegt hätte, um mich zu halten, wäre ich geradewegs gegen die Kommode mit der blau-weißen Vase gestolpert. Marie wäre bestimmt sauer oder zumindest sehr traurig gewesen, wenn ich die Vase zerbrochen hätte. Die sah ganz schön teuer aus.
    „Whoa, ´Tschuldigung“, stieß er überrascht hervor.
    „Schon okay. Ist ja nichts passiert.“
    Obwohl ich bereits wieder fest auf meinen eigenen Beinen stand, ließ mich Julian nicht gleich los. Ich mochte, wie sein linker Mundwinkel nach oben wanderte und er seine Augenbrauen ein wenig tiefer zog. Alles was jetzt noch fehlte, damit ich mich in diesen Burschen verlieben würde, war das anzügliche Knurren eines Tigers.
    Ein beängstigender Gedanke huschte mir in diesem Moment durch den Kopf. Was würde wohl passieren, wenn ich meine Hände auf seine Wangen legte, seinen Kopf zu mir nach unten neigte und ihn küssen würde?
    Bei dir piept’s wohl!
    War vermutlich so. Ich schaufelte den Gedanken beiseite. Ein Kuss würde bedeuten, meine Schutzmauer um mich aufzugeben. Und das durfte keinesfalls passieren. Ich drückte gegen seine Brust und befreite mich aus seiner Umarmung, die ja mittlerweile völlig überflüssig geworden war. „Lass mich los. Du zerdrückst mich ja.“
    Julian steckte die Hände in die Taschen seiner dunklen Skater-Hose und betrachtete mich mit durchdringenden Augen. „Tut mir leid. Ich hab wohl vergessen, dass hier unten im Erdgeschoß keine unmittelbare Lebensgefahr für dich besteht.“
    „Zumindest würde ich hier sicher nicht weit fallen und mir das Genick brechen.“
    Er ignorierte meinen schnippischen Tonfall und lehnte sich um die Ecke, um einen Blick in die Küche zu werfen. „Ist deine Tante hier irgendwo?“
    „Macht gerade die Wäsche.“
    „Ich bin hier, Julian!“ Marie kam gerade die Treppen vom Keller rauf und hielt einen Korb voll frisch duftender Kleider unter ihrem Arm eingeklemmt. „Was brauchst du denn?“
    „Kann ich mir euren Wagen ausleihen? Ich muss in die Stadt und etwas besorgen.“
    Marie sah unsicher zu mir und wieder zurück zu Julian. „Jona und ich brauchen das Auto. Wir wollen auch in die Stadt. Aber du kannst ja mit uns fahren.“
    Julian runzelte bedenklich die Stirn. „Ihr zwei wolltet doch einen Mädelstag machen. Da will ich wirklich nicht stören.“
    Die Hände hinter meinem Rücken verschränkt, wippte ich auf meinen Fußballen auf und ab und sagte mit einer auffallend hoffnungsvollen Stimme: „Du störst nicht.“
    Als Erstes wanderte nur Julians Blick zu mir, dann drehte er schließlich seinen Kopf in meine Richtung und neigte ihn leicht schief. Seine Lippen wurden schmal und seine Augenbrauen formten beinahe eine durchgehende Gerade. Jap, diesen Blick kannte ich. Er fragte sich gerade, was ich im Schilde führte.
    Tja, Sherlock Holmes nutzte eben jede Gelegenheit, die sich ihm bot.
    Als ich ihn als Reaktion auf seine Skepsis nur anlächelte, musste er schließlich einsehen, dass er im Moment nichts aus mir herausbekam. „Okay“, sagte er langsam. „Ich sehe nur noch kurz nach deiner Mutter und treffe euch dann draußen.“ Unsere Blicke waren wie miteinander verkettet, als er an mir vorbeiging. Oh, so misstrauisch. Er sah sogar noch mal zurück über seine Schulter.
    „Beeil dich!“, rief ich ihm nach und klang dabei wie ein aufgeregtes Lämmchen.
    Seine Augenbrauen wanderten noch mal ein paar Zentimeter tiefer, bevor er im Zimmer meiner Mutter verschwand.
    Oh, der Tag wurde von Minute zu Minute besser.

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