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Märchensommer (German Edition)

Märchensommer (German Edition)

Titel: Märchensommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Katmore
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dachte er tatsächlich darüber nach? Ein entrüstetes Stöhnen entfuhr mir. „Das ist nicht dein Ernst!“
    Seine linke Augenbraue schob sich andeutungsweise nach oben.
    „Ich werd schon nicht abhauen, okay?“, protestierte ich. Dann musste ich aber selber lachen. Das war sicher eine der dümmsten Unterhaltungen, die ich in meinem Leben geführt hatte. Zumindest mit einer echten Person. Mit den Tauben im Park zu reden zählte hier nicht.
    Wir folgten Marie, die bereits ein paar Meter weiter die Straße runter spaziert war und sich gerade in einem Schaufenster verlor. Julian stupste mich noch einmal mit seinem Ellbogen und bot mir dann seinen Arm an.
    „Ist das deine Rückversicherung, dass ich nicht doch noch verloren gehe?“ Sozusagen eine Alternative zu den Handschellen.
    Julian blinzelte langsam und bewegte dabei seinen Arm nicht von der Stelle. „Komm schon. Ich warte nicht ewig.“
    „Überhaupt nicht aufdringlich, Julian.“ Ich verdrehte die Augen, schlang aber dann meine Hand um seinen Arm und spürte, wie sein Bizeps zuckte, als er seine Hand in die Hosentasche schob. Hmm. Fühlte sich gut an. Ich könnte mich daran gewöhnen.
    Als wir Marie erreichten, schwärmte sie gerade von einem karamellfarbenen Pullover in der Auslage. „Sieh nur, Jona. Der würde dir wunderbar—“ Sie unterbrach sich selbst, als sie sich zu uns umdrehte. Ihr Mund formte ein erstauntes, wenn auch freudiges Oh .
    „Oh, nein, nein, nein! Das ist absolut nicht das, wonach es aussieht.“ Verdammt. Der Satz klang irgendwie komisch aus meinem Mund. „Julian fürchtet nur, ich könnte in der Menge“ —untertauchen— „verloren gehen.“
    „Ach so.“ Sie drehte sich wieder zum Schaufenster zurück. In der blank geputzten Fensterscheibe spiegelte sich ihr entzücktes Lächeln. Sie glaubte mir wohl kein Wort. Und ganz offenbar war sie begeistert darüber, dass Julian und ich irgendwie, na ja, verlinkt waren.
    Ganz toll. Danke, Julian.
    Marie entschied, dass wir in diesem Geschäft mit unserer Shoppingtour beginnen sollten, und lenkte uns durch die breite, automatische Schiebetür.
    Julian blieb allerdings davor stehen und ich ließ seinen Arm los. „Ich bin sicher, ihr Ladies braucht mich da drinnen nicht wirklich. Ich werde in der Zwischenzeit schnell zu Pauls Piano-Shop laufen und sehen, ob er etwas Neues für mich da hat. In zehn Minuten bin ich zurück.“ Sein Blick streifte meinen und seine Stimme wurde tiefer und sanfter. „Viel Spaß.“ Die Tür ging zu, als er einen Schritt zurück machte und in die Richtung losmarschierte, aus der wir gekommen waren.
    Marie legte ihre Hand auf meinen Arm und lächelte sanftmütig. „Das Musikgeschäft ist nur einen Block entfernt. Julian wird bald wieder zurück sein.“
    Ach du Scheiße, ich hatte wohl etwas zu lange hinter Julian her gestarrt. Mürrisch stapfte ich davon, doch ihr Kichern verfolgte mich.
    Binnen Kurzem demonstrierte Marie, wozu eine französische Frau in Einkaufslaune im Stande war. Sie rauschte von einer Ecke des weitläufigen Ladens zur anderen und sammelte dabei Dutzende Kleidungsstücke ein, die sie alle über ihren Arm hängte. Mit ihrer freien Hand zog sie mich am Ärmel in Richtung einer der sieben Umkleidekabinen im hinteren Bereich. „Komm, Chérie. Lass uns die Sachen anprobieren.“
    Schockiert blieb ich stehen und mit mir auch meine Tante, die meinen Ärmel zu spät losgelassen hatte. Die Wagenladung Kleider rutschte dabei fast von ihrem Arm. „Was ist?“, fragte sie. „Ich bin sicher, ich habe überall die richtige Größe für dich herausgesucht. Und es sind so niedliche Sachen darunter.“ Sie hielt mir den Haufen aus Regenbogenfarben entgegen.
    Mit niedlich konnte ich nichts anfangen. Und was noch viel wichtiger war: Ich hatte nicht vor, auch nur einen Cent meines hart verdienten Geldes für Kleider auszugeben. Das war mein Ticket nach Hause. Und Klamotten hatte ich ja zurzeit ohnehin genug. „Ehrlich, ich brauche keine neuen Sachen. Was du mir diese Woche geschenkt hast, reicht sicher für die nächsten zehn Jahre.“
    Sie wischte mein Argument mit einer Hand beiseite. „Unsinn. Kleider kann man doch nie genug haben.“ Dann schlich plötzlich ein Schimmer von Zweifel in ihre grünen Augen. „Oder geht es dir vielleicht um den Preis? Natürlich musst du für nichts bezahlen, solange du bei uns lebst, Jona. Albert und ich werden alle Kosten übernehmen. Das ist doch klar.“
    Die Großzügigkeit meiner Tante und meines Onkels kannte

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