Märchenwald Mörderwald
in denen man gut essen kann. Das wäre meine Alternative.«
Was sie letztendlich taten, war mir egal. Ich wollte mich auf die Socken machen und so schnell wie möglich zu diesem Lord Britton fahren, den mir Sir James so ans Herz gelegt hatte. Er konnte mir ja mit vielen Dingen kommen, nur bei einem Vorschlag würde ich streiken.
Ich würde ihm auf keinen Fall beim Spielen mit seinen Zinnsoldaten Gesellschaft leisten...
***
Der Frühsommerwind hatte den Himmel völlig blank gefegt. Die strahlende Sonne begleitete mich, und ich war nicht darauf erpicht, irgendwelche Temporekorde aufzustellen, deshalb fuhr ich gemächlich in eine Gegend unseres Landes, in der das Wort Großstadt ein Fremdwort war.
An dem Ort mit dem schönen Namen Sevenoaks rollte ich vorbei und hielt mich in südwestlicher Richtung. Die Straßen wurden weniger, auch schmaler, und es gab viel Natur.
Kurzum: Es war einfach herrlich, sich durch diese ländliche Landschaft treiben zu lassen, und so etwas wie Urlaubsstimmung kam in mir auf. Automatisch fing ich an zu lächeln, und ich hatte eigentlich vergessen, dass ich unterwegs war, um das Rätsel eines sprechenden Baumes zu lösen, obwohl mir dies im Moment noch völlig absurd erschien.
Wald und Felder lösten sich ab. Zwischen den dunklen Waldinseln leuchtete der blühende Raps in seiner strahlend gelben Farbe. Dazu passte perfekt der blaue Himmel.
Woodlawn lag nicht mehr weit entfernt. Ich rollte an einem schmalen Bachlauf entlang und sah hin und wieder kleinere Orte mit kleinen, schmucken Häusern.
Schließlich musste ich nach links abbiegen, um in eine Straße zu gelangen, die von Pappeln gesäumt wurde. Der Untergrund war leider etwas brüchig, sodass ich in meinem Rover öfter schaukelte.
Autoverkehr herrschte hier nicht. Wie so oft in einer ländlichen Gegend, kam ich mir ziemlich einsam vor. Ich hatte zwischendurch einige Radfahrer oder auch landwirtschaftliche Fahrzeuge überholt, aber das war auch alles.
Natürlich beschäftigten sich meine Gedanken mit der näheren Zukunft. Sprechende Bäume waren etwas, über das ich nachdenken musste. Nur wollten sie mir nicht so recht in den Kopf. Blutende hatte ich schon erlebt. Auch anders manipulierte, aber Bäume, die den Geist eines Menschen aufnehmen konnten, waren meines Wissens bisher nicht dabei gewesen.
Die Bäume an den Straßenrändern standen nicht so dicht beisammen. Es gab genügend Lücken, um in die Landschaft schauen zu können, und wenn mein Blick für einen Moment über die flachen Felder glitt, fiel mir der Wald auf, der hier dichter wuchs. Große, dunkle Flächen breiteten sich aus. In der recht flachen Landschaft wirkten sie wie kompakte Mauern.
Den Weg zu Lord Britton hatte ich mir herausgesucht. Er lebte abseits des Ortes in seinem Herrenhaus, aber wiederum nicht zu weit von der menschlichen Ansiedlung entfernt.
Es passierte, als ich bereits das Ende der Straße sah. Und es geschah so plötzlich, dass ich fast nicht mehr hätte reagieren können.
Von der linken Seite her huschte etwas auf die Straße, und ich konnte im letzten Moment stoppen, sonst hätte ich das Tier überfahren.
Der Rover rutschte ein kleines Stück nach vorn, dann stand er.
Und der Hund stand auch!
Ich schaute durch die Scheibe und stellte fest, dass ich es mit einem struppigen Mischling zu tun hatte. Manche hätten von einem niedlichen oder süßen Aussehen gesprochen, doch diese Eigenschaften wollte ich ihm nicht zugestehen.
Ich schaute hinaus, und er bewegte sich nicht von der Stelle. Er starrte ausschließlich den Wagen an, als sähe er in ihm einen Feind. Ich fragte mich, wo der Hund herkam, und hätte eigentlich nach rechts oder links fahren können, um ihn zu passieren. Platz genug war.
Genau das tat ich nicht. Ich blieb weiterhin stehen und stellte sogar den Motor aus.
Jetzt hieß es abwarten.
Der Hund tat nichts. Ich hielt mich auch zurück, bis ich es leid war und die rechte Tür öffnete. Ich wollte ihn vertreiben und zugleich herausfinden, warum er hier hockte.
Die Autotür schloss ich nicht ab. Dann klatschte ich ein paar Mal in die Hände und versuchte ihn so zu verscheuchen, aber der Hund bewegte sich nicht von der Stelle.
Ich ging weiter, bis ich den rechten Kotflügel erreicht hatte. Genau da erlebte ich die erste Reaktion. Der Hund, der sein Maul bisher geschlossen gehalten hatte, riss es nun auf und schickte mir ein bedrohliches Knurren entgegen.
Ich rührte mich nicht.
Der Hund knurrte weiter. Auch Tiere können
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