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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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festgeschrieben, und es interessierte sie auch nicht, ob ihr Hund sie begleitete oder nicht.
    Peter Benson öffnete die Haustür und trat ins Freie.
    Normalerweise wäre jetzt sein Hund angekommen, um ihn durch sein freudiges Bellen zu begrüßen, aber Ricky kam nicht. Er hielt sich zurück.
    Die Luft war noch sehr feucht. Die Sonne kam nicht mehr durch. Dicht über dem Boden hatten sich schon erste Nebelschwaden gebildet. Sie waren nicht besonders dicht und erinnerten mehr an graubleiche Fahnen.
    Das Haus lag mit der Rückseite zum Wald hin. Der Abend war erst eingeläutet worden. Noch behielt die Helligkeit die Oberhand, und so konnte der Förster seinen Wald gut im Blick behalten. Er schaute auf die breite Front, die nicht grün schimmerte, sondern mehr einer dunklen Mauer glich.
    Dunst kroch durch das Unterholz und wurde dort zu einer undurchsichtigen Suppe.
    Der Förster ging davon aus, dass dieser seltsame Wald ein Geheimnis bewahrte. Die Menschen in der Umgebung hatten ihn nicht grundlos Märchenwald genannt. Als Benson seinen Dienst angetreten hatte, war er auch gewarnt worden. Er hatte damals nicht weiter darüber nachgedacht, warum sich kein Einheimischer gefunden hatte, um den Job des Försters zu übernehmen. Nun machte er sich schon Gedanken darüber. Der Wald hatte sich auf eine gewisse Art und Weise offenbart, ohne dass Peter und seine Frau bewusst sein Geheimnis herausgefunden hätten.
    Im Haus meldete sich das Telefon.
    Es war ihm egal, und auch Marisa hob nicht ab. Stattdessen trat sie zu ihm ins Freie.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du etwas gesehen?«
    Der Förster schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Es ist alles so normal unnormal geblieben. Auch Ricky hat sich nicht gezeigt.«
    »Und jetzt?«
    Auf diese Frage wusste der Förster auch keine Antwort. Wie geistesabwesend strich er über den Gewehrlauf, der neben seiner rechten Wange in die Höhe ragte.
    »Weißt du es nicht, Peter?«
    »Wir müssen warten.«
    »Worauf?«
    »Dass alles so wird wie gestern Abend.«
    »Dann glaubst du an eine Wiederholung?«
    »Ja. Du nicht?«
    Marisa musste sich räuspern. Sie saugte die feuchte Luft tief ein. »Ich weiß nicht, ob wir beide die Kraft haben, genau das zu tun. Ich kann mir vorstellen, dass die andere Seite stärker ist. Dass sie uns lenkt und nicht umgekehrt. Natürlich wünsche ich mir, dass es anders kommt, aber daran habe ich meine Zweifel. Wir sind eingebunden in die fremde Magie und den anderen Zauber des seltsamen Märchenwaldes. Aber vielleicht können wir es schaffen, Peter, wenn wir Zusammenhalten. Wir müssen nur fest an uns glauben.«
    »Tun wir das denn nicht?«
    »Ich denke schon.«
    Peter Benson nickte. »Es ist, so habe ich das Gefühl, ein Abschied für uns. Wir verlassen eine Heimat, um in die Fremde zu gehen. Die Fremde ist bekannt, sie liegt vor uns. Du hast unsere Tochter am Fenster gesehen, und nun habe ich den Eindruck, dass sie sich uns gezeigt hat, weil sie uns holen will. Sie kann nicht mehr allein bleiben, denn sie will die Familie beisammen haben, wo immer das auch sein mag. Sogar in einem verdammten Märchen- oder Mörderwald.«
    »Aber wo ist sie, Peter? Wo hält sie sich auf? Denk daran, wie oft der Wald durchsucht wurde. Niemand hat sie gefunden, und plötzlich ist sie wieder da, wenn auch verändert. Ich glaube nicht daran, dass es im Wald ein so perfektes Versteck gibt, in dem ein Mensch bei gründlicher Durchsuchung nicht gefunden wird.«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Es ist vielleicht möglich, dass es außer unserer Welt noch eine andere gibt, die wir nicht kennen. In der sich Geister und Gespenster aufhalten. Denn hattest du nicht das Gefühl gehabt, dass Alina ein Gespenst war, als sie vor dir am Fenster gestanden hat? War das nicht so?«
    »Ich weiß es nicht. Ein wenig hast du schon Recht. Sie kam mir gespenstisch vor.«
    »Und sie hat auch nicht gesprochen.«
    »Stimmt.«
    »Gespenster können nicht reden«, behauptete der Förster mit fester Stimme.
    Seine Frau gab keine Antwort. Aber sie merkte, dass mit ihr etwas passierte. Eine innere Unruhe hielt sie plötzlich gepackt. Sie konnte sich nicht dagegenstemmen, sie war einfach da, und Marisa hatte das Gefühl, weg zu müssen.
    Doch sie wollte in der Nähe ihres Mannes bleiben. Wenn sie jetzt abtauchte und ihn allein ließ, war es aus. Der Pakt zwischen ihnen musste in derartigen Situationen noch fester geschlossen werden.
    Kein Tier lief sichtbar über das Gelände zwischen Haus

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