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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und Wald hinweg. Die Wiese sonderte einen feuchten Glanz ab. Auch hier stieg der blasse Dunst hoch, der keine Figuren bildete und einfach nur über dem grünen Untergrund schwebte.
    »Ich muss weg!«
    Marisa Benson zuckte zusammen, als sie die Stimme ihres Mannes hörte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Besonders nicht so plötzlich. Sie hielt ihn am Arm fest.
    »Warum musst du weg?«
    »Man ruft mich.«
    »Wer?«
    »Die Stimme.«
    Marisa rann es kalt über den Rücken. Sie fragte sich, unter welchen Vorstellungen ihr Mann litt, und sagte dann mit fester Stimme: »Ich höre nichts. Gar nichts.«
    »Kannst du auch nicht.« Er deutete gegen seinen Kopf. »Die Stimme ist nur hier.«
    »Verstehe. Weißt du auch, wer dich da ruft?«
    »Sie ist es.«
    »Alina?«
    »Ich glaube schon.« Der Förster bewegte unruhig den Kopf, sodass er die gesamte Waldbreite überblicken konnte und nun damit rechnete, mehr zu sehen. Der Dunst sorgte dafür, dass dies nicht der Fall war. Der Wald hatte sein Geheimnis. Er würde nicht freiwillig zeigen, was hinter der dünnen Dunstwand passierte. Wenn man es erleben wollte, musste man schon zu ihm kommen.
    Das tat der Förster. Er kümmerte sich nicht mehr um seine Frau. Er startete mit langen Schritten, als wollte er sich ein krankes Reh anschauen, das er geschossen hatte.
    Marisa Benson wartete noch einige Sekunden. Dann machte auch sie sich auf den Weg...
    ***
    Der Lord und ich waren nicht gleich mit dem Rolls Royce losgefahren. Sir Henry hatte mir auch nicht seine Zinnsoldaten-Sammlung gezeigt. Es gab Dinge, die wichtiger waren und aufgeklärt werden mussten.
    Vor zwei Tagen hatte er das Phänomen erlebt. Seiner Meinung nach war schon zu viel Zeit vergangen, wobei er sich fragte, ob diese noch aufzuholen war.
    Zudem gab es noch ein Problem. Der Lord hatte einige Male versucht, mit Peter Benson zu telefonieren. Es hatte niemand abgehoben, und man hätte davon ausgehen können, dass der Förster nicht zu Hause war, aber daran wollte er nicht glauben. Er war der festen Überzeugung, dass etwas passiert war, und das hatte er mir immer wieder zu verstehen gegeben.
    Der Regen war nicht mal plötzlich gekommen. Man hatte ihn angesagt, aber es gab nur zwei kurze Schauer. Auch jetzt lag über der Landschaft noch ein feuchter Dunststreifen. Das Wasser tat der Natur gut.
    Wir nahmen meinen Rover. Lord Britton wies mir den Weg. Weit war es ja nicht. Wir brauchten nicht mal durch ein Dorf zu fahren. Dafür jedoch über schlammige Feldwege oder durch Pfützen, deren Wasser an beiden Seiten hochspritzte, wenn wir hindurchfuhren.
    »Ich stelle mir das so vor«, hatte mir der Lord gesagt. »Wir werden zuerst mit dem Förster reden, und danach gehen wir dann in den Wald. Und zwar dorthin, wo ich die Asche verteilt habe. Es kann ja sein, dass der Baum auch jetzt noch spricht und mich meine Schwester aus irgendwelchen fernen Welten beobachtet.«
    »Dagegen habe ich nichts.«
    »Sehr schön.« Er grinste mich von der Seite her an. »Ich warte auf die Einschränkung, Mr. Sinclair.«
    »Gut, wenn Sie wollen, dann sage ich Ihnen, was ich denke. Es könnte sein, dass sich der Wald tatsächlich verändert hat und dass er, sagen wir, menschenfeindlich geworden ist. Wenn das zuträfe, könnte ich mir vorstellen, dass dort auch Gefahren lauern.«
    »Na und?«
    »Das ist kein Spiel, Sir Henry.«
    Der Lord rieb seine Hände. »Ich weiß. Nur war ich schon immer dafür berüchtigt, dass ich die Dinge zumeist anders gesehen habe als die übrigen Mitglieder meiner Familie. Ich kann es mir eben erlauben, meinen eigenen Weg zu gehen. Das sollte man doch auch nicht verachten.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    »Klar, danke.«
    Er war schon ein seltsamer Typ. Aber nicht unsympathisch. Zudem mochte ich Menschen, die im Leben ihre eigenen Wege gingen. Der Lord gehörte dazu. Wenn ich ihn anschaute, musste ich lächeln.
    Er hatte seine Kleidung gewechselt, trug jetzt Stiefel, Kniebundhosen, eine längere Jacke, und er hatte sich auch bewaffnet. Ein Gewehr hatte er nicht mitnehmen wollen. Dafür steckte in einer Halfter an der linken Seite eine Armeepistole, die ihre Jahre auf dem Buckel hatte, aber noch perfekt und sehr zielsicher schoss, wie er mir versichert hatte.
    Ich folgte den Anweisungen meines Nebenmanns, und so rollten wir durch das dunstige und feuchte Gelände. Ich war froh, dass wir den Rest der Strecke auf einem mit Kies und kleinen Steinen bestreuten Weg fahren konnten. Hier rahmten uns hohe Büsche ein, und der Lord

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